MoR 03 - Günstlinge der Götter
Bundesgenossenkrieg und dann für Pontius Telesinus. Rom mochte glauben, es habe Samnium ein für allemal besiegt. Aber Spartacus, der einen samnitischen Namen nach dem anderen in seine Liste schrieb, hatte gute Gründe anzunehmen, daß erst dann von einem vollständigen Sieg die Rede sein konnte, wenn der letzte Samnite nicht mehr am Leben war. Viele kamen in Rüstung und mit der Waffe in der Hand, kampferprobte Krieger, die ausspuckten, wenn Sullas Name fiel, oder die eine beschwörende Geste machten, um den Bösen Blick abzuwenden, wenn Cethegus und Verres erwähnt wurden, jene römischen Feldherren, die mordend und sengend durch die samnitischen Stammlande gezogen waren.
Am Morgen des letzten Tages im September kam Crixus zu Spartacus. »Ich muß dir etwas zeigen«, sagte er aufgeregt.
Spartacus, der gerade mit einer Hundertschaft Sklaven exerzierte, übergab das Kommando einem anderen Gladiator und ging mit Crixus, der ungeduldig an seinem Arm zog.
»Worum geht es denn?« fragte Spartacus.
»Das mußt du mit eigenen Augen sehen«, antwortete Crixus. Er führte Spartacus zu einer Lücke in der Kraterwand, von wo aus sich ein Blick auf den nördlichen Hang des Vesuvs bot.
Zwei Samniter, die dort Wache hielten, waren in heller Aufregung. »Schaut!« sagte einer zu den Anführern.
Und Spartacus schaute. Unter ihm breitete sich auf etwa tausend Fuß eine öde Kraterlandschaft mit Felsen und Höhlen aus, daran schlossen sich regelmäßig angelegte Felder an. Dort unten aber wand sich eine Kolonne römischer Soldaten durch die Stoppelfelder. Sie wurde von vier Berittenen angeführt, deren attische Helme und beschlagene Rüstungen sie als Stabsoffiziere auswiesen. Drei ritten Seite an Seite voran, während der vierte, angetan mit der kunstvoll geknoteten, scharlachroten Schärpe des Imperiumsträgers, ihnen allein folgte.
»Aha! Nun haben sie schließlich doch einen Prätor geschickt!« höhnte Spartacus.
»Wie viele Legionen sind das da unten?« fragte Crixus besorgt.
Spartacus schaute ihn verdutzt an. »Legionen? Du hast doch in der Legion gedient, Crixus, also solltest du auch ihre Stärke schätzen können.«
»Das ist es ja gerade! In der Legion war ich, aber wenn man drin ist, hat man keine Vorstellung, wie sie von außen aussieht.«
Spartacus grinste. »Sei unbesorgt. Die da unten bringen es auf nicht mehr als eine halbe Legion—fünf Kohorten von der grünsten Sorte, der ich je begegnet bin. Schau nur, wie die marschieren, die können nicht einmal den richtigen Abstand zum Vordermann halten. Mehr noch, sie werden von einem Mann geführt, der genauso grün ist wie sie! Siehst du, wie er sich hinter seinen Legaten versteckt? Ein untrügliches Zeichen, denn ein zuversichtlicher Feldherr reitet stets voran.«
»Fünf Kohorten? Das sind wenigstens zweieinhalbtausend Mann.«
»Fünf Kohorten, die noch nie in einer Legion gedient haben, Crixus.«
»Ich lasse Alarm blasen.«
»Nein, bleib hier. Sie sollen glauben, daß wir sie nicht bemerkt haben. Wenn sie Hornsignale und Rufe hören, machen sie halt und lagern unten am Hang. Wenn sie aber meinen, sie hätten uns ein Schnippchen geschlagen, läßt der Grünschnabel an ihrer Spitze die Kolonne weitermarschieren, bis sie die felsige Gipfelregion erreichen, und dann merkt er erst, daß er dort kein Lager aufschlagen kann. Dann ist es zu spät, um wenden zu lassen und bergab zu marschieren. Die ganze Truppe muß sich dann in kleinen Gruppen gerade da niederlassen, wo sie Platz für die Nacht findet. Grüne Jungen! Wären sie am Fuß des Berges weiter nach Süden gegangen, wären sie auf den Feldweg gestoßen, der geradewegs zu unserem Lager führt.«
Bis es Abend wurde, wußte Spartacus durch Kundschafter, daß es sich bei dem Strafexpeditionskorps ohne jeden Zweifel um frische Rekruten handelte und daß der Feldherr ein Prätor namens Gaius Claudius Glaber war.
Tatsächlich hatte der Senat Glaber beauftragt, in Capua fünf Kohorten auszuheben, sich an die Fersen der Rebellen zu heften und sie dann in ihrer Höhle am Vesuv auszuräuchern.
Am folgenden Morgen gab es kein Strafexpeditionskorps mehr. In der Nacht hatte Spartacus Stoßtrupps die Felsen hinuntergeschickt, manche sogar an Seilen, um den Feind rasch und geräuschlos zu töten. So unerfahren waren diese Rekruten, daß sie ihre Rüstungen abgenommen, ihre Waffen zu Haufen zusammengelegt und sich dann um Lagerfeuer geschart hatten. Jedes Feuer verriet eindeutig, wo sich die einzelnen Gruppen zum
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