MoR 03 - Günstlinge der Götter
Quintus Lutatius Catulus noch ich werden uns über seine Anordnungen hinwegsetzen. Die Klausel bezüglich der außerordentlichen Kommandogewalt eines NichtSenators kann nur in Kraft treten, wenn die rechtmäßig gewählten Beamten und alle anderen kompetenten Senatoren nicht verfügbar sind, um einen Krieg zu führen.
Schließlich Punkt acht. Warum bin ich weniger geeignet, im Kriegsfall das Kommando zu führen, als Quintus Lutatius Catulus? Wir haben beide zuletzt als Legaten im Bundesgenossenkrieg gedient. Keiner von uns hat Rom während des Konsulats von Cinna und Carbo verlassen. Wir waren beide aufrichtig und neutral, und Lucius Cornelius Sulla hat uns deswegen nicht bestraft - schließlich sind wir hier, seine beiden letzten persönlich ausgewählten Konsuln! Wir verfügen beide praktisch über dieselbe militärische Erfahrung. Es ist schwer zu sagen, wer von uns beiden sich auf dem Schlachtfeld in Faesulae wohl mehr hervortun wird. Aber sollte man nicht im Interesse Roms hoffen, daß wir beide gleich erfolgreich sind? In der Regel heißt es, wenn die Konsuln bereit sind, auf Anweisung des Senats das militärische Kommando zu übernehmen, dann müssen sie es tun. Im vorliegenden Fall wurden die Konsuln vom Senat angewiesen, und sie haben die Anordnung befolgt. Damit wäre alles gesagt.«
Aber Philippus war noch nicht fertig. Er schien weder frustriert noch verärgert zu sein. Kühl und gelassen nahm er die Debatte zum Anlaß, um die offensichtliche Feindschaft zu beklagen, die sich zwischen den beiden Konsuln entwickelt hatte, und er führte an die hundert Beispiele an, von bloßen Nebensächlichkeiten bis hin zu größeren Auseinandersetzungen. Die Sonne war bereits untergegangen, und eigentlich hätte der Senat seine Beratungen beenden müssen, aber weder Catulus noch Lepidus wollten die Entscheidung bis zum nächsten Tag aufschieben. Also wurden Kerzen angezündet, und Philippus fuhr fort. Es war geschickt gemacht. Als Philippus zum Schluß kam, hätten die Senatoren praktisch allem zugestimmt, nur um endlich nach Hause gehen zu können.
»Ich schlage vor«, sagte Philippus abschließend, »daß beide Konsuln schwören, ihre Armeen nicht als Instrument persönlicher Rache zu mißbrauchen. Das ist wirklich keine große Sache. Aber ich für meinen Teil wäre beruhigter, wenn ich wüßte, daß sie einen Eid abgelegt haben.«
Lepidus erhob sich mühsam. »Wenn du meine persönliche Meinung hören willst, Philippus — das ist bestimmt das Dümmste, was ich je gehört habe! Aber wenn es den Senat glücklich macht und Quintus Lutatius und mir erlaubt, unsere Aufgaben rascher zu erledigen, dann bin ich bereit zu schwören.«
»Ich bin ganz deiner Meinung, Marcus Aemilius«, sagte Catulus. »Können wir jetzt nach Hause gehen?«
»Was meinst du, was Philippus im Schilde führte?« wollte Lepidus am nächsten Tag beim Essen von Brutus wissen.
»Ich weiß es nicht«, sagte Brutus kopfschüttelnd.
»Hast du eine Idee, Servilia?« fragte der erste Konsul.
»Eigentlich nicht«, antwortete sie und runzelte die Stirn. »Mein Mann hat mir zwar in groben Zügen erzählt, was gestern abend gesagt wurde, aber vielleicht wäre es aufschlußreicher für mich, wenn du mir eine Abschrift des Sitzungsprotokolls besorgen könntest — das heißt, falls eines angefertigt wurde.«
Da Lepidus Servilias politische Klugheit zu schätzen gelernt hatte, sprach nichts gegen ihre Bitte, und er erklärte sich bereit, ihr das Dokument am folgenden Tag zu geben, bevor er Rom verließ, um seine vier Legionen aufzustellen.
»Ich denke allmählich«, sagte Brutus, »daß du keine Chance hast, die Lage der etrurischen und umbrischen Städte, die nicht unmittelbar in Carbos Krieg verstrickt waren, zu verbessern. Es gibt im Senat einfach zu viele Männer wie Philippus, die nicht hören wollen, was du zu sagen hast.«
Brutus war es wichtig, daß zumindest ein Teil der umbrischen Gebiete befriedet wurde, weil er nach Pompeius der größte Landbesitzer in Umbria war. Er wollte keine Soldatensiedlungen in der Nachbarschaft seiner Ländereien, die größtenteils bei Spoletium und Iguvium lagen — zwei Gebiete, die bereits beschlagnahmt waren. Daß sich dort noch keine Veteranen angesiedelt hatten, war zwei Umständen zu verdanken: der Trägheit der für die Landverteilung zuständigen Kommissionen und dem Abzug von vierzehn alten Legionen Sullas zum Dienst in Spanien vor zwanzig Monaten. Nur dieser Umstand hatte es Lepidus ermöglicht, seine
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