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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Schiffahrtswegen. Aber das hierfür notwendige Geld gab es aus Geiz nicht dafür her. Rhodos lebt nun unter römischer Führung und tut nur, was Rom verlangt. Wenn wir aus eigenem Antrieb einen vernichtenden Schlag gegen die Piraten führten, würde Rom womöglich glauben, es brüte seinen eigenen Mithridates aus.«
    Dem hatte Caesar nichts entgegenzusetzen.
    Marcus Junius Juncus war nicht in Pergamon, als Caesars Schiff den Kaikos erreicht hatte und im Hafen der Stadt vor Anker ging. Nach römischem Kalender kam das Ende des Monats März näher, der Winter war also noch nicht vorüber, obwohl sie während der Fahrt entlang der Küste gutes Wetter hatten. Die Stadt erhob sich prächtig vor ihnen, aber selbst von der Flußniederung aus waren noch Spuren von Schnee und Eis auf den Dächern der Paläste und Tempel zu sehen.
    »Wo ist der Statthalter? In Ephesos?« fragte Caesar bei der Ankunft den Proquästor Quintus Pompeius, der seiner Abstammung nach eher Rufus’ Zweig als dem des Pompeius nahestand.
    »Nein, er ist in Nikomedeia«, antwortete Pompeius knapp. »Ich wollte gerade wieder zu ihm zurückkehren. Du hast Glück, überhaupt einen von uns hier anzutreffen, denn wir sind alle so beschäftigt in Bithynien. Ich bin nur auf einen Sprung hier, um dem Statthalter leichtere Kleidung zu besorgen. Wir hatten nicht erwartet, daß es in Nikomedeia wärmer sein würde als in Pergamon.«
    »Oh, das war schon immer so«, sagte Caesar ernst. Er verbiß sich seine Frage, ob der Proquästor der Provinz Asia nichts Dringenderes zu tun habe, als Juncus leichtere Kleidung zu holen. »Ach, Quintus Pompeius«, fuhr er in freundlichem Ton fort, »wenn es dir recht ist, bringe ich dem Statthalter die Kleider. Für dich habe ich andere Arbeit, die erledigt werden muß, ehe du wieder nach Bithynien reisen kannst. Siehst du die Schiffe dort drüben?«
    »Ja, ich sehe sie«, sagte Pompeius. Er war alles andere als glücklich darüber, daß ein Jüngerer ihm auftrug, was er zu tun hatte.
    »An Bord der Schiffe sind fünfhundert Piraten, die für mehrere Tage eingekerkert werden müssen. Ich fahre weiter nach Bithynien und erbitte von Marcus Junius die amtliche Erlaubnis, sie zu kreuzigen.«
    »Wie? Piraten, die gekreuzigt werden sollen?«
    »So ist es. Ich habe ein Piratennest in Lycia ausgehoben — mit Hilfe einer zehn Schiffe zählenden Flotte aus Rhodos, wie ich gleich hinzufügen möchte.«
    »Dann bleib doch hier und kümmere dich selber um deine lausigen Gefangenen!« entgegnete Pompeius. »Den Statthalter kann auch ich fragen.«
    »Entschuldige, daß ich dir widerspreche, aber so kann in dieser Angelegenheit nicht verfahren werden«, sagte Caesar sanft, aber bestimmt. »Ich bin ein privatus, und als solcher habe ich auch die Piraten gefangengenommen. Ich muß den Statthalter persönlich sprechen. Lycia ist Teil seiner Provinz, daher muß ich ihm die Umstände selbst darlegen. So verlangt es das Gesetz.«
    Der Wortstreit ging noch eine Weile hin und her, doch von Anfang an stand fest, wer der Sieger sein würde. Dann fuhr Caesar in einer schnellen Galeere nach Nikomedeia, während es Pompeius überlassen blieb, sich um die gefangenen Piraten zu kümmern.
    Als Caesar in einem kleinen Vorzimmer im Palast in Nikomedeia auf den vielbeschäftigten Marcus Junius Juncus wartete, mußte er betrübt feststellen, daß vieles schon fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt war. Zwar waren die Vergoldungen, Wandgemälde und anderen Kunstgegenstände noch an ihrem Platz, aber einige vertraute und ihm liebgewordene Statuen und Gemälde waren bereits aus den Gängen und Zimmern verschwunden.
    Es wurde schon langsam dunkel, als Juncus endlich raschen Schrittes ins Zimmer kam. Offensichtlich hatte er erst sein Abendessen beendet, ehe er einen Senatskollegen von seinem langen Warten erlöste.
    »Caesar! Welche Freude, dich zu sehen! Was führt dich her?« So begrüßte der Statthalter den wartenden Caesar und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Ave, Marcus Junius. Du bist sehr beschäftigt.«
    »Ja, allerdings. Du kennst diesen Palast hier in- und auswendig, nicht wahr?« Der Ton der Worte war zwar freundlich, aber die Anspielung war nicht zu überhören.
    »Da ich es war, der dir die Nachricht von König Nikomedes’ Tod geschickt hat, müßtest du es eigentlich wissen.«
    »Aber du hattest nicht die Freundlichkeit, hier auf mich zu warten.«
    »Ich bin ein privatus, Marcus Junius, ich hätte dir nur im Weg gestanden. Einen Statthalter läßt man am

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