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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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viele ihrer weniger bekannten Geschlechtsgenossinnen, die sich der Liebeskunst verschrieben hatten, hatte Praecia im Laufe der Zeit gelernt, sich zu verstellen. Außerdem war sie eine ausgezeichnete Menschenkennerin und hochintelligent. Sie kannte ihre Überlegenheit und ihr Talent, einen Mann zufriedenzustellen, und sie war sich ihres Opfers sicher. Sie mischte sich gern in Dinge ein, die normalerweise wenig oder gar nichts mit Frauen zu tun hatten, vor allem, wenn es um Politik ging. Das war Balsam für Körper und Geist.
    Als ihr Pompeius’ Ankunft gemeldet wurde, beging sie nicht den Fehler, anzunehmen, er sei gekommen, um das Verhältnis mit ihr wiederaufzunehmen, obwohl es ihr in den Sinn kam, weil sie gehört hatte, daß seine Frau schwanger sei.
    »Mein lieber, lieber Magnus!« begrüßte sie ihn freundlich, als er ins Zimmer trat, und streckte ihm die Hände entgegen.
    Pompeius gab ihr einen flüchtigen Handkuß und setzte sich in einiger Entfernung von dem Sofa, auf dem sie ruhte, auf einen Stuhl. Der zufriedene Seufzer, den er dabei ausstieß, klang so gekünstelt, daß Praecia lächeln mußte.
    »Nun, Magnus?« fragte sie.
    »Tja, Praecia, wie ich sehe, ist alles perfekt wie immer. Ist bei dir jemals etwas nicht perfekt gewesen, selbst bei einem unerwarteten Besuch?«
    Praecias tablinum — sie gab dem Raum denselben Namen, den ihm ein Mann gegeben hätte — war eine hinreißende Schöpfung in zartem Blau und Creme mit genau der richtigen Menge an Goldverzierungen. Sie selbst machte jeden Tag sorgfältig und ausgiebig Toilette, und danach war das Kunstwerk fertig. Heute war sie in ein Gewand aus zartem, graugrünem Stoff gehüllt, und ihr goldenes Haar trug sie hochgesteckt wie die Jagdgöttin Diana, mit ein paar Löckchen in der Stirn. Ihr ebenmäßiges Gesicht war kaum geschminkt; Praecia war viel zu klug, um sich grell zu bemalen, wo Fortuna es doch so gut mit ihr gemeint hatte, auch wenn sie mittlerweile vierzig war.
    »Wie geht es dir?« fragte Pompeius.
    »Ich bin gesund, aber schlechter Laune.«
    »Warum schlechter Laune?«
    Sie zuckte die Schultern und schmollte. »Was soll meine Laune denn heben? Du kommst nicht mehr, und sonst kommt auch niemand, der interessant wäre.«
    »Ich bin wieder verheiratet.«
    »Mit einer recht eigenartigen Frau.«
    »Mucia, eigenartig? Ja, vermutlich ist sie das. Aber ich mag sie.«
    »Das sieht dir ähnlich.«
    Während Pompeius vergeblich nach Worten suchte, um Praecia zu sagen, was er zu sagen hatte, verharrte sie in halb sitzender, halb liegender Pose auf ihrem Sofa und sah ihn mit ihren großen blauen Augen spöttisch an.
    »Ich bin es leid!« sagte Pompeius plötzlich. »Ich komme als Abgesandter, Praecia. Ich bin nicht in eigener Sache hier, sondern im Auftrag eines anderen.«
    »Wie interessant!«
    »Du hast einen Verehrer.« »Ich habe viele Verehrer.«
    »Aber keinen wie diesen.«
    »Und was macht ihn so anders? Abgesehen davon, daß er es geschafft hat, dich als Kuppler zu mir zu schicken!«
    Pompeius wurde rot. »Ich bin entlarvt, und es ist mir peinlich. Aber ich brauche ihn, und er braucht mich nicht. Deshalb bin ich in seinem Auftrag hier.«
    »Das hast du bereits gesagt.«
    »Laß die spitze Bemerkung! Ich leide schon genug. Es handelt sich um Cethegus.«
    »Cethegus! So, so«, säuselte Praecia.
    »Er ist sehr reich, sehr verdorben und sehr boshaft. Er hätte die Dreckarbeit auch selbst erledigen können, aber es macht ihm Spaß, mich zu schicken.«
    »Es ist sein Preis, dich als seinen Kuppler fungieren zu lassen.«
    »Ganz recht.«
    »Anscheinend brauchst du ihn wirklich dringend.«
    »Gib mir eine Antwort! Ja oder nein?«
    »Bist du fertig mit mir, Magnus?«
    »Ja.«
    »Dann lautet meine Antwort ja.«
    Pompeius erhob sich. »Ich dachte, du würdest nein sagen.«
    »Unter anderen Umständen hätte ich gern nein gesagt, aber ehrlich gesagt langweile ich mich, Magnus. Cethegus besitzt Einfluß im Senat, und es macht mir Spaß, mit einflußreichen Männern zu verkehren. Außerdem sehe ich darin einen Vorteil für mich. Ich werde es so einrichten, daß diejenigen, die von Cethegus eine Gefälligkeit erwarten, ihre Beziehung zu mir pflegen müssen. Sehr schön!«
    »Grr!« brummte Pompeius. Dann verabschiedete er sich.
    Er wagte nicht, Cethegus selbst aufzusuchen; statt dessen ging er zu Lucius Marcius Philippus.
    »Praecia ist bereit«, sagte er knapp.
    »Ausgezeichnet, Magnus! Aber warum bist du so niedergeschlagen?«
    »Er hat mich zu seinem

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