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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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besten nach seinem eigenen Gutdünken schalten und walten, wenn er vor einer so schwierigen Aufgabe steht, wie es die Eingliederung einer neuen Provinz in das Imperium darstellt.«
    »Was hast du dann hier zu tun?« Juncus betrachtete seinen Gast mit offenkundigem Mißfallen. Er erinnerte sich nur zu gut an ihren Schlagabtausch vor dem Gerichtshof für Strafsachen, bei dem er oft den kürzeren gezogen hatte.
    »Vor zwei Monaten bin ich in den Gewässern vor Pharmakussa in die Hände von Piraten gefallen.«
    »Ja, das passiert vielen. Ich vermute, daß du dich freikaufen konntest, da du gesund vor mir stehst. Aber ich kann wirklich nichts tun, um dein Lösegeld wiederzubekommen. Wenn du aber darauf bestehst, lasse ich über mein Amt eine Beschwerde im Senat von Rom einreichen.«
    »Das könnte ich auch selbst«, sagte Caesar spöttisch. »Ich bin nicht gekommen, um mich zu beklagen, Marcus Junius. Ich bitte dich vielmehr um die Erlaubnis, fünfhundert gefangene Piraten zu kreuzigen.«
    Juncus starrte ihn an. »Wie bitte?«
    »Wie du gerade so scharfsinnig geschlossen hast, konnte ich mich aus der Hand der Piraten freikaufen. Daraufhin stellte ich eine kleine Kriegsflotte auf, kehrte in das Piratennest zurück und hob es aus.«
    »Dazu hattest du kein Recht!« fauchte Juncus. »Ich bin der Statthalter, das wäre meine Aufgabe gewesen!«
    »Bis ich Nachricht nach Pergamon geschickt — ich komme gerade aus Pergamon, wo ich meine Gefangenen habe einkerkern lassen — und bis der Bote dich in Nikomedeia erreicht hätte, wäre der Winter vorbeigewesen. Dann hätte Polygonus seinen Unterschlupf verlassen und wäre schon wieder auf Beutefahrt. Wenn ich auch ein privatus bin, so habe ich doch so gehandelt, wie es von einem Mitglied des römischen Senats erwartet wird: Ich habe alles getan, damit die Feinde Roms ihrer gerechten Strafe picht entkommen.«
    Die prompte Entgegnung verschlug Juncus erst einmal die Sprache. Er mußte nach Worten suchen. »Dann ist dein Vorgehen zu loben«, sagte er schließlich.
    »Das meine ich schon.«
    »Und jetzt soll ich dir erlauben, fünfhundert gute, kräftige Männer zu kreuzigen? Das kann ich nicht zulassen! Deine Gefangenen gehören jetzt mir. Ich werde sie in die Sklaverei verkaufen.«
    »Ich habe ihnen mein Wort gegeben, sie zu kreuzigen«, sagte Caesar bestimmt.
    »Ihnen hast du dein Wort gegeben?« fragte Juncus geradezu verstört. »Das sind doch Räuber und Halunken!«
    »Selbst wenn sie Barbaren oder Affen wären, täte dies nichts zur Sache, Marcus Junius! Ich habe geschworen, sie zu kreuzigen. Ich bin Römer, mein Wort bindet mich, und ich muß es einlösen.«
    »Den Schwur hättest du nicht tun dürfen! Wie du richtig gesagt hast, bist du ein privatus. Ich pflichte dir darin bei, daß du recht getan hast, Roms Feinde nicht der Strafe entkommen zu lassen. Aber es ist mein Vorrecht zu entscheiden, wie mit Gefangenen in meiner Amtssphäre zu verfahren ist. Sie werden als Sklaven verkauft. Das ist mein letztes Wort in dieser Sache.«
    »Nun gut«, sagte Caesar mit kaltem Blick. Er wandte sich zum Gehen.
    »Einen Augenblick noch!« rief Juncus.
    Caesar schaute ihn nochmals an. »Ja?«
    »Es hat doch wohl eine Beute gegeben?«
    »Ja.«
    »Wo befindet sie sich? In Pergamon?«
    »Nein.«
    »Du kannst sie nicht für dich behalten!«
    »Das habe ich auch nicht. Der größte Teil ging an Rhodos, das die Schiffe und die Soldaten gestellt hat. Ein Teil ging an die Bürger von Xanthos und Patara, welche die fünfzig Talente für die Zahlung des Lösegeldes aufgebracht haben. Meinen Teil habe ich der Aphrodite gewidmet, die Bewohner von Rhodos sollen damit ihr zu Ehren einen Tempel errichten. Und Roms Teil ist unterwegs in die Hauptstadt.«
    »Und wie steht es mit meinem Anteil?«
    »Ich wußte nicht, daß auch du einen Anspruch erheben würdest, Marcus Junius.«
    »Aber ich bin der Statthalter dieser Provinz!«
    »Der Fang war zwar reich, aber doch nicht so riesig. Polygonus ist kein König Zenicetes.«
    »Wieviel hast du nach Rom gesandt?«
    »Tausend Talente in Münzen.«
    »Dann gab es doch genug.«
    »Für Rom schon. Aber nicht für dich«, stellte Caesar ruhig fest.
    »Ich als Provinzstatthalter hätte Roms Anteil an das Schatzamt schicken müssen!«
    »Abzüglich welcher Summe?«
    »Abzüglich des mir zustehenden Anteils.«
    »Dann schlage ich vor, du beantragst beim Schatzamt die Herausgabe des Statthalteranteils.«
    »Das werde ich tun, ganz bestimmt!«
    »Etwas anderes hätte mich

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