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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und nicht ganz. Lucius Gellius Poplicola dagegen würde für eine Million seine Frau, seine Eltern und seine Kinder verkaufen.«
    »Ich würde ihnen lieber eine jährliche Summe zahlen, so wie dir«, meinte Pompeius. »Ich könnte ihnen jetzt eine Million zahlen, ja, aber ich glaube, sie wären zufriedener, wenn sie wüßten, daß sie jedes Jahr eine Viertelmillion bekommen. In vier Jahren wäre das dann eine Million. Aber ich brauche sie länger als vier Jahre.«
    »Du bist großzügig, Magnus. Manche könnten dich deshalb für töricht halten.«
    »Ich bin nicht töricht!« stieß Pompeius hervor. »Ich erwarte etwas für mein Geld!«
    Sie sprachen über die Logistik der Zahlungen und über die Summe, die erforderlich war, um die hinteren Reihen mit willigen, nein eifrigen Wählern des Pompeius zu füllen. Plötzlich lehnte Philippus sich mit einem Stirnrunzeln zurück und schwieg.
    »Was ist?« fragte Pompeius ein wenig besorgt.
    »Es gibt einen, ohne den schaffst du es nicht. Aber er hat bereits so viel Geld, daß er nicht weiß, was er damit anfangen soll. Deshalb ist er nicht käuflich, und aus dieser Tatsache schlägt er Kapital.«
    »Du meinst Cethegus.«
    »Ja.«
    »Wie kann ich ihn herumkriegen?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    »Dann werde ich ihn am besten aufsuchen«, meinte Pompeius forsch.
    »Nein!« rief Philippus erschrocken. »Cethegus ist ein Patrizier aus dem Geschlecht der Cornelii. Er ist so aalglatt und süßlich, daß du ihn dir zum Feind machen würdest. Er mag es nicht, wenn man direkt auf ihn zugeht. Überlaß ihn mir. Ich werde ihn aushorchen und feststellen, was er will.«
    Zwei Tage später erhielt Pompeius von Philippus eine Nachricht. Sie bestand nur aus einem Satz: »Gib ihm Praecia, und er ist auf deiner Seite.«
    Pompeius hielt das Stück Papier in die Flamme einer Kerze, bis es Feuer fing. Er zitterte vor Wut. Ja, das war typisch für Cethegus! Sein Lohn war die Demütigung seines künftigen Gönners. Ppmpeius sollte sich für ihn als Kuppler betätigen.

    Pompeius verhielt sich gegenüber Mucia Tertia ganz anders als gegenüber Aemilia Scaura oder Antistia. Seine dritte Frau war ihren beiden Vorgängerinnen haushoch überlegen. Erstens hatte sie Verstand. Zweitens war sie geheimnisvoll; er wußte nie, was sie dachte. Und drittens war sie wunderbar im Bett — was für eine Überraschung! Glücklicherweise hatte er sich anfangs nicht zum Narren gemacht und sie seinen kleinen Pudding oder sein reizendes Honigtöpfchen genannt; zwar hatten ihm solche Koseworte auf der Zunge gelegen, aber etwas in ihrem Gesicht hatte sie im Keim erstickt, noch ehe er sie aussprechen konnte. Obgleich er für den jungen Marius nicht viel übrig hatte, war sie doch dessen Frau gewesen, und das war viel wert. Zudem war sie Scaevolas Tochter und Crassus Orators Nichte. Deshalb sagte ihm sein Instinkt, daß er Mucia Tertia als ebenbürtig behandeln mußte, und nicht wie eine Sklavin.
    Als Pompeius Mucia Tertia aufsuchte, tat er, was er immer tat: Er gab ihr einen langen, leidenschaftlichen Kuß und streichelte dabei ganz sanft ihre Brustwarze. Dann setzte er sich ihr gegenüber, betrachtete sie mit einem liebevollen, ergebenen Lächeln und kam ohne Umschweife zum Thema.
    »Wußtest du, daß ich in Rom eine Geliebte hatte?« fragte er.
    »Welche?« erwiderte sie ernst und sachlich; Mucia Tertia lächelte selten.
    »Demnach kennst du sie alle«, sagte er beruhigt.
    »Nur die beiden bekanntesten. Flora und Praecia.«
    Pompeius hatte Flora ganz vergessen. Einen Moment lang war er vollkommen verblüfft, dann lachte er. »Flora? Oh, das war vor langer Zeit.«
    »Praecia war auch die Geliebte meines ersten Mannes«, sagte Mucia Tertia gelassen.
    »Ja, das wußte ich.«
    »Bevor oder nachdem du zu ihr gegangen bist?«
    »Vorher.«
    »Und es hat dir nichts ausgemacht?«
    »Wenn ich nichts gegen seine Witwe habe, warum hätte ich dann etwas gegen seine ehemalige Geliebte haben sollen?« antwortete er prompt.
    »Stimmt.« Sie hielt mehrere Stränge feinster Wolle näher ans Licht und prüfte sie eingehend. Auf ihrem Schoß lag eine Stickereiarbeit. Schließlich wählte sie unter den verschiedenen Rottönen den blassesten aus und riß ein Stück Faden ab. Sie befeuchtete das eine Ende des Fadens mit den Lippen, rollte es zwischen den Fingern und führte es durch ein großes Nadelöhr. Erst nachdem sie diese Arbeit erledigt hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Pompeius zu. »Was wolltest du wegen

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