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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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voranzuschreiten. Beide neuen Konsuln, Lucullus und Marcus Cotta, hätten Bithynien lieber zu einer selbständigen Provinz mit einem eigenen Statthalter gemacht. Marcus Cotta liebäugelte sogar mit dem Gedanken, im kommenden Jahr dort selbst den Statthalterposten zu übernehmen.
    Dennoch interessierte die Menschen in Rhodos mehr, was in ihrer Nachbarschaft vor sich ging. Für sie war das, was in Pontos und Kappadokien passierte, von ungleich größerer Bedeutung als die Ereignisse in Rom oder Spanien. Es hieß, nach dem Einmarsch von König Tigranes’ Truppen nach Kappadokien vor vier Jahren sei kein Bürger in Eusebeia Mazaka geblieben, der König habe sie alle nach Tigranokerta umgesiedelt. Der König von Kappadokien, der auf Caesar keinen großen Eindruck gemacht hatte, lebe seit dem Einmarsch in Alexandria. Daß er gerade diese ferne Stadt als Exil gewählt habe, rechtfertigte er mit dem Hinweis, daß Tarsos zu nahe bei Tigranes und Rom für ihn zu teuer sei.
    Gerüchte kursierten, König Mithridates sei so zornig über die Eingliederung Bithyniens ins Römische Reich gewesen, daß er in Pontos wieder ein gewaltiges Heer ausgehoben habe. Allerdings wußte niemand Genaueres zu berichten. Allem Anschein nach hatte Mithridates die Grenzen seines Reiches aber noch nicht überschritten.
    Marcus Junius Juncus kam ebenfalls ins Gerede. Von ihm hieß es, er habe einige der bedeutendsten Bürger Bithyniens — vor allem solche, die in Herakleia am Schwarzen Meer wohnten — verschleppt. Weiterhin seien offizielle Beschwerden beim Senat in Rom eingereicht worden, des Inhalts, Juncus bereichere sich schamlos an den größten Schätzen des Landes.
    Anfang Juni ging ein Entsetzen durch die ganze Provinz Asia: König Mithridates war auf dem Vormarsch. Seine Truppen hatten bereits Paphlagonia überrannt und standen vor Herakleia, direkt an der Grenze zu Bithynien. Die Nachricht, der König von Pontos wolle Bithynien für sich erobern, war bis nach Rom gelangt. Abstammung und Geburt sowie die Nachbarschaft beider Länder sprachen dafür, daß Bithynien zu Pontos und nicht zu Rom gehöre. König Mithridates werde nicht zusehen, wie Rom sich Bithynien einverleibe! Doch vor Herakleia blieb das pontische Heer plötzlich stehen und rückte nicht weiter vor. Mithridates hatte Rom wieder einmal den Fehdehandschuh hingeworfen, war dann aber vor dem entscheidenden Schritt zurückgeschreckt und wartete nun ab, was Rom tun werde.
    Marcus Junius Juncus und Quintus Pompeius, nun Bithynicus genannt, flohen zurück nach Pergamon, wo sie mehr Zeit damit verbrachten, lange Berichte an den Senat zu verfassen, als die Provinz Asia für einen neuen Krieg gegen den König von Pontos zu rüsten. Da der Statthalterposten in Cilicia nach Lucius Octavius’ Tod verwaist war, erhielten die beiden in Tarsos liegenden Legionen keinen Befehl, der Provinz Asia zu Hilfe zu eilen. Auch Junius forderte sie nicht an. Die beiden in Ephesos und Sardes stationierten Legionen der Fimbriani wurden nach Pergamon zurückgerufen und blieben auch dort. Wie es hieß, gehe es Juncus eher darum, seine eigene Haut zu retten, als Bithynien zu verteidigen.
    Caesar verfolgte all diese Gerüchte zwar aufmerksam, machte aber keine Anstalten, nach Pergamon zu reisen. Obwohl niemand in der Provinz Asia etwas mit König Mithridates zu tun haben wollte, fand sich keiner bereit, gegen ihn zu kämpfen, wenn der Statthalter keine eindeutigen Befehle erteilte. Und der Statthalter hütete sich, in dieser Hinsicht Befehle auszugeben. Im Quintilis begann im Süden der Provinz die Getreideernte, und im Sextilis würde auch der Norden folgen. Doch Juncus blieb untätig und ließ kein Getreide als Kriegsvorrat requirieren.
    Noch im Sextilis wurde bekannt, daß die Konsuln Lucullus und Marcus Cotta vom Senat ermächtigt worden waren, militärisch gegen Mithridates vorzugehen. Wenig später wurde Bithynien plötzlich eine eigene Provinz mit Marcus Cotta als Statthalter, während Cilicia an Lucullus ging. Niemand wußte, was aus der Provinz Asia werden sollte, deren Statthalter nur Quästorenrang hatte und der nun zwischen den beiden Konsuln des Jahres stand. Als Rangniederer mußte Juncus das tun, was ihm aufgetragen wurde. Aber er war kein Parteigänger des Lucullus, und er hatte sich weder durch Tüchtigkeit hervorgetan noch durch eine tadellose Amtsführung geglänzt. Für Juncus brachen schlimme Zeiten an.
    Kurze Zeit darauf erhielt Caesar einen Brief von Lucullus’ Bruder Varro

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