MoR 03 - Günstlinge der Götter
Gesetze einzubringen. Wären alle dreiundzwanzig Legionen Sullas in Italien geblieben, um, wie ursprünglich geplant, aufgelöst zu werden, hätten Spoletium und Iguvium bereits die volle Anzahl Veteranen zugeteilt bekommen.
»Philippus’ gestrige Rede war ein absolutes Ärgernis«, sagte Lepidus, den schon der bloße Gedanke daran in Rage brachte. »Ich kann diese Schwachköpfe einfach nicht verstehen! Als ich Philippus antwortete, dachte ich wirklich, ich könnte sie auf meine Seite ziehen — ich habe überzeugend gesprochen, Servilia. Und trotzdem ließen sie sich von Philippus durch einen Bluff dazu bringen, uns diesen lächerlichen Eid abzunehmen, den wir heute morgen ablegen mußten.«
»Das heißt, sie werden sich noch mehr beeinflussen lassen«, meinte Servilia. »Was mir Sorgen macht, ist, daß du nicht im Senat anwesend sein wirst, um zu kontern, wenn der alte Unruhestifter sich das nächste Mal zu Wort meldet — und er wird sich zu Wort melden! Er heckt irgend etwas aus.«
»Ich weiß nicht, warum wir ihn als alt bezeichnen«, sagte Brutus, der dazu neigte, vom Thema abzuschweifen. »Er ist doch noch gar nicht so alt — gerade mal achtundfünfzig. Und obwohl er so aussieht, als könne er schon morgen an einem Schlaganfall sterben, wird das vermutlich nicht der Fall sein. Das wäre ja auch zu schön!«
Aber Lepidus hatte genug von Spekulationen. »Ich gehe nach Etruria, um Legionen aufzustellen«, sagte er ernst, »und ich möchte, daß du dich mir so bald wie möglich anschließt, Brutus. Wir hatten geplant, nächstes Jahr zusammenzuarbeiten, aber ich glaube, es wäre von Vorteil, schon jetzt damit anzufangen. Vor deinem Gericht wird nichts verhandelt, was nicht bis nächstes Jahr warten könnte, deshalb werde ich darum ersuchen, dich mir als meinen obersten Legaten zur Seite zu stellen.«
Servilia machte ein besorgtes Gesicht. »Ist es klug, deine Soldaten in Etruria anzuwerben?« fragte sie. »Warum nicht in der Campania?«
»Weil Catulus schon vor mir dort angekommen ist und die Campania für sich beansprucht. Ich habe meine Ländereien und Verbindungsleute sowieso in Etruria und nicht südlich von Rom. Ich fühle mich dort wohl, weil ich viel mehr Leute kenne.«
»Aber gerade das stört mich, Lepidus. Vermutlich wird Philippus viel Wesens darum machen und weiterhin deine wahren Absichten in Zweifel ziehen. Es macht keinen guten Eindruck, wenn du in einem Gebiet Soldaten anwirbst, wo eine Revolte droht.«
»Ach, laß doch Philippus machen!« meinte Lepidus verächtlich.
Der Senat ließ Philippus machen. Während der Quintilis sich dem Ende zuneigte und die Aufstellung der Legionen rasch voranging, machte Philippus es sich zur Aufgabe, Lepidus im Auge zu behalten, indem er ihn mit Hilfe eines gut funktionierenden Agentennetzes überwachen ließ. Dagegen verschwendete er keine Zeit darauf, Catulus in der Campania auf die Finger zu sehen. Catulus’ vier Legionen waren rasch mit Sullas bewährtesten Gefolgsleuten aufgefüllt, welche die Landarbeit langweilte und die auf einen neuen Feldzug nicht allzuweit weg von zu Hause erpicht waren. Das Dumme war, daß die Männer, die sich in Etruria meldeten, keine Veteranen Sullas waren. Es waren entweder unerfahrene junge Männer aus der Region oder sonstige Veteranen, die für Carbo und dessen Befehlshaber gekämpft hatten und denen es gelungen war, sich vor der Kapitulation abzusetzen. Die meisten Soldaten Sullas, die sich in Etruria neu angesiedelt hatten, zogen es vor, auf ihren Parzellen zu bleiben und diese zu schützen, oder in die Campania zu gehen und in die Legionen des Catulus einzutreten.
Während Philippus den ganzen September hindurch im Senat lautstarke Reden hielt, verwandten Catulus und Lepidus nach der Aufstellung der Legionen ihre ganze Energie auf die Ausbildung der Soldaten. Anfang Oktober brachte Philippus den Senat schließlich dazu, Lepidus nach Rom zurückzubeordern, um die kurulischen Wahlen abzuhalten. Der Befehl erreichte Lepidus in seinem Lager außerhalb Saturnias, von wo aus er den Boten postwendend mit seiner Antwort zurückschickte.
»Ich kann zu diesem Zeitpunkt nicht zurückkehren«, lautete die knappe Erklärung. »Ihr müßt entweder auf mich warten oder statt meiner Quintus Lutatius mit der Aufgabe betrauen.«
Quintus Lutatius Catulus wurde aus der Campania zurückbeordert — aber nicht, um die Wahlen abzuhalten. Es gehörte nicht zu Philippus’ Plan, Lepidus diese Gnade zu gewähren. Zudem hatte Cethegus
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