MoR 03 - Günstlinge der Götter
Geschichte glaubhaft zu machen, obwohl er kein Latein sprach und wie ein Spanier vom Stamm der Ilergetes wirkte.
Als Clunia und Uxama von Sertorius’ Tod hörten, bedauerten sie, daß sie sich Pompeius unterworfen hatten, schlossen die Tore und richteten sich auf eine Belagerung ein. Pompeius tat ihnen den Gefallen. Zuerst fiel Clunia, dann Uxama und als letzte Stadt Calagurris. Dort mußten die Römer zu ihrem Entsetzen feststellen, daß die Männer der Stadt lieber ihre eigenen Frauen und Kinder verspeist hatten, als sich zu ergeben. Pompeius ließ alle noch lebenden Einwohner hinrichten und brannte danach nicht nur die Stadt, sondern auch die ganze Umgebung nieder.
Natürlich waren die ganze Zeit Botschaften zwischen dem siegreichen Feldherrn und Rom hin und her gegangen. Nicht alle Schreiben waren offizieller Natur, und nicht alle Dokumente waren für die Öffentlichkeit bestimmt. Der wichtigste Briefpartner des Pompeius war Philippus, der sich im Senat gewaltig aufspielte. Die Konsuln dieses Jahres, Lucius Gellius Poplicola und Gnaeus Cornelius Lentulus Clodianus, waren heimliche Klienten des Pompeius, und so konnte er sie leicht dafür gewinnen, denjenigen Spaniern, die ihm wertvolle Dienste geleistet hatten, das Bürgerrecht zu verleihen. Ganz oben auf der Liste war zweimal ein fremdartiger Name verzeichnet: Kinahu Hadasht Byblos, der Onkel, dreiunddreißig Jahre; und Kinahu Hadasht Byblos, der Neffe, achtundzwanzig Jahre, beide angesehene Bürger und Kaufleute fürstlichen Geschlechts aus dem phönizischen Gades. Die beiden nahmen jedoch nicht den Namen des Pompeius an, denn Pompeius hatte nicht die Absicht, Rom mit einer Flut spanischer Gnaeus Pompeiusse zu überschwemmen, die nur durch unterschiedliche Beinamen zu unterscheiden waren. Der Onkel und der Neffe aus Gades wurden in die Klientel von Lucius Cornelius Lentulus gesteckt, einem Legaten des Pompeius, der ein Vetter des amtierenden Konsuls war. Und so kamen sie als Lucius Cornelius Balbus Major und Lucius Cornelius Balbus Minor nach Rom und gingen unter diesen Namen in die Annalen der Stadt ein.
Pompeius machte noch immer keinerlei Anstalten, sich zu beeilen. Er nahm die Minen um Neu-Karthago wieder in Betrieb und bestrafte die Contestaner für den Angriff auf den guten, gefallenen Gaius Memmius. Pompeius’ Schwester war durch den Tod des Quästors zur Witwe geworden; Pompeius würde etwas in dieser Sache unternehmen müssen, wenn er nach Rom zurückkehrte. Langsam wurde aus Hispania Citerior wieder eine ordentliche römische Provinz. Sie erhielt eine gut organisierte Verwaltung, ein Steuersystem, klare Gesetze und all die anderen Dinge, die damals für die römische Herrschaft kennzeichnend waren.
Erst im Herbst nahm Pompeius seinen Abschied von Spanien, wobei er inbrünstig hoffte, nie mehr zurückkehren zu müssen. Sein Selbstvertrauen war weitgehend wiederhergestellt, obwohl er nie mehr ohne einen gewissen Schauder einem militärischen Gegner entgegentreten würde und nie mehr einen Krieg beginnen wollte, ohne dem Gegner zumindest um einige Legionen überlegen zu sein. Außerdem schwor er sich, nie mehr gegen einen Römer zu kämpfen.
Auf der Paßhöhe in den Pyrenäen ließ Pompeius Siegeszeichen aufstellen, so die Rüstung, die einst Quintus Sertorius getragen und die Rüstung, in der Perperna seinen Kopf verloren hatte. Sie wurden an hohen Pfosten befestigt, wobei die Lederriemen traurig im Bergwind klapperten und jeden, der die Grenze zwischen Gallien und Spanien überschritt, daran erinnerten, daß es sich nicht lohnte, einen Krieg gegen Rom zu beginnen. Neben den Siegeszeichen ließ Pompeius einen Steinhaufen mit einer Gedenktafel errichten, auf der sein Name, sein Titel, sein Auftrag, die Anzahl der Städte, die er erobert, und die Namen der Männer, die er mit dem römischen Bürgerrecht belohnt hatte, verzeichnet waren.
Danach stieg er nach Gallia Narbonensis hinunter, wo er den Winter damit zubrachte, sich an Garnelen und Meeräschen gütlich zu tun. Wie der Krieg hatte auch das Wetter dieses Jahr eine glückliche Wendung genommen; in beiden Spanien hatte es eine gute Ernte gegeben, in Gallia Narbonensis aber war sie überreich gewesen.
Pompeius wollte nicht vor Mitte des Jahres nach Rom zurückkehren. Nicht weil er sich seiner Leistungen geschämt hätte, sondern weil er schlicht nicht wußte, was er als nächstes tun, welchen Pfeiler der römischen Tradition und Verfassung er als nächstes umstürzen sollte. Am
Weitere Kostenlose Bücher