MoR 03 - Günstlinge der Götter
Praecia sagen?«
»Ich werde im Senat eine Faktion bilden.«
»Sehr vernünftig.« Immer wieder stach sie die Nadel in den groben Stoff, auf dem ein kompliziertes, buntes Muster entstand; wenn die Arbeit fertig war, würde man nicht erkennen, wo die Fäden zusammentrafen. »Mit wem hast du angefangen, Magnus? Mit Philippus?«
»Ganz genau! Du bist wirklich wunderbar, Mucia!«
»Nur erfahren. Schließlich bin ich mit Politik aufgewachsen.«
»Philippus wird die Faktion für mich zusammenstellen«, fuhr Pompeius fort, »aber es gibt einen, den er nicht kaufen kann.«
»Cethegus«, sagte Mucia und begann, das Innere eines Schnörkels auszufüllen, dessen Umrisse bereits mit einem dunkleren Rot markiert waren.
»Wieder richtig. Cethegus.«
»Er ist wichtig.«
»So hat mir Philippus versichert.«
»Und was ist Cethegus’ Preis?«
»Praecia.«
»Oh, ich verstehe.« Der Schnörkel war rasch fertig. »Dann hat Philippus es also dir überlassen, Praecia für den König der Hinterbänkler zu gewinnen?«
»Es sieht so aus.« Pompeius zuckte die Schultern. »Sie muß gut über mich sprechen, sonst hätte er sicher jemand anderen damit beauftragt.«
»Jedenfalls spricht sie besser über dich als über den jungen Gaius Marius.«
»Wirklich?« Pompeius’ Gesicht hellte sich auf. »Oh, das ist gut!«
Mucia legte Stickerei und Nadel beiseite; ihre tiefgrünen, unergründlichen Rehaugen ruhten auf ihrem Gatten. »Besuchst du sie noch, Magnus?«
»Nein, natürlich nicht!« sagte Pompeius empört. Aber seine Erregung legte sich rasch, und er blickte sie unsicher an. »Hätte es dir etwas ausgemacht, wenn ich ja gesagt hätte?« »Nein, natürlich nicht.« Sie nahm ihre Arbeit wieder zur Hand.
Pompeius wurde rot im Gesicht. »Du wärst nicht eifersüchtig?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Dann liebst du mich nicht!« rief er, sprang auf und lief aufgeregt im Zimmer herum.
»Setz dich, Magnus.«
»Du liebst mich nicht!« rief er noch einmal.
Mucia seufzte und legte ihre Stickerei hin. »Setz dich, Gnaeus Pompeius! Natürlich liebe ich dich.«
»Wenn du es tätest, wärst du eifersüchtig«, sagte er und ließ sich in seinen Sessel fallen.
»Ich bin kein eifersüchtiger Mensch. Entweder man ist es, oder man ist es nicht. Und warum soll ich eifersüchtig sein?«
»Das wäre der Beweis, daß du mich liebst.«
»Nein, es wäre nur der Beweis, daß ich ein eifersüchtiger Mensch bin«, lautete ihre großartige Logik. »Denk daran, daß ich in einem unruhigen Haushalt aufgewachsen bin. Mein Vater hat meine Mutter wahnsinnig geliebt, und sie liebte ihn auch. Aber er war immer eifersüchtig, und sie ärgerte sich darüber. Schließlich trieben sie seine Launen in die Arme von Metellus Nepos. Er ist nicht eifersüchtig, und sie ist jetzt glücklich.«
»Willst du mich etwa davor warnen, auf dich eifersüchtig zu sein?«
»Ganz und gar nicht«, meinte sie gelassen. »Ich bin nicht meine Mutter.«
»Liebst du mich?«
»Ja, sehr.«
»Hast du den jungen Marius geliebt?«
»Nein, nie.« Der blaßrote Faden war aufgebraucht, und sie riß einen neuen ab. »Gaius Marius war kein treuergebener Ehemann so wie du. Treue Ergebenheit ist eine Eigenschaft, die der Liebe würdig ist.«
Ihre Worte beruhigten ihn, und er kehrte zum eigentlichen Thema zurück. »Die Sache ist die, Mucia, wie soll ich damit umgehen? Ich bin ein Vermittler — nein, warum darum herumreden? Ein Kuppler!«
Mucia kicherte — welch ein Wunder! »Ich begreife, wie schwierig deine Lage ist, Magnus.«
»Was soll ich tun?«
»Handle, wie es deinem Wesen entspricht. Nimm es in Angriff. Du verlierst nur dann die Kontrolle, wenn du darüber nachdenkst, was für eine Figur du dabei abgeben wirst. Also hör auf, dir Gedanken zu machen. Andernfalls wirst du alles verderben.«
»Ich soll also einfach zu ihr gehen und sie fragen?«
»Genau.« Sie fädelte erneut die Nadel ein und blickte dann zu ihm auf. »Mein Rat hat allerdings seinen Preis, mein lieber Magnus«, sagte sie mit dem Anflug eines Lächelns.
»So?«
»Ja. Du mußt mir ausführlich berichten, wie dein Gespräch mit Praecia verlaufen ist.«
Wie sich herausstellte, war der Zeitpunkt für die Unterredung günstig. Nach dem Verlust ihrer beiden Liebhaber, Marius Junior und Pompeius, war Praecia in Trübsinn verfallen und hatte jegliches Interesse an Männern verloren. Obwohl es ihr gutging und sie unabhängig bleiben wollte, war sie für stürmische Leidenschaften mittlerweile zu alt. Wie so
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