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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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achtundzwanzigsten Tag des September würde er fünfunddreißig Jahre alt werden; dann war er nicht mehr der milchgesichtige Liebling der Legionen. Also mußte er sich ein Ziel setzen, das eines Mannes würdig war, nicht eines Knaben. Aber welches Ziel? Ein Ziel zweifellos, das ihn der Senat nur höchst ungern würde erreichen lassen. Er spürte, daß die Antwort bereits in einem Teil seines Unterbewußtseins verborgen lag, den er noch nicht zu erforschen wagte.
    Also hörte er auf, sich den Kopf zu zerbrechen. Es gab genügend Dinge, die er sofort anpacken mußte. Beispielsweise galt es, die neue Straße über die Alpen zu befestigen, die er gefunden hatte. Sie mußte vermessen, gepflastert und getauft werden. Getauft, aber wie? Via Pompeia? Das hörte sich gut an! Aber wer wollte schon sterben und einen Straßennamen zu seinem Gedenken hinterlassen? Nein, es war besser, wenn man nur seinen Namen in Erinnerung behielt: Pompeius der Große. Ja, damit war alles gesagt.

7. Teil
    September 78 v. Chr. bis Juni 71 v. Chr.
    Nach seinem Ausscheiden aus Publius Servilius Vatias Dienst hatte es Caesar nicht eilig heimzukehren. Statt dessen unternahm er eine Reise durch jene Teile der Provinzen Asia und Lycia, die er noch, nicht gesehen hatte. Als er schließlich Ende September des Jahres, in dem Lepidus und Catulus Konsuln waren, nach Rom zurückkehrte, herrschte dort große Besorgnis. Lepidus hatte, statt Wahlen zum Magistrat abzuhalten, wie es seine Pflicht gewesen wäre, die Stadt verlassen und Truppen in Etruria ausgehoben. In Rom ging die Furcht vor einem neuen Bürgerkrieg um.
    Ob diese Furcht nun begründet war oder nicht, Caesar ließ sich nicht von ihr anstecken. Er hatte ganz andere, persönliche Sorgen.
    Seine Mutter schien während seiner Abwesenheit überhaupt nicht gealtert zu sein, aber sie hatte sich verändert; sie war sehr traurig.
    »Weil Sulla tot ist!« sagte Caesar vorwurfsvoll, und seine Stimme verriet einen tiefsitzenden Groll, der noch aus der Zeit stammte, als er Sulla für ihren Liebhaber gehalten hatte.
    Aurelia nickte.
    »Aber warum? Du schuldest ihm keinen Dank!«
    »Doch, für dein Leben, Caesar.«
    »Das hat doch vor allem er in Gefahr gebracht!«
    »Ich bin traurig, daß er tot ist.«
    »Ich nicht.«
    »Dann laß uns von etwas anderem reden.«
    Caesar gab sich geschlagen und lehnte sich seufzend in seinen Stuhl zurück. Das trotzig erhobene Kinn seiner Mutter zeigte unmißverständlich an, daß sie nicht zum Nachgeben bereit war, was immer er auch vorbringen würde.
    »Es ist an der Zeit, daß ich das Lager mit meiner Frau teile, Mutter.«
    Aurelia hob die Augenbrauen. »Sie ist kaum sechzehn.«
    »Zum Heiraten ist das für ein Mädchen zu früh, zugegeben. Aber Cinnilla ist bereits seit neun Jahren verheiratet, und das verändert die Situation. Bei unserem Wiedersehen habe ich in ihren Augen gelesen, daß sie bereit ist, mit mir das Lager zu teilen.«
    »Du magst recht haben. Dein Großvater hätte allerdings gesagt, wenn Mann und Frau aus einem alten Patriziergeschlecht stammen, gibt es eine schwere Schwangerschaft. Es wäre mir lieber, sie wäre etwas reifer, bevor sie in die eheliche Pflicht genommen wird.«
    »Cinnilla ist reif, Mutter.«
    »Wann soll es sein?«
    »Heute nacht.«
    »Aber sollten wir nicht eure ehelichen Bande vorher noch einmal bekräftigen? Durch ein Festmahl im Familienkreis etwa; deine Schwestern sind gerade beide in Rom, Caesar.«
    »Nein, kein Festmahl, nichts.«
    Und dabei blieb es. Von ihrem Sohn ermahnt, wagte Aurelia auch nicht, vor ihrer Schwiegertochter irgendwelche Andeutungen zu machen. Als Cinnilla in ihr kleines Schlafgemach gehen wollte, hielt sie Caesar in dem plötzlich leeren triclinium zurück.
    »Heute nacht geht es hier entlang, Cinnilla.« Er nahm sie bei der Hand und führte sie in das Gemach ihres Gebieters.
    Sie wurde blaß. »Aber ich bin noch nicht soweit!«
    »Da geht es dir wie allen Mädchen. Ein Grund mehr, es ein für allemal hinter sich zu bringen. Danach können wir unbeschwert miteinander leben.«
    Es war klug, ihr jetzt keine weitere Bedenkzeit zu geben, obwohl sie die vergangenen vier Jahre natürlich kaum an etwas anderes gedacht hatte. Er half ihr aus den Gewändern, legte diese, ordnungsliebend wie er war, sorgfältig zusammen und freute sich, daß das Zimmer zum ersten Mal seit Aurelias Auszug nach dem Tod seines Vaters wieder von einer Frau bewohnt wurde. Cinnilla saß auf der Bettkante und schaute ihm zu. Als er sich freilich

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