MoR 03 - Günstlinge der Götter
Taten lauschte. Cinnilla ging dabei nur durch den Kopf, wie sehr sie die beiden liebte, aber Aurelia dachte über das Wort Prinzessin nach. Caesar wird es weit bringen und eines Tages sehr reich sein. Also wird das Kind zahllose Verehrer haben. Aber Caesar wird nicht so nett zu ihr sein, wie meine Mutter und mein Stiefvater-Onkel zu mir waren. Er wird sie mit dem Mann verheiraten, den er am meisten braucht, gleichgültig, wie es ihr dabei geht. Also muß ich sie dazu erziehen, daß sie ihr Schicksal gefaßt und heiter auf sich nimmt.
Am vierundzwanzigsten Dezember feierte Crassus endlich seine Ovation. Da auch viele Samniter für Spartacus gekämpft hatten, hatte ihm der Senat zwei Zugeständnisse gemacht: Er mußte nicht zu Fuß gehen, sondern durfte auf einem Pferd reiten, und statt dem weniger angesehenen Myrtenkranz durfte er den Lorbeerkranz des Triumphators tragen. Eine ordentliche Menge von Zuschauern jubelte seiner Armee zu, die er für die Feier von Capua nach Rom geführt hatte. Angesichts der mageren Beute setzte es allerdings viele Rippenstöße und spöttische Bemerkungen. Denn ganz Rom wußte, daß Marcus Crassus’ größtes Laster die Geldgier war.
Die Menge, die bei Pompeius’ Triumph am letzten Tag des Dezember die Straßen säumte, war viel größer. Irgendwie hatte es Pompeius geschafft, sich beim Volk von Rom beliebt zu machen, vielleicht wegen seiner relativen Jugend, seiner strahlend blonden Schönheit, die an Alexander den Großen errinnerte, oder weil sein Gesicht auf das Volk irgendwie anziehend wirkte. Trotzdem war die Liebe, welche die Römer für Pompeius hegten, nicht dieselbe, die sie für Gaius Marius gefühlt hatten. Marius war trotz aller gegenteiligen Bemühungen Sullas der liebenswerteste Mensch in ihrem Gedächtnis geblieben.
Anfang Dezember, etwa um die Zeit, als in Rom die kurulischen Wahlen abgehalten wurden, überquerte Metellus Pius endlich die Alpen und führte sein Heer nach Gallia Cisalpina hinunter, wo er seine Truppen sofort entließ und sie auf den weiten, reichen Ländereien nördlich des Po ansiedelte. Während der letzten gemeinsamen Monate in Spanien hatte Metellus das Ferkel wohl gespürt, daß Pompeius sich nicht damit abfinden würde, nach seiner Rückkehr einfach in der Versenkung zu verschwinden, und hatte sich zu den Konflikten in Rom demonstrativ neutral verhalten. Auch als Catulus, Hortensius und andere angesehene Mitglieder der Familie Caecilius Metellus ihn brieflich baten, doch Stellung zu beziehen, hatte er sich mit der Begründung geweigert, er sei zu lange nicht in Rom gewesen, um sich zu den Geschehnissen zu äußern. Als er schließlich Ende Januar in Rom eintraf, feierte er einen bescheidenen Triumph mit den Truppen, die er zu diesem Zweck nach Rom geführt hatte, und nahm seinen alten Platz in dem von Pompeius und Crassus beherrschten Senat wieder ein, als sei nichts geschehen. Mit diesem Verhalten ersparte er sich viel Ärger, auch wenn ihm dadurch die Anerkennung für seinen Sieg über Quintus Sertorius versagt blieb, die er eigentlich verdient gehabt hätte.
Die lex Pompeia Licinia de tribunicia potestate wurde Anfang Januar unter der Ägide des Pompeius im Senat angeschlagen, denn er hatte als erster Konsul in diesem Monat die fasces inne. Das Gesetz, das die alten Vollmachten der Volkstribunen wiederherstellte, war so populär, daß ihm der Senat kaum Widerstand entgegensetzte. Auch die Senatoren, von denen Pompeius und Crassus eigentlich erwartet hatten, daß sie laut gegen das Gesetz wettern würden, begnügten sich mit einem leisen Meckern, und das senatus consultum, das der Volksversammlung empfahl, das Gesetz zu verabschieden, fiel fast einstimmig aus. Einige Senatoren hatten zwar den Einwand erhoben, daß es eigentlich von den Zenturiatskomitien ratifiziert werden müsse, aber Caesar, Hortensius und Cicero hatten übereinstimmend versichert, daß nur die Tribuskomitien Gesetze beschließen könnten, welche die Tribus beträfen. Innerhalb des vorgeschriebenen Zeitraums von drei Marktwochen trat die lex Pompeia Licinia in Kraft. Die Volkstribunen konnten nun wieder gegen Gesetze und gegen die Handlungen von Magistraten ihr Veto einlegen; sie konnten in der von ihnen geleiteten Versammlung der Plebs Plebiszite mit Gesetzeskraft verabschieden lassen, ohne dazu durch ein senatus consultum ermächtigt zu sein; und sie konnten sogar wegen Hochverrat, Erpressung und anderen politischen Delikten Anklage erheben.
Caesar sprach jetzt
Weitere Kostenlose Bücher