MoR 03 - Günstlinge der Götter
Gründe.«
»Das denke ich mir.«
Pompeius erhob sich von seinem Stuhl und ging zu dem offenen Fenster des Arbeitszimmers hinüber, das wegen der besonderen Lage des Hauses nicht auf einen Garten mit Säulengang hinausging, sondern über das untere Forum Romanum hinweg einen Ausblick auf das Kapitol bot. Oberhalb der Säulenhalle der zwölf Götter konnte Pompeius die Fundamente eines mächtigen Bauwerks erkennen: Sullas Tabularium, ein gigantisches Archiv, in dem sämtliche Aufzeichnungen und Gesetzestafeln Roms aufbewahrt werden sollten. Andere, dachte Pompeius verächtlich, bauen eine Basilika, einen Tempel oder eine Säulenhalle, aber Sulla baut ein Monument für Roms Bürokratie! Seine Phantasie hat keine Flügel. Sein patrizischer Hang zum Praktischen ist sein schwacher Punkt.
Philippus brach das Schweigen. »Ich wäre dankbar, wenn du für mich einen Chrysogonus finden könntest, Magnus. Das Problem ist nur, daß ich kein Sulla bin. Deshalb bezweifle ich, daß es mir gelingen wird, solch einen Mann zu kontrollieren.«
»Du bist nicht so schwach, wie du aussiehst, Philippus«, sagte der Meister des Takts. »Wenn ich den richtigen Mann finde, wirst du ihn auch unter Kontrolle haben. Du kannst nur keine Leute auswählen, das ist alles.«
»Und warum willst du das für mich tun, Magnus?«
»Oh, das ist nicht alles, was ich für dich zu tun gedenke«, sagte Pompeius und wandte sich lächelnd vom Fenster ab.
»Wirklich?«
»Vermutlich ist dein Hauptproblem, den Geldfluß in Gang zu halten. Du verfügst über einen beträchtlichen Besitz, und dir gehören mehrere Gladiatorenschulen. Aber da alles schlecht verwaltet ist, hast du nicht die Einkünfte, die du haben solltest. Ein Chrysogonus wird das regeln. Aber da du für deine kostspielige Lebensweise bekannt bist, werden höhere Einkünfte aus deinen Besitzungen und Schulen wahrscheinlich nicht immer ausreichen, um deine Bedürfnisse zu befriedigen.«
»Vortrefflich erkannt!« sagte Philippus, dem die Unterhaltung mittlerweile ungeheuren Spaß machte.
»Ich bin bereit, deine Einkünfte durch eine Million Sesterzen jährlich aufzubessern«, erklärte Pompeius sachlich.
Philippus schnappte nach Luft. »Eine Million?«
»Vorausgesetzt, du verdienst sie.«
»Und was muß ich dafür tun?«
»Im Senat eine Gnaeus-Pompeius-Magnus-Faktion bilden, die genügend Einfluß besitzt, damit ich jederzeit bekomme, was ich will.« Pompeius, der keine Scheu, Schuldgefühle oder Selbstzweifel kannte, fiel es nicht schwer, Philippus dabei in die Augen zu sehen.
»Warum wirst du nicht Mitglied im Senat und machst es selbst? Das wäre billiger!«
»Ich will nicht dem Senat angehören. Außerdem ist es besser, wenn ich im Hintergrund bleibe. Ich will nicht im Senat sitzen und die Senatoren auf die Idee bringen, ich könnte mich noch für etwas anderes interessieren als für die Belange eines römischen Ritters.«
»Du bist schlau!« sagte Philippus anerkennend. »Ich frage mich, ob Sulla alle Seiten an dir kennt.«
»Nun, vermutlich hat er wegen mir die Sondervollmacht in sein Gesetz über die Kommandogewalt und Statthalterschaft aufgenommen.«
»Du meinst, er führte die Sondervollmacht ein, weil du es ablehntest, Mitglied des Senats zu werden?«
»Ja.«
»Und deshalb willst du mich reich belohnen, wenn ich für dich im Senat eine Faktion schaffe. Das ist alles schön und gut. Aber die Bildung einer Faktion wird dich viel mehr kosten als das, was du mir zahlst, Magnus. Ich habe nicht vor, andere aus der eigenen Tasche zu bezahlen, denn was du mir gibst, gehört mir.«
»Na schön«, sagte Pompeius gleichmütig.
»Viele Senatoren zweiten Ranges sind arm. Sie werden dich nicht viel kosten, da du lediglich ihre Stimme brauchst. Aber du wirst auch einige Wortgewandte aus den vorderen Reihen kaufen müssen, ganz zu schweigen von denen in der Mitte.« Philippus wirkte nachdenklich. »Gaius Scribonius Curio ist relativ arm. Ebenso der adoptierte Cornelius Lentulus — Gnaeus Cornelius Lentulus Clodianus. Beide wollen unbedingt Konsul werden, aber ihnen fehlt das nötige Geld. Es gibt mehrere Lentuli, aber Lentulus Clodianus ist der Älteste dieses Zweigs. Er kontrolliert die Stimmen der Hinterbänkler in der Lentulus-Klientel. Curio ist eine Autorität für sich — ein interessanter Mann. Aber es wird eine Menge kosten, sie zu kaufen. Vermutlich eine Million für jeden. Falls Curio sich überhaupt verkauft. Für genügend Geld tut er es vermutlich, aber nicht blindlings
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