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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Namen sagte Pompeius viel, außer dem letzten. Er richtete sich auf. »Du meinst, er will kandidieren?«
    »Wenn du, Gnaeus Pompeius, wie es den Anschein hat, Crassus dahin bringen willst, dem Senat den Einsatz seiner Armee zu verweigern, dann muß er einfach kandidieren — und er muß gewählt werden«, sagte Caesar sanft. »Wenn er nächstes Jahr nicht Konsul ist, wird er wegen Hochverrats angeklagt, bevor der Januar vorbei ist. Als Konsul kann er für seine Tat nicht zur Verantwortung gezogen werden, bevor sein Konsulat zu Ende ist, und jedes Prokonsulat, das ihm folgen könnte. Erst dann ist er wieder ein privatus. Er muß also unbedingt zum Konsul gewählt werden, und dann muß er die volle Macht des Volkstribunats wiederherstellen. Danach wird er einen Volkstribunen bitten, daß er ein Gesetz beantragt, das gutheißt, daß er sein Heer dem Senat verweigert hat — und er wird die anderen neun Volkstribunen veranlassen, kein Veto einzulegen. Erst dann kann er als privatus nicht mehr für den Hochverrat zur Rechenschaft gezogen werden, den zu begehen du von ihm verlangst.«
    Auf dem Gesicht des Pompeius hatte sich nacheinander eine ganze Reihe von Gemütszuständen abgezeichnet: Verwirrung, Verblüffung, Begreifen, totale Verwirrung und schließlich Furcht. »Was willst du damit sagen!« schrie er erschüttert; plötzlich hatte er das Gefühl zu ersticken.
    »Ich will dir in aller wünschenswerten Deutlichkeit sagen«, sagte Caesar kalt, »daß ihr beide dafür sorgen müßt, daß ihr wegen des Spiels, das ihr mit dem Senat und den beiden Armeen, die eigentlich Rom gehören, zu treiben gedenkt, nicht des Hochverrats angeklagt werdet. Zu diesem Zweck müßt ihr beide nächstes Jahr Konsul werden, und ihr werdet beide sehr hart arbeiten müssen, um das Volkstribunat in seiner alten Form wiederherzustellen. Der einzige Weg, auf dem ihr beide vermeiden könnt, daß eure Taten schlimme Folgen haben, besteht darin, daß ihr die Versammlung der Plebs einen Beschluß verabschieden laßt, der euch beide von jeder Schuld freispricht, was eure Armeen und die Manipulation des Senats betrifft. Es sei denn, du hast deine Armee nicht über den Rubicon nach Italien hineingeführt, Gnaeus Pompeius. Hast du?«
    Pompeius schauderte. »Ich habe mir nichts dabei gedacht!« schrie er.
    »Die meisten Senatoren«, fuhr Caesar im Plauderton fort, »sind natürlich Schafe. Das weiß jeder. Und genau deshalb übersehen manche Leute, daß es im Senat auch ein paar Wölfe gibt. Philippus zähle ich nicht zu den Wölfen, auch Cethegus nicht. Aber Metellus das Zicklein hätte eigentlich den Beinamen Großer Wolf verdient, und auch Catulus hat durchaus Fänge zum Reißen, nicht nur Backenzähne zum Wiederkäuen. Auch Hortensius ist in dieser Beziehung nicht zu unterschätzen. Er war zwar noch nicht Konsul, hat aber kolossalen Einfluß und ist ein hervorragender Jurist. Und dann ist da noch mein jüngster und gescheitester Onkel, Lucius Cotta. Selbst mich könnte man zu den Wölfen rechnen! Jeder der genannten Männer ist durchaus in der Lage, dich und Marcus Crassus wegen Hochverrats anzuklagen, wahrscheinlich aber werden sie es alle zusammen tun. Und du wirst vor einem Gericht stehen, das mit Senatoren besetzt ist, vergiß das nicht! Nachdem du einer ganzen Menge Senatoren eine lange Nase gedreht hast. Marcus Crassus kommt vielleicht davon, aber du nicht, Gnaeus Pompeius. Natürlich hast du eine riesige Gefolgschaft im Senat, aber wirst du sie noch zusammenhalten können, nachdem du ihr mit einer Bürgerkriegsdrohung vor der Nase herumgewedelt und sie gezwungen hast, sich deinen Wünschen zu beugen? Mag sein, daß du als Konsul und als Prokonsul deine Anhänger noch bei der Stange halten kannst, aber als Privatmann wird dir das nicht mehr gelingen. Es sei denn, du hältst deine Armee für den Rest deines Lebens unter den Adlern, und das wird, da das Schatzamt die Kosten nicht trüge, selbst für einen Mann mit deinen Geldmitteln nicht möglich sein.«
    Das Gefühl zu ersticken hatte sich verstärkt. Einen Augenblick kam sich Pompeius wieder vor wie auf dem Schlachtfeld vor Lauro, als er nicht hatte verhindern können, daß Quintus Sertorius ihn einkesselte. Dann riß er sich zusammen und sah wieder hart und entschlossen aus. »Wieviel von dem, was du sagst, hat Marcus Crassus selbst verstanden?«
    »Genug«, sagte Caesar ruhig. »Er ist schon lange im Senat, und in Rom ist er noch länger. Er hat viel mit den Gerichten zu tun und kennt die

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