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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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verlor er — ich persönlich habe sowieso nie geglaubt, daß er sich einbilden könnte, zu gewinnen. Die Debatte über das Begräbnis war für alle seine Anhänger ein Signal, daß er Verrat betreiben wollte. Und er begann tatsächlich damit, Verrat zu betreiben! Er schlug vor, Leuten beschlagnahmtes Land zurückzugeben, die es verdient hatten, daß man es ihnen wegnahm! Und als der Senat die Entscheidung hinauszögerte, versuchte er, sich bei den unteren Klassen mit einem Trick beliebt zu machen, den bislang jeder Demagoge angewandt hat, von Gaius Gracchus bis zu seinem Schwiegervater Saturninus — er wollte per Gesetz die Verbilligung von staatlichem Getreide erwirken. Für das Begräbnis des bedeutendsten Bürgers der Stadt sollte die Staatskasse nicht aufkommen — o nein! Aber für die Versorgung der nutzlosen Proletarier mit billigem Getreide sollte Rom Mittel bereitstellen — o ja!«
    Lepidus war nicht der einzige, der über diese heftige Attacke erstaunt war; sämtliche Senatsmitglieder saßen vor Schreck kerzengerade auf ihren Plätzen. Aber Philippus war noch nicht am Ende.
    »Und nun, meine Kollegen Senatoren, wollt ihr diesem Mann tatsächlich vier Legionen geben und ihn nach Etruria schicken? Das werde ich nicht zulassen! In Kürze finden die kurulischen Wahlen statt, und laut Losentscheid muß er sie leiten. Deshalb muß er in Rom bleiben und seine Pflicht tun und darf sich nicht davonmachen, um eine Armee aufzustellen! Ich darf euch daran erinnern, daß wir nach Jahren zum ersten Mal freie Wahlen abhalten wollen, und deshalb ist es unumgänglich, daß sie pünktlich und ordnungsgemäß vonstatten gehen. Quintus Lutatius Catulus ist durchaus in der Lage, eine Armee aufzustellen und gegen Faesulae und jede andere etrurische Stadt, die möglicherweise für Faesulae Partei ergreift, Krieg zu führen. Es wäre ein Verstoß gegen Sullas Gesetze, wenn beide Konsuln sich von Rom entfernten, um Krieg zu führen. Um dies zu verhindern, hat unser geliebter Diktator die Klausel bezüglich der außerordentlichen Kommandogewalt in sein Gesetzeswerk aufgenommen. Wir verfügen über die verfassungsmäßigen Mittel, um in einem Krieg dem fähigsten Mann die Kommandogewalt zu übertragen, auch wenn er nicht Mitglied des Senats ist. Aber ihr übertragt einem Mann ohne entsprechende Kriegserfahrung ein wichtiges Kommando! Quintus Lutatius ist ein bewährter, zuverlässiger Mann, der sich in militärischen Fragen auskennt. Aber Marcus Aemilius Lepidus ist unerfahren und hat sich noch nicht bewährt. Außerdem ist er, wie ich meine, ein potentieller Revolutionär. Ihr dürft ihm keine Legionen geben und ihn in ein Gebiet schicken, das er, wie seine Worte erkennen lassen, Rom vorziehen will!«
    Zu Beginn der Rede hatte Lepidus mit offenem Mund zugehört, aber dann hatte er sich plötzlich seinem Sekretär zugewandt und ihm Wachstafel und Griffel aus der Hand gerissen; und während Philippus weitergesprochen hatte, hatte er sich Notizen gemacht. Jetzt erhob er sich, um auf Philippus’ Rede zu antworten, wobei er die Tafel so hielt, daß er hin und wieder einen Blick darauf werfen konnte.
    »Warum sagst du solche Dinge, Philippus«, begann er, ohne Philippus höflichkeitshalber mit seinem vollen Namen anzureden. »Ich muß gestehen, daß ich dein Motiv nicht kenne — aber du hast eins, da bin ich sicher. Wenn der große Zauderer sich in diesem Hause erhebt, um eine seiner großartig formulierten Reden zu halten, hat das immer einen Grund. Irgend jemand bezahlt ihn dafür, daß er immer wieder die Seite wechselt! Wie wohlhabend er geworden ist! — wie fett! — wie zufrieden! — wie versunken in einem persönlichen Morast der Ausschweifungen! — und immer bezahlt von jemandem, der einen Senator als Sprachrohr benötigt!«
    Lepidus hob die Wachstafel etwas höher und blickte über deren Rand auf die schweigenden Senatoren. Selbst Catulus war über Philippus’ Rede verblüfft, was ein Blick in seine Richtung verriet. Wer auch immer dahintersteckte, es war bestimmt nicht Catulus oder ein Mitglied seiner Faktion.
    »Ich werde der Reihe nach auf die einzelnen Punkte eingehen, eingeschriebene Väter. Erstens, meine Passivität vor dem Tod des Diktators. Wie jeder hier weiß, ist das nicht richtig! Denkt nur einmal zurück!
    Zweitens, die Abstimmung darüber, ob das Begräbnis des Diktators mit öffentlichen Geldern bezahlt werden sollte. Ja, ich war dagegen, wie viele andere auch. Und warum auch nicht? Sollen wir keine

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