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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zieht. Es wird Tage dauern, bis dich der Tod erlöst, Polygonus!«
    Als die Galeere, die Caesar aus Nikomedeia gefolgt war, den Fluß zum Hafen von Pergamon hinauffuhr, bot sich den Männern an den Rudern ein schrecklicher Anblick. Sie hatten auch in Rhodos schon Menschen sterben sehen — auch durch die Hand des Henkers —, aber Hinrichtungen nach römischer Art gehörten nicht zum Alltag in ihrer Heimatstadt. Rhodos war Freund und Verbündeter Roms, keine eroberte Provinz. Der Anblick von fünfhundert Kreuzen auf einem brachliegenden Feld zwischen Hafen und Küste war für sie ebenso befremdend wie ungeheuerlich. Hier standen Tote Spalier. Nur einer, der Anführer, dessen Haupt zum Hohn mit einem Kranz geschmückt war, hatte noch Leben in sich und schrie seinen Schmerz hinaus.
    Quintus Pompeius war in Pergamon geblieben, da er die Stadt nicht eher verlassen wollte, bis auch Caesar gegangen war.
    Auch ihn hatte der Anblick der Kreuze erschüttert. Kreuzigungen kamen immer wieder vor — dieser Tod war den Sklaven, nicht den Freien Vorbehalten —, allerdings nie in solchen Ausmaßen. Aber hier, säuberlich in Reih und Glied aufgestellt, wurden Männer gleich regimentweise hingerichtet. Den Mann, der dieses düstere Schauspiel in so kurzer Zeit inszenieren konnte, mußte man im Auge behalten. Und man durfte ihn nicht, auch wenn er es nicht offiziell tat, in Pergamon frei schalten und walten lassen. So wartete denn Quintus Pompeius, bis Caesars Flotte Kurs auf Rhodos und Patara nahm.

    In Nikomedeia fand der Proquästor den Statthalter in gehobener Stimmung. Juncus hatte gerade Goldbarren in einem Versteck in einem Verlies unterhalb des Palastes gefunden und sie sich sogleich angeeignet. Ihm entging dabei, daß ihm Caesar und Oradaltis mit diesem Schatz eine Falle gestellt hatten.
    »Mein lieber Pompeius, du hast viel getan, um Bithynien in die Provinz Asia einzugliedern«, begann Juncus gönnerhaft, »deshalb möchte ich deiner Bitte nachkommen. Du darfst dir künftig den Siegerbeinamen Bithynicus zulegen.«
    Nach dieser Gunstbezeugung war Pompeius, nunmehr Bithynicus, in fast ebenso gehobener Stimmung wie der Statthalter. Gemeinsam lagerten sie sich zum Abendessen und gaben sich dem Genuß hin.
    Juncus war es, der nach dem letzten Gang des üppigen Essens das Gespräch auf Caesar brachte.
    »Er ist der arroganteste Schwanz, der mir je begegnet ist«, sagte er und zeigte seine Zähne. »Verweigert mir meinen Anteil an der Kriegsbeute und hat die Kühnheit, mich um die Erlaubnis zur Kreuzigung von fünfhundert kräftigen Piraten zu fragen. Dabei bieten die mir immerhin einen gewissen Ausgleich für die entgangene Beute, wenn ich sie auf dem Sklavenmarkt verkaufe.«
    Pompeius schaute ihn mit großen Augen an. »Sie verkaufen?«
    »Was ist denn?«
    »Du hast doch befohlen, die Piraten kreuzigen zu lassen, Marcus Junius!«
    »Keineswegs!«
    Pompeius schrumpfte geradezu zusammen. »Verdammt!«
    »Ja was ist denn?« wiederholte Juncus, der nun doch unruhig wurde.
    »Caesar ist sieben Tage nach seiner Reise zu dir wieder in Pergamon eingetroffen und berichtete mir, du habest deine Erlaubnis zur Kreuzigung der gefangenen Piraten gegeben. Ich gebe zu, daß mich das etwas erstaunt hat, aber nie wäre es mir in den Sinn gekommen, daß er nicht die Wahrheit sagte. Marcus Junius, er hat alle ohne Ausnahme kreuzigen lassen.«
    »Das hat er nicht gewagt!«
    »Doch, er hat es getan. Und mit einer solchen Selbstsicherheit - so gelassen! Er hat mich herumgescheucht wie einen Sklaven. Ich habe ihm sogar gesagt, wie sehr es mich wundere, daß du deine Einwilligung gegeben hast. Sah er deswegen verlegen aus oder gar schuldig? Keineswegs! Wirklich, Marcus Junius, ich habe ihm jedes Wort geglaubt. Zumal ich von dir nichts Gegenteiliges gehört hatte!« fügte Pompeius listig hinzu.
    Juncus kamen die Tränen vor Wut. »Die Männer hätten auf dem Sklavenmarkt zwei Millionen Sesterzen eingebracht. Zwei Millionen, Pompeius! Und er hat dem Schatzamt in Rom tausend Talente geschickt, ohne mich überhaupt zu fragen oder mir einen Anteil anzubieten. Nun muß ich wegen des Anteils eine Eingabe beim Schatzamt machen, und du weißt ja, wie mühsam das ist. Ich kann froh sein, wenn der Bescheid kommt, ehe mein erster Urgroßenkel geboren ist! Wahrend dieser Hurensohn bestimmt Tausende Talente für sich beiseite geschafft hat. Tausende!«
    »Da bin ich nicht so sicher«, gab Pompeius zu bedenken, bemühte sich aber, dem völlig verzweifelten Juncus

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