MoR 03 - Günstlinge der Götter
als Senatsmitglied seine Ziele zu erreichen; aber als Nichtmitglied etwas vom Senat zu erbitten, war überaus schwierig.
Nachdem Pompeius sich von Sulla verabschiedet hatte, machte er sich in Gedanken versunken auf den Heimweg. Zunächst würde er im Senat Anhänger finden müssen. Und danach würde er eine kleinere Gruppe von Männern um sich scharen, die bereit waren - gegen entsprechende Bezahlung versteht sich —, in seinem Auftrag tatkräftig zu intrigieren und sich sogar an geheimen Aktivitäten zu beteiligen. Aber wo anfangen?
Plötzlich blieb Pompeius stehen, drehte sich um und lief behend, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, wieder den Clivus Victoriae hinauf — in einer Toga eine beachtliche Leistung. Philippus! Er würde mit Philippus anfangen.
Es war lange her, seit Lucius Marcius Philippus Gaius Marius in dessen Villa am Meer besucht hatte, um diesem gefährlichen Mann mitzuteilen, daß er, Philippus, zum Volkstribun ernannt worden sei, und ihn zu fragen, was er für ihn tun könne — gegen entsprechende Bezahlung natürlich. Nur Philippus wußte, wie oft er schon im Geiste die Toga hingeworfen hatte. Aber er hatte stets überlebt und sogar sein Ansehen gestärkt. Als Pompeius ihn aufsuchte, war er Konsular und ehemaliger Zensor und zählte zu den Ältesten im Senat. Viele haßten ihn, und nur wenige mochten ihn wirklich, aber trotzdem war er eine Autorität; irgendwie hatte er die meisten davon überzeugt, daß er ein bedeutender und einflußreicher Mann war.
Philippus fand das Gespräch mit Pompeius amüsant und anregend. Bisher hatte er nicht viel mit Sullas Günstling zu tun gehabt, aber er wußte sehr gut, daß Rom mit Pompeius einen jungen Mann hervorgebracht hatte, der Beachtung verdiente. Außerdem war Philippus wieder einmal blank. Oh, nicht wie früher! Sullas Proskriptionen hatten sich als überaus fruchtbare Einnahmequelle erwiesen, und er hatte für ein paar Tausender Besitzungen im Wert von mehreren Millionen erstanden. Aber wie viele Männer seines Schlages war Philippus kein guter Verwalter. Das Geld zerrann ihm schneller unter den Händen, als er es einnehmen konnte. Er war weder imstande, seine ländlichen Betriebe zu überwachen, noch zuverlässige Leute auszuwählen.
»Kurzum, Gnaeus Pompeius, ich bin das genaue Gegenteil von Marcus Licinius Crassus. Er hat noch immer seinen ersten Sesterz und scheffelt jetzt Millionen. Seine Leute schlottern vor Angst, wenn sie ihn sehen. Meine lächeln verstohlen.«
»Du brauchst einen Chrysogonus«, sagte Pompeius.
Philippus, der schon immer zur Fettleibigkeit geneigt hatte, war mit den Jahren noch schwammiger geworden, und seine braunen Augen verschwanden fast zwischen den geschwollenen Oberlidern und den dicken Tränensäcken. Diese Augen blickten den jungen Ratgeber jetzt überrascht und mißtrauisch an: Philippus war es nicht gewohnt, gönnerhaft behandelt zu werden.
»Chrysogonus endete aufgespießt unter dem Tarpeischen Felsen!«
»Trotz seines Schicksals war Chrysogonus für Sulla von großem Nutzen«, sagte Pompeius. »Er mußte sterben, weil er sich an den Proskriptionen bereichert hatte — nicht, weil er seinen Gönner direkt bestohlen hatte. In den vielen Jahren, in denen er in Sullas Dienst stand, arbeitete er unermüdlich. Glaub mir, Lucius Marcius, du brauchst einen Chrysogonus.«
»Aber ich habe keine Ahnung, wie ich einen finden soll.«
»Wenn du willst, besorge ich dir einen.«
Vor Staunen traten die tiefliegenden Augen jetzt aus ihren Höhlen hervor. »Oh! Aber warum willst du das tun, Gnaeus Pompeius?«
»Nenn mich Magnus«, sagte Pompeius ungeduldig.
»Magnus.«
»Weil ich deine Hilfe brauche, Lucius Marcius.«
»Nenn mich Philippus.«
»Philippus.«
»Wie könnte ich dir helfen, Magnus? Du bist reicher, als die meisten ahnen — sogar reicher als Crassus, wenn ich das sagen darf. Du bist erst Mitte Zwanzig und schon ein berühmter Feldherr, und du stehst hoch in Sullas Gunst — was schwer zu erreichen ist. Ich habe es versucht, aber nie geschafft.«
»Aber Sulla tritt zurück«, sagte Pompeius bedächtig. »Und wenn es soweit ist, werde ich wieder in Vergessenheit geraten. Vor allem, wenn Männer wie Catulus und die Dolabella die Hände im Spiel haben. Ich bin nicht Mitglied des Senats und will es auch nicht werden.«
»Sonderbar«, meinte Philippus nachdenklich. »Du hattest die Möglichkeit. Sulla hat deinen Namen ganz oben auf seine Liste gesetzt. Aber du hast abgelehnt.«
»Ich habe meine
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