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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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denken könnte, wäre er zuerst zu dir gekommen und hätte dir erklärt, was er beabsichtigt. Dann hätte man sich vielleicht in aller Ruhe arrangieren können, ohne ganz Rom mit der Aussicht auf einen neuen Bürgerkrieg in Furcht und Schrecken zu versetzen. Das Problem mit Pompeius ist, daß er keine Ahnung hat, wie andere Leute denken und wie sie reagieren. Es sei denn, sie denken und reagieren genau wie er.«
    »Vermutlich hast du recht. Aber ich glaube, es hat eher mit seinen Selbstzweifeln zu tun. Wenn er absolut sicher wäre, daß er den Senat zwingen kann, ihn Konsul werden zu lassen, wäre er nicht zu mir gekommen, bevor er handelte. Ich bin ihm jedoch weniger wichtig als der Senat, Caesar. Es ist der Senat, den er beeinflussen muß. Ich bin nur sein Werkzeug. Deshalb schadet es seiner Sache nicht, wenn er mir erstmal eins draufgibt. Er hat mich bei den Eiern. Wenn ich Land für meine Veteranen will, muß ich dem Senat mitteilen, daß er sich nicht auf mich und meine Soldaten stützen kann, um Pompeius in Schach zu halten.« Crassus bewegte die Stiefel auf der Tischplatte; das Geld in den Beuteln klingelte.
    »Was hast du vor?«
    »Ich habe vor, dich sofort zu Pompeius zu schicken. Ich muß dir nicht sagen, was du tun sollst. Verhandle, Caesar.«
    Und Caesar ging los, um zu verhandeln. Wenigstens kann man sich darauf verlassen, daß man die Feldherren zu Hause antrifft, dachte er grimmig. Bis zu seinem Triumph durfte kein Feldherr das pomerium überschreiten. Wenn er die Stadtgrenze übertrat, verlor er automatisch sein Imperium und konnte seinen Triumph oder seine Ovation nicht mehr feiern. Während also die Legaten, Tribunen und Soldaten in der Stadt kommen und gehen konnten, wie sie wollten, mußte der Feldherr auf dem Marsfeld bleiben.
    Auch Pompeius war zu Hause — wenn man ein Zelt als Zuhause bezeichnen kann. Seine Legaten Afranius und Petreius waren bei ihm und musterten Caesar mit kaum verhohlener Neugier. Sie hatten einiges über ihn gehört — die Geschichte mit den Piraten und ähnliches —, und sie wußten, daß er schon im Alter von zwanzig Jahren den Bürgerkranz gewonnen hatte. Alles Dinge, die alten Militärs wie Afranius und Petreius großen Respekt einflößten. Trotzdem hatte dieser geschniegelte Bursche die Erscheinung eines Dandys und wirkte so gar nicht wie ein militärischer Held. Er trug keine Militärkleidung, sondern eine Toga, hatte die Nägel sorgfältig geschnitten und poliert, auf seinen Schuhen war nicht ein Körnchen Staub, und sein Haar war perfekt frisiert. Kaum zu glauben, daß er durch Sonne und Wind von Crassus’ Quartier zu Pompeius spaziert war.
    »Ich weiß, du trinkst keinen Wein. Darf ich dir Wasser anbieten?« sagte Pompeius und deutete einladend auf einen Stuhl.
    »Nein danke«, sagte Caesar und setzte sich. »Das einzige, was ich brauche, ist ein Gespräch unter vier Augen.«
    »Wir sehen uns später«, sagte Pompeius zu den Legaten.
    Er wartete, bis er sie den Pfad zur Via Recta hinuntergehen sah. Erst dann wandte er sich an seinen Gast. »Nun?« fragte er auf seine ungehobelte Art.
    »Ich komme von Marcus Crassus.«
    »Ich hatte eigentlich erwartet, daß er selbst kommen würde.«
    »Es ist besser für dich, wenn du mit mir verhandelst.«
    »Er ist wohl wütend?«
    Caesar hob die Brauen. »Crassus? Wütend? Überhaupt nicht!«
    »Warum ist er dann nicht selbst gekommen?«
    »Um den Klatsch in Rom noch schlimmer zu machen, als er ohnehin schon ist?« sagte Caesar. »Wenn ihr beide miteinander verhandelt, Gnaeus Pompeius, dann tut ihr es besser durch Männer, die wie ich die Diskretion selbst sind und sich durch absolute Loyalität gegenüber ihren Vorgesetzten auszeichnen.«
    »Dann bist du also Crassus’ Mann, was?«
    »In dieser Sache schon. Ansonsten bin ich mein eigener Herr.«
    »Wie alt bist du?« fragte Pompeius grob.
    »Im Monat Quinctilis werde ich neunundzwanzig.«
    »Crassus würde das eine Haarspalterei nennen. Du wirst also bald in den Senat kommen?«
    »Ich bin im Senat. Schon seit fast neun Jahren.«
    Pompeius glaubte, sich verhört zu haben. »Wie das?«
    »Ich habe in Mytilene den Bürgerkranz gewonnen«, sagte Caesar. »Laut Sullas Verfassung werden militärische Helden in den Senat aufgenommen.«
    »Alle reden von Sullas Verfassung«, sagte Pompeius und ging absichtlich nicht auf die unangenehme Bemerkung über den Bürgerkranz ein. Er selbst hatte nie eine vergleichbare Auszeichnung gewonnen, und das schmerzte. »Ich bin nicht so sicher,

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