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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Menagerie auf dem Mons Pincius. Solange ihr meine Gäste seid, müßt ihr euch wie zivilisierte Römer benehmen, und nicht wie tingitanische Affen. Ist das klar?«
    Seine arg zerzauste und beschmutzte Toga zusammenhaltend, schritt Caesar zwischen den Frauen hindurch auf sein Arbeitszimmer zu. »Ich bringe das hier in Ordnung«, sagte er in einem scheinbar ruhigen Ton, an dem seine Frau und seine Mutter erkannten, daß er sich eisern beherrschen mußte. »Und wenn ich zurückkomme, wird hier absoluter Friede herrschen. Bringt dieses elende Weib zum Schweigen, selbst wenn ihr sie knebeln müßt, und übergebt ihre Söhne Burgundus. Richtet ihm aus, daß er sie mit meiner Erlaubnis notfalls erdrosseln kann.«
    Caesar war nicht lange weg, aber als er zurückkehrte, waren die Knaben verschwunden, und die sechs Frauen saßen aufrecht und schweigend auf ihren Stühlen. Sechs Paare weit aufgerissener Augen folgten ihm, als er zwischen seiner Mutter und seiner Frau Platz nahm.
    »Nun, Mater, wo liegt das Problem?« sagte er freundlich.
    »Marcus Antonius ist tot«, erklärte Aurelia. »Er hat auf Kreta Selbstmord begangen. Du weißt, daß er von den Piraten geschlagen wurde, zweimal zu Wasser und einmal zu Land. Er hat alle seine Schiffe und Männer verloren. Aber du weißt vielleicht nicht, daß die Anführer der Piraten, Panares und Lasthenes, ihn gezwungen haben, einen Vertrag zwischen dem kretischen Volk und Rom zu unterzeichnen. Der Vertrag ist gerade in Rom angekommen, zusammen mit der Asche des Marcus Antonius. Der Senat hat zwar noch nicht die Zeit gefunden, über Marcus Antonius zu beraten, aber in der Stadt geht bereits das Gerücht um, daß er seinen Namen für immer entehrt hat — die Leute nennen ihn sogar schon Marcus Antonius Creticus! Aber sie meinen damit nicht >Kreter<, sondern >Mann aus Kreide<.«
    Caesar seufzte, und sein Gesicht zeigte eher Ärger als Bedauern. »Er war nicht der richtige Mann für die Aufgabe«, sagte er, wobei er auf die Gefühle der Antonia keine Rücksicht nahm. »Ich habe das schon als Tribun in Gytheion gemerkt. Ich muß jedoch gestehen, daß ich ein solches Ende nicht vorausgesehen habe. Aber es hat viele schlimme Vorzeichen gegeben.« Er wandte sich der Witwe zu. »Herzliches Beileid, Julia Antonia. Leider sehe ich nicht, wie ich dir helfen könnte.«
    »Julia Antonia bittet dich, die Bestattungsriten für Marcus Antonius zu organisieren«, sagte Aurelia.
    »Aber sie hat doch einen Bruder«, antwortete Caesar schroff. »Warum kann Lucius Caesar die Aufgabe nicht übernehmen?«
    »Lucius Caesar ist mit der Armee von Marcus Cotta im Osten«, sagte Tante Julia. »Und dein Vetter Sextus Caesar will nichts mit dem Begräbnis zu tun haben. Da auch Gaius Antonius Hybrida nicht in Rom ist, sind wir die Familie, die Julia Antonia am nächsten steht.«
    »In diesem Fall werde ich die Trauerfeierlichkeiten organisieren. Es wäre allerdings klug, wenn wir ihn in aller Stille beerdigen würden.«
    Julia Antonia erhob sich in einer wahren Kaskade von Nadeln, Broschen, Kämmen und Taschentüchern. Sie schien Caesar wegen der unsanften Behandlung ihrer Söhne und der nüchternen Analyse der Fähigkeiten ihres toten Ehemanns nicht mehr gram zu sein. Offensichtlich genießt sie es, angeschrien und zurechtgewiesen zu werden, dachte Caesar, als er sie zur Tür begleitete. Und ohne Zweifel hat der tote Marcus Antonius dieses Bedürfnis mehr als erfüllt. Schade, daß er nicht auch die Kinder diszipliniert hat, denn die Mutter ist dazu offensichtlich nicht in der Lage. Die Knaben wurden aus Burgundus’ Gemächern geholt, wo sie eine heilsame Erfahrung gemacht hatten: Die Söhne von Cardixa und Burgundus waren wahre Riesen im Vergleich zu ihnen. Wie ihre Mutter schienen auch sie keinen Groll mehr zu hegen, aber sie waren vor Caesar auf der Hut.
    »Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben, wenn ihr euch anständig benehmt«, sagte Caesar vergnügt und zwinkerte ihnen zu. »Aber wenn ich euch wieder erwische, wenn ihr ungezogen seid, dann könnt ihr was erleben!«
    »Du bist sehr groß, aber ich hätte nicht gedacht, daß du so stark bist«, sagte der älteste Junge. Er war der hübscheste der drei, obwohl seine Augen für Caesars Geschmack etwas zu dicht beieinander lagen. Doch sie blickten ihm offen ins Gesicht und hatten einen mutigen und intelligenten Ausdruck.
    »Eines Tages wirst du auf einen kleinen Winzling treffen, der dich flach auf den Rücken legt, bevor du auch nur einen Finger krumm machen

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