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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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erwiderte Caesar scharf. »Du bekommst fünfzig Silbertalente als Lösegeld, dafür kannst du die Pferde herausgeben. Ich behalte nur Paarzeh für mich, oder sind die Straßen hier gepflastert? Paarzeh ist nicht beschlagen, er kann nicht auf Pflasterstraßen geritten werden.«
    »Wirklich«, sagte Polygonus eingeschüchtert, »mit dir ist nicht zu spaßen.«
    »Laß die Pferde an Land bringen, Polygonus«, ordnete Caesar an.
    Burgundus war gar nicht wohl bei dem Gedanken, Caesar fast ohne Gefolge in der Gewalt dieser Banditen zu lassen, aber er hütete sich, mit ihm darüber zu streiten. Sein Auftrag lautete, das Lösegeld zu beschaffen.
    Für Caesar ging die Reise weiter nach Ostlycia, entlang einer Küste, die man sich einsamer nicht vorstellen konnte. Keine Straßen, keine Fischerdörfer, keine menschlichen Behausungen waren zu sehen, nur die schneebedeckten Gipfel der Solyma, deren Vorgebirge steil ins Wasser abfielen. Buchten tauchten unvermutet auf und stellten sich als Einkerbungen in steile Berghänge heraus, ein schmales Band rötlichgelben Sands zu Füßen einer Felswand gleicher Farbe. Aber weit und breit keine Spur von einem Piratennest. Merkwürdig! dachte Caesar, der auf dem Achterdeck stehengeblieben war. Seit sein Schiff die Mündung des Flusses, an dem Patara und Xanthos lagen, hinter sich gelassen hatte, beobachtete er Stunde um Stunde die vorüberziehende Küste.
    Bei Sonnenuntergang steuerten die beiden Galeeren und das Handelsschiff, das sie geleiteten, eine der zahllosen Buchten an. Sie fuhren hinein, bis sie am Ufer auf Sand liefen. Erst als Caesar ins seichte Wasser gesprungen und auf unsicherem Grund bis ans trockene Land gegangen war, erkannte er, was vom Wasser aus nicht zu sehen gewesen war. Die Felsklippe im Hintergrund der Bucht bestand aus zwei Felsen, deren Lücke von einer vorspringenden Kante verdeckt war. Dahinter weiteten sich die Felsen und gaben den Blick auf ein schüsselartig daliegendes Tal frei: das Piratennest.
    Polygonus schritt mit Caesar durch die Lücke zwischen den Felsen. »Wir haben jetzt noch Winter«, sagte Polygonus gutgelaunt zu seinem Gefangenen, »und mit den fünfzig Talenten, die wir einstreichen werden, können wir uns alle Muße gönnen, statt mit den ersten Frühjahrsstürmen übers Meer kreuzen zu müssen.«
    Seine Männer hatten bereits Rundhölzer unter den Bug der Galeeren und des Handelsschiffes gelegt. Caesar und Polygonus schauten zu, wie die drei Schiffe auf den Hölzern über den Strand gezogen und zwischen den Felsen hindurch bis in das versteckte Tal transportiert wurden. Anschließend wurden sie mit Stützen gesichert.
    »Macht ihr das immer so?« fragte Caesar.
    »Nicht, wenn wir wieder ausfahren, aber das wäre ungewöhnlich. Während wir auf Kaperfahrt sind, kommen wir nicht heim.«
    »Ihr habt hier ein wirklich feines Nest!« sagte Caesar anerkennend.
    Die Talschüssel erstreckte sich etwa anderthalb Meilen in der Breite und eine halbe Meile in der Länge. In ihrem hintersten Winkel ergoß sich ein dünner Wasserfall von verborgenen Höhen in einen Teich. Ein Fluß wand sich von dort in mehreren Schlingen bis an die Bucht, blieb aber für einen Beobachter vom Meer aus verborgen. Die Piraten oder Mutter Natur hatten für ihn unterhalb des Felsens einen schmalen Kanal als Abfluß gegraben.
    Eine wohldurchdachte und solide gebaute Stadt nahm den größten Teil des Tals ein. Drei- und vierstöckige Steinhäuser säumten kiesbestreute Straßen, mehrere mächtige gemauerte Silos und Lagerhäuser standen gegenüber dem Gelände, auf dem die Schiffe auf dem Trockenen lagen. Ein Marktplatz mit Tempel bildete den Mittelpunkt für das gesellschaftliche Leben der Stadt.
    »Wie viele Menschen leben hier bei euch?« fragte Caesar.
    »Ehefrauen, Konkubinen und Kinder — und Lustknaben für manche Männer — mitgerechnet, etwa tausendfünfhundert. Dazu kommen noch die Sklaven.«
    »Wie viele?«
    »Schätzungsweise zweitausend. Wir selbst machen keinen Finger krumm«, verkündete Polygonus stolz.
    »Es überrascht mich, daß es nicht zu Aufständen kommt, wenn deine Männer auf See sind. Oder sind die Frauen und Lustknaben so gefürchtete Krieger?«
    Der Piratenanführer lachte abfällig. »Wir sind keine Narren, Senator! Alle Sklaven gehen ständig in Ketten. Und da ein Entkommen nicht möglich ist, warum sollten sie sich erheben?«
    »Mich würde das nicht abhalten.«
    »Du würdest gefangen, sobald wir wieder zurück sind. Wir lassen keine Ersatzschiffe

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