MoR 03 - Günstlinge der Götter
völlig sicher sind, ein idealer Unterschlupf für Piraten! Hunderte versteckte Buchten und Täler. Sicherlich gibt es dort mindestens dreißig Piratennester.«
Caesar blieb unbeeindruckt, obwohl die Galeeren jetzt sehr rasch näher kamen. Er sah die bewaffneten Piraten am Schandeck ihrer Schiffe stehen und hörte ihre Rufe. »Was hindert mich«, sagte er laut, »nach der Lösegeldzahlung mit einer Kriegsflotte zurückzukommen und das ganze Pack gefangenzunehmen?«
»Du würdest die Bucht nie im Leben wiederfinden, Senator. Es gibt Hunderte, und alle sehen sie gleich aus. So wie das Labyrinth im alten Knossos, nur ist dieses hier gezackt und nicht viereckig.«
Caesar rief seinen Leibdiener herbei und befahl in ruhigem Ton, seine Toga zu holen. Der verängstigte Mann brachte ihm das weiße Gewand, das Caesar selbst anlegte.
Burgundus kam und fragte ihn, ob sie sich zum Kampf bereitmachen sollten.
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Caesar. »Es wäre anders, wenn die Umstände uns etwas günstiger wären, so aber liefe ein Kampf auf Selbstmord hinaus. Wir werden also brav stillhalten, hörst du, Burgundus?«
»Jawohl, Caesar.«
»Dann sage allen, daß ich keine tollkühnen Helden will.« Und zum Kapitän gewandt: »Du meinst, ich finde die richtige Bucht nie wieder?«
»Nie, Senator, glaube mir. Viele andere haben es schon versucht.«
»In Rom hatten wir angenommen, Publius Servilius Vatia habe die Piratenplage ein für allemal ausgerottet, als er die Isaurier geschlagen hatte. Er hat sich sogar als Vatia Isauricus feiern lassen, so erfolgreich war sein Feldzug.«
»Piraten sind wie Stechmücken, Caesar. Man glaubt sie ausgeräuchert zu haben, aber kaum ist die Luft wieder rein, sind sie auch wieder da.«
»So ist das also. Als Vatia, ich meine Vatia Isauricus, der Herrschaft des Piratenkönigs Zenicetes ein Ende setzte, hat er nur ein wenig an der Oberfläche gekratzt, aber das Übel nicht mit Stumpf und Stiel ausgerottet. Ist das richtig?«
»Ja und nein. König Zenicetes war nur ein Piratenanführer. Und was die Isaurier betrifft« — der Kapitän zuckte mit den Schultern —, »so hat keiner von uns, die wir diese Gewässer befahren, jemals verstanden, warum ein großer römischer Feldherr gegen einen zurückgebliebenen Volksstamm in Pisidien Krieg führt und glaubt, damit das Piratenunwesen auszurotten! Vielleicht haben sich einige Enkel der Isaurier tatsächlich den Piraten angeschlossen, aber eigentlich sind die Isaurier viel zu weit vom Meer entfernt, um sich mit Piraterei abzugeben.«
Inzwischen waren beide Kriegsschiffe längsseits gegangen, und die Piraten begannen das Handelsschiff zu entern.
»Aha, da kommt ihr Anführer!« sagte Caesar kühl.
Ein hochgewachsener, jugendlich wirkender Mann, dessen purpurne tyrische Tunika goldgewirkte Verzierungen aufwies, bahnte sich seinen Weg durch die Piratenhorden an Deck und kam den Aufgang zum Achterdeck herauf. Er trug keine Waffen und machte auch sonst keinen kriegerischen Eindruck.
Caesar wünschte ihm einen guten Tag.
»Täusche ich mich nicht, wenn ich glaube, dem römischen Senator Gaius Julius Caesar, dem Träger des Bürgerkranzes, gegenüberzustehen?«
»Nein, du täuschst dich nicht.«
Der Anführer blinzelte aus hellgrünen Augen und fuhr mit gepflegter Hand durch seine blonde Lockenpracht. »Du bist sehr gelassen, Senator«, bemerkte er. Sein Griechisch ließ vermuten, daß er vielleicht von einer der Inseln der Sporaden stammte.
»Warum sollte ich es nicht sein?« sagte Caesar mit erhobenen Augenbrauen. »Ich nehme an, du wirst mir erlauben, mich und mein Gefolge freizukaufen. Also habe ich nicht viel zu fürchten.«
»Stimmt. Aber gemeinhin schlottern meine Gefangenen trotzdem vor Angst und Schrecken.«
»Dieser Gefangene nicht.«
»Du bist eben ein Kriegsheld.«
»Was soll nun geschehen, äh, ich kenne deinen Namen noch nicht. .. «
»Polygonus.« Der Anführer schaute sich zu seinen Männern um, welche die Mannschaft des Handelsschiffs in eine Ecke und Caesars Gefolge in eine andere zusammengetrieben hatten.
Wie ihr Anführer waren auch die übrigen Piraten aufgetakelte Laffen. Manche trugen Perücken, andere hatten ihr natürliches langes Haar mit der Brennschere in kräuselnde Locken gezwungen. Die einen hatten sich wie Huren geschminkt, andere waren glatt rasiert und gaben sich sehr männlich, aber allesamt waren sie sehr gut gekleidet.
»Was soll nun geschehen?« fragte Caesar nochmals.
»Deine Besatzung lasse ich
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