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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Mann kam viel schwerer voran, wenn er keinen Ruhm auf dem Schlachtfeld ernten konnte.
    Natürlich wußte er genau, warum er den Fall trotzdem übernommen hatte; es war dieses absurde Gefühl der Loyalität, das er gegenüber Pompeius hegte. Obwohl inzwischen viele Jahre vergangen waren und er sich große Lorbeeren als Jurist erworben hatte, würde er nie vergessen, mit welch beiläufiger Freundlichkeit der siebzehnjährige Kadett Pompeius einem anderen Kadetten begegnet war, für den sein Vater nur Verachtung übrig gehabt hatte. Cicero würde Pompeius sein Leben lang dankbar sein, daß er ihn in der schlimmen Zeit, als er Pompeius Strabos Kadett war, unter seine Fittiche genommen und ihn vor Strabos Grausamkeit und seinen schrecklichen Wutausbrüchen geschützt hatte. Niemand hatte einen Finger gerührt, um ihm zu helfen — außer Pompeius, der Sohn des Feldherrn. Dank Pompeius war es ihm warm gewesen in jenem Winter, dank Pompeius war er mit Schreibarbeiten beschäftigt worden, dank Pompeius hatte er nie in einer Schlacht das Schwert führen müssen. Dies alles würde er ihm nie vergessen.
    Und so begab sich Cicero nach Carinae, um mit Pompeius zu sprechen.
    »Ich wollte dir nur mitteilen«, sagte er mit unheilschwangerer Stimme, »daß ich beschlossen habe, Gaius Verres anzuklagen.«
    »Wunderbar!« sagte Pompeius herzlich. »Viele von Verres’ Opfern sind meine Klienten — soweit er sie am Leben gelassen hat. Du kannst den Prozeß gewinnen, Cicero, da bin ich ganz sicher. Und nun sage frei heraus, was du dafür verlangst.«
    »Ich verlange nichts von dir, Magnus. Ich bin es, der für immer in deiner Schuld stehen wird.«
    Pompeius war ehrlich verblüfft. »Du in meiner Schuld, warum?«
    »Du hast mir das Jahr in der Armee deines Vaters erträglich gemacht.«
    »Ach, das meinst du!« Pompeius packte Cicero lachend am Arm und schüttelte ihn. »Ich hätte nicht gedacht, daß man dafür ein Leben lang dankbar sein könnte.«
    »Ich bin es aber«, sagte Cicero mit Tränen in den Augen. »Wir haben eine Menge zusammen erlebt während des Bundesgenossenkriegs.«
    Vielleicht kamen Pompeius eher schreckliche Erlebnisse in den Sinn, wie etwa die Suche nach dem Leichnam seines Vaters, den sie schließlich nackt und geschändet gefunden hatten. Jedenfalls schüttelte er den Kopf, wie um den Bundesgenossenkrieg aus seinen Gedanken zu verbannen, und kredenzte Cicero einen Becher hervorragenden Wein. »Also gut, mein Freund, laß mich einfach wissen, wenn ich dir irgendwie helfen kann.«
    »Das werde ich«, sagte Cicero dankbar.
    »Der ganze Zicklein-Zweig der Familie Caecilius Metellus wird natürlich empört sein über die Anklage«, sagte Pompeius nachdenklich. »Dasselbe gilt auch für Catulus, Hortensius und andere.«
    »Damit hast du den wichtigsten Grund erwähnt, warum ich den Fall dieses Jahr nicht zu spät vor Gericht bringen darf. Ich will nicht das Risiko eingehen, daß er sich bis ins nächste Jahr hinzieht. Alle gehen davon aus, daß Metellus das Zicklein und Hortensius nächstes Jahr Konsuln werden.«
    »Irgendwie schade«, sagte Pompeius. »Es ist gut möglich, daß nächstes Jahr wieder die Ritter in den Gerichten sitzen, und das wäre ein Nachteil für Verres.«
    »Nicht, wenn die Konsuln hinter den Kulissen die Besetzung des Gerichts manipulieren, Magnus. Außerdem gibt es keine Garantie, daß unser Prätor Lucius Cotta sich dafür entscheiden wird, die Gerichte mit Rittern zu besetzen. Ich habe neulich mit ihm gesprochen. Er erwartet, daß er für seine Untersuchung über die Zusammensetzung der Gerichte Monate brauchen wird. Und er ist nicht überzeugt davon, daß Ritter als Geschworene besser wären als Senatoren. Ritter können nämlich nicht wegen Bestechlichkeit angeklagt werden.«
    »Das läßt sich ändern«, sagte Pompeius. Er hatte keinen Respekt vor dem Gesetz und fand, daß man es ändern konnte, wann immer es dem eigenen Vorteil im Wege stand.
    »Es könnte sich als schwierig erweisen.«
    »Ich wüßte nicht, warum.«
    »Weil man«, erklärte Cicero geduldig, »wenn man dieses Gesetz ändern will, von einer der beiden Tribuskomitien, die von den Rittern dominiert sind, ein neues Gesetz verabschieden lassen muß.«
    »Sie haben ein Gesetz verabschiedet, das Crassus und mich vor Strafverfolgung schützt, was unsere Taten im letzten Jahr betrifft«, sagte Pompeius, der ein Gesetz nicht vom anderen unterscheiden konnte.
    »Ja, weil ihr nett zu ihnen wart, Magnus. Und sie wollen, daß ihr auch

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