MoR 03 - Günstlinge der Götter
hier, mit denen man fliehen könnte.«
»Vielleicht würde ich euch aber gefangennehmen, wenn ihr zurückkämet.«
»Da kann ich dich beruhigen, Senator, wir bleiben alle hier, bis dein Lösegeld ankommt und behalten dich scharf im Auge.«
»Oh!« entfuhr es Caesar. Er machte ein enttäuschtes Gesicht. »Willst du damit sagen, daß ich für euch fünfzig Silbertalente herbeischaffen lassen muß, ohne daß mir in der Zwischenzeit eine kleine weibliche Abwechslung zustünde?«
»Daran soll es nicht fehlen, wenn deine Vorliebe in diese Richtung geht«, kicherte Polygonus. »Wenn du Frauen brauchst, wir haben genug.«
»Habt ihr auch eine Bibliothek in eurer schönen kleinen Stadt?«
»Ein paar Bücher müssen wohl irgendwo herumliegen. Allerdings sind wir keine Gelehrten.«
Die beiden Männer waren nun vor einem großen Haus angekommen. »Hier wohne ich«, sagte Polygonus. »Du wirst hier einquartiert, denn mir ist es lieber, dich in der Nähe zu behalten. Natürlich bekommst du deine eigenen Gemächer.«
»Ein Bad wäre mir jetzt sehr angenehm.«
»Mein Haus steht an Bequemlichkeiten dem Palatin nicht nach. Dein Bad wird sofort gerichtet, Senator.«
»Du kannst mich Caesar nennen.«
»Gern, Caesar.«
Das Gebäude war groß genug, um auch Demetrius und den beiden Schreibern noch Räume neben ihrem Herrn zu bieten. Caesar genoß sogleich sein Bad, das genau die richtige Temperatur, nämlich etwas mehr als lau, aufwies.
»Du wirst mich rasieren und zupfen, solange wir hier warten müssen, Demetrius«, sagte Caesar, während er sich sein helles, leicht welliges Haar kämmte. Er ließ den goldgerahmten und mit Gemmen verzierten Spiegel sinken und schüttelte den Kopf. »Dieses Haus birgt ein Vermögen.«
»Sie haben viele Schätze gestohlen«, bemerkte Demetrius.
»Bestimmt haben sie einen großen Teil der Beute in einigen Häusern versteckt. Längst nicht alle Gebäude sind bewohnt.« Dann begab sich Caesar zu Polygonus in das Speisezimmer.
Das Essen war ausgezeichnet und reichhaltig, der Wein köstlich.
»Du hast einen guten Koch«, sagte Caesar anerkennend.
»Ich stelle fest, daß du im Essen Maß hältst und keinen Wein trinkst«, bemerkte Polygonus.
»Leidenschaft kenne ich nur für meine Arbeit.«
»Wie, nicht für Frauen?«
»Frauen«, entgegnete Caesar, der sich gerade die Hände wusch, »Frauen sind auch Arbeit.«
»Ein solches Urteil über Frauen höre ich zum ersten Mal!« lachte Polygonus. »Du bist ein seltsamer Kauz, der Leidenschaft nur für seine Arbeit kennt.« Er rieb sich den Bauch und roch kennerhaft am Inhalt seines Kristallbechers. »Was das Piratenhandwerk so reizvoll für mich macht, ist das Leben in Luxus, dem ich mich hingeben kann, wenn ich nicht auf Beutefahrt die Meere durchkreuze. Vor allem aber schätze ich einen edlen Tropfen.«
»Auch mir ist der Geschmack nicht unangenehm«, sagte Caesar, »aber ich mag nicht trinken, wenn mein Verstand darunter leidet. Denn schon ein halber Becher verdünnten Weins genügt, um meinem Verstand etwas von seiner Schärfe zu nehmen.«
»Aber du fühlst dich dann den ganzen Tag über, wie du dich schon am Morgen gefühlt hast«, rief Polygonus aus.
Caesar lächelte. »Nicht unbedingt.«
»Wie meinst du das?«
»Nun, mein Guter, zum Beispiel werde ich am Morgen des Tages, an dem ich mit einer Flotte unter meinem Kommando hierher zurückkomme, stocknüchtern und im Besitz aller meiner Kräfte sein. Ich erobere den Platz und nehme euch alle gefangen. Wenn ich euch dann in Ketten sehe, fühle ich mich gewiß beschwingter als beim Aufwachen am Morgen. Doch das ist noch nicht alles. Am Tag, an dem ich dich kreuzigen lasse, Polygonus, werde ich mich fühlen wie noch nie zuvor in meinem Leben!«
Polygonus brach in Gelächter aus. »Caesar, du bist mit Abstand der unterhaltsamste Gast, den ich je unter meinem Dach beherbergt habe. Vor allem dein Humor ist köstlich!«
»Danke für dieses Kompliment, aber das Lachen wird dir vergehen, wenn du erst einmal am Kreuz hängst.«
»Dazu wird es nicht kommen.«
»Eben doch.«
Polygonus lag hingestreckt auf der Liege, in Purpur und Gold gewandet, Ringe an jedem Finger, glitzernde Ketten um den Hals, und lachte erneut. »Meinst du, ich hätte nicht bemerkt, wie du auf dem Achterdeck deines Schiffes gestanden und die Küste beobachtet hast? Schlag dir das aus dem Kopf, Caesar, keiner findet hierher zurück.«
»Du schon.«
»Weil ich es schon tausendmal gemacht habe. Bei den ersten hundert Malen
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