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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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kam Burgundus am folgenden Tag gegen Mittag an. Es war der vierzigste Tag von Caesars Gefangenschaft.
    »Nun kann ich Cardixa wieder unter die Augen treten und darf Vater ihrer Söhne heißen«, sagte Burgundus mit Tränen in den Augen. »Du siehst gut aus, Caesar.«
    »Sie waren aufmerksame Gastgeber. Wer hat das Lösegeld bereitgestellt?«
    »Patara und Xanthos, jeweils zur Hälfte. Sie waren zwar nicht glucklich darüber, haben aber nicht gewagt, die Zahlung zu verweigern. Nicht so kurz nach Vatia.«
    »Sie bekommen ihr Geld wieder, und zwar schneller, als sie glauben.«

    Zu Caesars Abschied erschien die ganze Bevölkerung der Piratenstadt, einige Frauen weinten sogar offen. Auch Polygonus war betrübt.
    »Einen Gefangenen wie dich werde ich nie wieder haben!«
    »Das ist nur zu wahr«, sagte Caesar lächelnd. »Deine Piratenkarriere neigt sich ihrem Ende zu, mein Freund. Vor dem Frühjahr komme ich wieder.«
    Wie immer fand Polygonus Caesars Worte höchst amüsant. Er lachte noch, während er vom schmalen Sandstrand aus zuschaute, wie der Kapitän Caesars Schiff aus der Bucht manövrierte und im Abendlicht Kurs nach Westen einschlug.
    »Und daß du ja nicht anhältst, Kapitän!« schrie ihm der Piratenanführer nach. »Sonst hast du meine Eskorte im Kielwasser!«
    Hinter dem östlichen Berghang schob sich eine hemiolia heran, die es an Schnelligkeit mit jedem anderen Schiff aufnehmen konnte.
    Mit einsetzender Abenddämmerung war von ihr nichts mehr zu sehen; Caesars Schiff war mittlerweile in der Nähe von Patara angelangt.
    »Als nächstes soll einigen Leuten die Sorge um ihr Geld genommen werden«, kündigte Caesar an. Er schaute zum Kapitän hinüber. »Übrigens zahle ich dir die zehn Talente zurück, die du zum Freikauf von Schiff und Besatzung hast auslegen müssen.«
    Offenkundig glaubte der Kapitän nicht, daß es in Caesars Macht stünde, seine Worte wahr zu machen. »Die Reise steht unter keinem guten Stern«, murmelte er nur.
    »Und ich sage dir«, erwiderte Caesar, »wenn sie zu Ende ist, wirst du als gemachter Mann nach Byzanz heimfahren. Aber nun bring mich an Land.«
    Sein Landgang war nur sehr kurz. Die Pferde und Maultiere wurden erst gar nicht an Land gebracht, da er keine Zeit verlieren wollte. Am nächsten Morgen schaute er sein ganzes Gefolge unternehmungslustig an. »Los, Kapitän, beeilen wir uns!«
    »Kurs auf Rhodos?«
    »Natürlich, nach Rhodos.«
    Die Reise dauerte drei Tage; am ersten Abend wurde Telmessos, am zweiten Kaunos angelaufen. Beidemal erlaubte Caesar nicht, daß die Reittiere in den Häfen an Land geschafft wurden.
    »Ich bin zu sehr in Eile, und die Tiere werden das überleben«, sagte er nur. Dann, wie zu sich selber: »Welch ein Glück! Fortuna begünstigt mich. Nun kommt mir meine Erfahrung im Aufstellen von Flotten zugute. Ich weiß genau, wohin ich bei der Ankunft in Rhodos gehen und an wen ich mich wenden muß.«
    Tatsächlich hatte er keine zwei Stunden, nachdem sein Schiff im Hafen von Rhodos festgemacht hatte, die Männer, an die er sich wenden wollte, um sich versammelt.
    »Ich brauche eine Flotte von zehn Triremes und fünfhundert Soldaten«, sagte er zu dem rhodischen Offiziersstab, der sich im Amtszimmer des Hafenmeisters versammelt hatte.
    »Zu welchem Zweck?« fragte der junge Admiral Lysander.
    »Mit der Flotte will ich zum Stützpunkt des Piratenanführers Polygonus zurückfahren und das ganze Nest ausheben.«
    »Polygonus? Seinen Unterschlupf findest du nie wieder!«
    »Ich finde ihn wieder. Gebt mir die Flotte, dann fällt für Rhodos ein ansehnlicher Teil der Beute ab.«
    Die rhodischen Offiziere überzeugte weder Caesars Begeisterung noch sein Selbstvertrauen, sondern einzig seine Autorität, und so gaben sie ihm die zehn Triremes und fünfhundert Soldaten. Sie kannten ihn aus früheren Tagen, als er mit Vatia in Rhodos gewesen war. Einige aus Vatias Umkreis hielten noch immer zu ihm. König Zenicetes hatte seine Bergfeste auf dem Termessos niedergebrannt, als Vatia zu ihrer Zerstörung anrückte. Vatia hatte jedoch, ohne sich von der Vorstellung irremachen zu lassen, daß eine unermeßlich große Beute in Flammen aufgegangen sei, einfach abgewartet, bis die Asche erkaltet war, hatte sie dann durchsieben lassen und das geschmolzene Gold und Silber wiedergewonnen. Daraufhin war die Achtung der Rhodier für Vatia um vieles gestiegen. Wenn der römische Feldherr zu einer solchen Tat fähig war, mochte etwas von seinem Stil auch auf seinen ehemaligen

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