MoR 03 - Günstlinge der Götter
schließe mich ihm an.«
»Ich mache dir keinen Vorwurf. Schließlich hat Rom dich unter Sulla arg geschröpft.«
Der junge Cinna begab sich nach Saturnia, wo Lepidus mit seinen Legionen lagerte. Lepidus hatte inzwischen die zweite, diesmal von Catulus im Namen des Senats ausgesprochene Aufforderung erhalten, weigerte sich aber erneut, nach Rom zurückzukehren. Bevor Catulus zu seinen Truppen in die Campania eilte, bat Caesar ihn um eine Unterredung.
»Was willst du?« fragte Catulus kalt. Er hatte den für seine Begriffe zu schönen und zu begabten jungen Mann nie gemocht.
»Ich möchte in deinem Heer dienen, wenn es zum Krieg kommt.«
»In meinem Heer ist kein Platz für dich.«
Caesars Augen verfinsterten sich und blickten mit jener tödlichen Schärfe, die auch Sullas Augen eigen gewesen war. »Du brauchst mich nicht zu mögen, um meine Dienste in Anspruch zu nehmen.«
»Aber wie willst du mir dienen? Welchen Nutzen hätte ich von dir? Wie ich höre, willst du dich Lepidus anschließen.«
»Das ist gelogen!«
»Meines Wissens nicht. Der junge Cinna war bei dir, ehe er Rom verließ, und ihr habt alles miteinander abgesprochen.«
»Cinna hat mir seine Glückwünsche ausgesprochen, wie es sich für einen Schwager gehört, wenn seine Schwester den Vollzug ihrer Ehe feiert.«
Catulus blieb skeptisch. »Du magst Sulla von deiner Treue überzeugt haben, Caesar, aber in meinen Augen bleibst du ein Unruhestifter. Ich will deine Dienste nicht, weil ich unter meinen Offizieren niemanden dulde, dessen Treue nicht verbürgt ist.«
»Sollte Lepidus tatsächlich auf Rom marschieren, Vetter, dann werde ich für Rom kämpfen. Wenn nicht in deinem Heer, dann auf andere Weise. Ich bin ein römischer Patrizier vom gleichen Blut wie du und niemandes Klient oder Anhänger.« Auf halbem Weg zur Tür hielt Caesar noch einmal inne. »Du tätest gut daran, mich als jemanden im Gedächtnis zu behalten, der stets treu zur römischen Verfassung steht. Ich werde Konsul sein, wenn meine Zeit gekommen ist, aber nicht weil ein Verlierer wie Lepidus sich zum Diktator von Rom aufgeschwungen hat. Dazu hat Lepidus weder den nötigen Mut noch die Härte. Und, wenn ich das sagen darf, du genausowenig.«
Caesar blieb also in Rom. Die Ereignisse überschlugen sich, und der Bürgerkrieg schien unmittelbar bevorzustehen. Ein Senatsbeschluß zur Verteidigung der Republik wurde erlassen, der Senatsvorsitzende Flaccus starb, der zweite interrex hielt Wahlen ab, und schließlich marschierte Lepidus auf Rom. Wie einige tausend andere Männer hohen und niederen Standes trat Caesar auf dem Marsfeld gerüstet vor Catulus. Er wurde einer mehrere hundert Mann starken Truppe zugeordnet, welche die Holzbrücke vom Transtiberum in die Stadt sichern sollte. Da Catulus ihm kein Kommando übertrug, obwohl er Träger des Bürgerkranzes war, tat er Dienst in der Mannschaft. In Kämpfe wurde er nicht verwickelt, und als die Schlacht vor der Servianischen Mauer unterhalb des Quirinals vorbei war, kehrte er nach Hause zurück, ohne sich für die Verfolgung des Lepidus entlang der etrurischen Küste zu melden.
Caesar konnte Catulus’ Hochmut und Gehässigkeit nicht vergessen, doch er war auch in seinem Haß geduldig. Irgendwann würde Catulus an die Reihe kommen.
Bei seiner Heimkehr mußte Caesar zu seinem großen Kummer feststellen, daß der jüngere Dolabella bereits ins Exil gegangen war und Gaius Verres als Verfechter von Mannestugend und Rechtschaffenheit auftrat. Verres hatte Metellus Caprarius’ Tochter geheiratet und genoß hohes Ansehen bei den Wählern aus dem Ritterstand, die seine Aussage vor Gericht gegen den jüngeren Dolabella als Verbeugung vor ihrem gedemütigten Stand betrachteten. Endlich gab es einen Senator, der nicht davor zurückschreckte, einen Senatskollegen zu belasten.
Caesar ließ durch Lucius Decumius und Gaius Matius verbreiten, daß er jeden beliebigen Bewohner der Subura als Anwalt vertreten werde. In den Monaten, in denen Lepidus und Brutus immer tiefer sanken, während gleichzeitig Pompeius’ Stern aufging, nahm er sich mehrerer wenig spektakulärer Fälle an, die alle mit einem Erfolg für ihn endeten. Sein Ansehen als Anwalt wuchs so sehr, daß Kenner des Rechts und der Rhetorik zu den Prozessen kamen, am ihn zu hören. Meist wirkte er an den Gerichtshöfen des Stadtprätors oder des Prätors für Fremdenrecht, gelegentlich aber auch am Gerichtshof für Strafverfahren. Zwar versuchte Catulus weiterhin, Caesar zu
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