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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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alles dafür, daß Quintus Sertorius, der Diktator von Rom, den Verbündeten Spartacus, den thrakischen Gladiator, zu seinem tribunus militum machen würde.
    Spartacus mußte daher bestrebt sein, über eine möglichst große Kriegsbeute zu verfügen, ehe er Italien verließ. Seine Armee war immer noch sehr begehrt. Aus ganzen Distrikten baten Männer um Aufnahme und berichteten, daß es in Teilen von Lucanien, Bruttium und Calabria noch reiche Beute zu machen gebe, da diese Gegenden vom Bundesgenossenkrieg verschont geblieben waren. Die Rebellen zogen daher von der Campania nach Süden und plünderten erst Cosentia in Bruttium, dann Thurii und Metapontum am Golf von Tarentum. Zu Spartacus’ großer Freude bargen alle drei Städte unerhörte Reichtümer.
    Spartacus hatte Aluso Silber gegeben, um damit den skarifizierten Schädel des Batiatus zu verzieren. Doch nun befahl er ihr, das Silber auf den nächsten Abfallhaufen zu werfen und statt dessen Gold zu verwenden. Wie in den Beutezügen ein unbestreitbarer Reiz lag, so ging für ihn auch von Aluso ein unwiderstehlicher Reiz aus. Sie dachte zwar wie eine Barbarin, aber sie verfügte über Zauberkräfte und brachte ihm Glück. Solange er Aluso an seiner Seite hatte, war er einer von Fortunas Günstlingen.
    Ja, sie besaß Zauber. Sie konnte Wasser aufspüren, sie ahnte drohendes Unheil voraus, und sie gab ihm stets den richtigen Rat. Wenn er die Frau, die mit seinem Kind schwanger ging, betrachtete — ihren vollen roten Mund, der so lebhaft mit dem flachsblonden Haar und den wilden grauen Wolfsaugen kontrastierte, ihre Fesseln und Handgelenke, an denen stets Goldreife klimperten — , dann schien sie die vollkommene Frau für ihn zu sein. Er dachte das nicht zuletzt deswegen, weil sie aus Thrakien kam und er ein Thraker geworden war. Sie gehörten zusammen; sie war für ihn das Sinnbild seines neuen, atemberaubenden Lebens.
    Anfang April marschierte er in den Osten Samniums ein. Zumindest hier glaubte er Verbündete unter den Städten zu finden. Aber Asernia, Bovianum, Beneventum und Saepinum schlugen sein Angebot aus; keine dieser Städte wollte ihm ihre Tore öffnen. Obendrein lohnte sich keine Plünderung, denn Verres und Cethegus hatten sie bereits früher ausgeraubt. Immerhin stießen weiterhin einzelne Samniter zu seiner Armee, die mittlerweile auf neunzigtausend Mann angeschwollen war.
    Spartacus mußte feststellen, daß so viele Menschen nicht leicht zu führen waren. Wenn auch die Truppen in römische Legionen gegliedert und nach römischer Art bewaffnet waren, fehlten ihm doch eine ausreichende Zahl fähiger Legaten und Tribunen, welche die eiserne römische Disziplin trotz Entgleisungen der Soldaten, wie sie der Wein und der Streit um die Gunst der Marketenderinnen mit sich brachten, aufrechterhalten konnten. Deshalb hielt er die Zeit für gekommen, ins italische Gallien zu marschieren und von dort ins Spanien des Quintus Sertorius. Dabei wählte er nicht die Route westlich des Apennins — nichts zog ihn in die Nähe Roms —, sondern er wollte an der Adriatischen Küste hinauf durch Gegenden ziehen, die sich gegen die Vorherrschaft Roms auf der italienischen Halbinsel erbittert gewehrt hatten. Er rechnete damit, daß viele der Marruciner, Vestiner, Frentaner und Picenter sich ihm anschließen würden.
    Aber Crixus wollte nicht nach Hispania Citerior gehen, genausowenig wie die dreißigtausend Mann, die seinem Befehl unterstellt waren.
    »Warum sollen wir so weit ziehen?« fragte er. »Wenn es stimmt, was du über Quintus Sertorius erzählst, dann kommt er eines Tages selbst nach Italien. In diesem Fall ist es besser, wenn wir noch hier sind mit dem Fuß auf dem Nacken des besiegten Rom.
    Vom italischen Gallien bis Spanien sind es noch einmal ein halbes Tausend Meilen, und der Weg würde uns durch die Gebiete barbarischer Völker führen, die uns für Römer ansähen. Meine Männer und ich, wir sind gegen die Idee, Italien zu verlassen.«
    »Wenn ihr Italien durchaus nicht verlassen wollt«, erwiderte Spartacus zornig, »dann bleibt eben im Land! Was kümmert mich das? Die Armee ist mit fast hunderttausend Mann sowieso zu groß, ich kann mich nicht um alle kümmern. Geh meinetwegen deinen eigenen Weg, Crixus, je eher, desto besser! Nimm deine dreißigtausend Schafsköpfe und werde glücklich in Italien!«
    Während also Spartacus mit siebzigtausend Soldaten — sowie einem umfangreichen Troß und vierzigtausend Frauen, Säuglingen und Kindern — nach

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