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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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die Eitelkeit der Jugend! Pompeius, der in wenigen Monaten siebenundzwanzig wurde, trat Sulla ohne Bedenken gegenüber.
    »Und wie bekommt dir die Ehe?« fragte der Diktator freundlich.
    Pompeius strahlte. »Wunderbar! Was für eine Frau hast du da für mich ausgesucht, Lucius Cornelius! Sie ist schön, gebildet und reizend. Und sie ist schwanger. Ende dieses Jahres wird sie meinen ersten Sohn zur Welt bringen.«
    »Ein Sohn, was? Bist du sicher, daß es ein Sohn wird, Magnus?«
    »Absolut sicher.«
    Sulla lachte still in sich hinein. »Nun, du bist ein Günstling Fortunas, Magnus, deshalb wird es vermutlich ein Sohn. Gnaeus junior... Der Schlächter, der kleine Schlächter und der jüngste Schlächter.«
    »Das gefällt mir!« rief Pompeius aus. Er war überhaupt nicht beleidigt.
    »Du begründest eine Tradition«, erklärte Sulla feierlich.
    »Ja, drei Generationen!«
    Pompeius lehnte sich zufrieden zurück. Dann bemerkte Sulla, wie die Freude aus Pompeius’ großen blauen Augen verschwand; er wirkte plötzlich vorsichtig und nachdenklich. Sulla wartete, bis Pompeius mit der Sprache herausrückte.
    »Lucius Cornelius... «
    »Ja?«
    »Dieses Gesetz, das du verkündet hast — das, wonach der Senat sich außerhalb der eigenen Reihen umsehen soll, wenn unter den Senatoren kein Befehlshaber zu finden ist...«
    »Du meinst die Sondervollmacht?«
    »Ja.«
    »Was ist damit?«
    »Könnte sie mir zufallen?«
    »Möglich.«
    »Aber nur, wenn sich innerhalb des Senats niemand freiwillig meldet.«
    »Das stimmt nicht ganz, Magnus. Es heißt, wenn sich im Senat kein geeigneter und erfahrener Befehlshaber meldet.«
    »Und wer entscheidet darüber?«
    »Der Senat.«
    Nach einer Weile meinte Pompeius scheinbar beiläufig: »Es wäre gut, viele Klienten im Senat zu haben.«
    »Das ist immer gut, Magnus.«
    An dieser Stelle entschied Pompeius offensichtlich, das Thema zu wechseln. »Wer wird eigentlich im nächsten Jahr Konsul?« fragte er.
    »Zunächst einmal Catulus. Obwohl ich noch nicht entschieden habe, ob er erster oder zweiter Konsul werden soll. Vor einem Jahr schien alles klar zu sein, aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher.«
    »Catulus ist ein Pedant — wie Metellus Pius.«
    »Vielleicht. Aber leider weder so alt noch so weise.«
    »Meinst du, Metellus Pius kann Sertorius schlagen?«
    »Zuerst wahrscheinlich nicht«, sagte Sulla lächelnd. »Aber denke nicht zu geringschätzig von meinem Ferkel, Magnus. Es dauert zwar eine Weile, bis er in Schwung kommt, aber wenn es soweit ist, macht er seine Sache ausgezeichnet.«
    »Pah! Er ist doch eine alte Frau!« meinte Pompeius verächtlich.
    »Zu meiner Zeit habe ich einige sehr tapfere alte Frauen gekannt, Magnus.«
    Pompeius kam wieder zum Thema. »Wer wird noch Konsul?«
    »Lepidus.«
    »Lepidus?« Pompeius starrte Sulla mit offenem Mund an.
    »Hast du etwas dagegen?«
    »Ich sagte nicht, daß ich etwas dagegen habe, Lucius Cornelius. Aber ehrlich gesagt, habe ich das. Ich hätte nicht gedacht, daß du ihm wohlwollend gegenüberstehst. Dafür war er nicht unterwürfig genug.«
    »Glaubst du wirklich, daß ich die hohen Ämter nur Leuten übertrage, die mir in den Hintern kriechen?«
    Das mußte man Pompeius lassen, ängstlich war er nicht. Und während Sulla sich insgeheim amüsierte, erwiderte er: »Eigentlich nicht. Aber sicher hast du die hohen Ämter nicht Männern übertragen, die aus ihrer Abneigung gegen dich keinen Hehl machen, so wie Lepidus.«
    »Warum sollte ich?« fragte Sulla erstaunt. »Ich bin doch nicht so dumm und gebe denen die hohen Posten, die meine Autorität untergraben könnten!«
    »Aber warum dann Lepidus?«
    »Ich werde zurücktreten, bevor er sein Amt antritt. Lepidus will hoch hinaus. Ich hielt es für besser, ihn noch zu meinen Lebzeiten zum Konsul zu machen.«
    »Er ist ein guter Mann.«
    »Weil er mich öffentlich verhört hat? Oder trotzdem?«
    Aber Pompeius wollte sich nicht weiter über dieses Thema auslassen. Obwohl Lepidus’ Ernennung zum Konsul seiner Ansicht nach für Sulla untypisch war, interessierte er sich kaum dafür. Sein Interesse galt Sullas Vorkehrungen hinsichtlich der Sondervollmacht. Als er davon erfahren hatte, hatte er sich gefragt, was er damit zu tun haben könnte, aber damals hatte er noch nicht vorgehabt, Sulla danach zu fragen. Jetzt, fast zwei Jahre nach Erlaß des Gesetzes, hielt er es für angebracht, vorsichtig nachzuhaken anstatt direkt zu fragen. Der Diktator hatte natürlich recht. Es war schon schwer genug,

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