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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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weiterhin nett zu ihnen seid. Ein Gesetz, das sie wegen Bestechlichkeit vor den Richter bringen könnte, würden sie aber gar nicht nett finden.«
    »Nun ja, vielleicht hast du recht, und Lucius Cotta wird sich doch nicht für Geschworene aus dem Ritterstand entscheiden. Es war nur so ein Gedanke.«
    Cicero stand auf, um zu gehen. »Nochmals vielen Dank, Magnus.«
    »Halte mich auf dem laufenden.«

Einen Monat später teilte Cicero dem Stadtprätor Lucius Cotta mit, daß er Gaius Verres im Namen der sizilischen Städte wegen Erpressung verklagen werde, und zwar auf eine Summe von zwei- undvierzigeinhalb Millionen Sesterzen und auf Rückgabe sämtlicher Kunstwerke und Wertsachen, die er aus den Tempeln Siziliens geraubt und seinen Bürgern gestohlen hatte.
    Gaius Verres war nach seiner Rückkehr aus Sizilien triumphierend durch die Stadt stolziert, völlig sicher, daß ihn seine Position als Schwager von Metellus dem Zicklein vor jeder Strafverfolgung schützte. Trotzdem geriet er in Panik, als er hörte, daß ausgerechnet Cicero, der sonst nie als Ankläger fungierte, ein Verfahren gegen ihn angemeldet hatte. Er benachrichtigte sofort seinen Schwager Lucius Metellus, den Statthalter von Sizilien, und bat ihn, alle Beweise zu beseitigen, die er selbst vielleicht übersehen hatte, als er seinen Raub von der Insel abtransportiert hatte. Bezeichnenderweise hatten sich weder Syrakus noch Messana der Klage der anderen Städte angeschlossen; sie hatten Verres geholfen und ihren Teil von dem Ertrag seiner Schandtaten kassiert. Welch ein Glück, daß der neue Statthalter der zweitälteste Bruder seiner Frau war!
    Die beiden in Rom verbliebenen Brüder, Quintus das Zicklein, der mit Sicherheit nächstes Jahr Konsul sein würde, und Marcus, der jüngste der drei Söhne des Metellus Caprarius, besprachen sich hastig mit Verres, um die Katastrophe eines Prozesses abzuwenden. Sie kamen überein, Quintus Hortensius mit dem Fall zu beauftragen. Er würde die Verteidigung leiten, falls die Sache wirklich vor Gericht kam. Zunächst aber sollte er eine Strategie entwickeln, den Prozeß überhaupt zu verhindern oder wenigstens Cicero als Ankläger auszuschalten.
    Hortensius reichte im März eine Beschwerde beim Stadtprätor ein: Cicero sei nicht der richtige Mann, um die Anklage gegen Gaius Verres zu führen. Statt Cicero schlug er Quintus Caecilius Niger als Ankläger vor, einen Verwandten der Zicklein-Meteller, der Verres als Quästor gedient hatte, als dieser das zweite Jahr sizilischer Statthalter war. Der einzige Weg, auf dem Ciceros Eignung als Ankläger geprüft werden konnte, war eine spezielle Anhörung, die man als divinatio oder Vermutung bezeichnete. Bei einer solchen Anhörung mußten die Richter zu einer Entscheidung kommen, ohne daß harte Beweise vorgelegt wurden, sie konnten also nur vermuten, wer der geeignete Anklagevertreter war. Die in Frage kommenden Ankläger mußten den Richtern erklären, warum sie als Anklagevertreter am besten geeignet waren. Caecilius Niger vertrat seine Sache jedoch schlecht, und so entschieden die Richter für Cicero und ordneten an, daß das Verfahren bald zu eröffnen sei.
    Verres, die beiden Zicklein-Meteller und Hortensius mußten sich etwas Neues einfallen lassen.
    »Du wirst nächstes Jahr Prätor, Marcus«, sagte der große Rechtsanwalt zum jüngsten der Brüder. »Also werden wir sicherstellen, daß das Los auf dich fällt, wenn es um den Vorsitz beim Gericht für Erpressungsfälle geht. Der diesjährige Vorsitzende Glabrio verabscheut dich, Gaius Verres. Er wird nicht zulassen, daß auch nur der geringste Korruptionsverdacht auf sein Gericht fällt, und sei es nur, weil er dich haßt. Das heißt, wenn der Prozeß dieses Jahr stattfindet und Glabrio den Vorsitz führt, haben wir keine Chance, Geschworene zu bestechen. Und vergeßt nicht, daß Lucius Cotta dieses Jahr jedes wichtige Geschworenengericht beobachtet wie eine Katze die Maus. Da der Prozeß viel Aufmerksamkeit erregen wird, glaube ich, daß Cotta sich sein Urteil über die Tauglichkeit der nur aus Senatoren zusammengesetzten Geschworenengerichte weitgehend aufgrund seines Verlaufs bilden wird. Auch die diesjährigen Konsuln Pompeius und Crassus mögen uns überhaupt nicht!«
    »Du willst damit sagen«, sagte Gaius Verres, »daß wir mein Verfahren bis nächstes Jahr verschleppen müssen, weil dann Marcus Vorsitzender des Gerichts für Erpressungsfälle wird.«
    »Genau«, sagte Hortensius. »Quintus Metellus und ich sind

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