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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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können, wenn er nächstes Jahr Prätor ist.«
    »Dann wird Gaius Verres freigesprochen«, sagte Lucius Cicero.
    »Todsicher!«
    »Also mußt du dein Beweismaterial zuerst beisammen haben«, sagte Lucius.
    »Bevor der Quinctilis zu Ende ist? Das ist der Termin, den unser Freund Hortensius beim Stadtprätor beantragt hat. Bis dahin schaffe ich es nie! Sizilien ist riesig, und Verres’ Schwager ist Statthalter dort. Er wird mich in jeder Hinsicht behindern. Ich kann es nicht schaffen, Lucius! Nie und nimmer!«
    »Natürlich kannst du!« sagte Lucius Cicero energisch und sprang auf. »Mein lieber Marcus Tullius, niemand kann mit deiner Effektivität und deinem Organisationstalent wetteifern, wenn du dich in einen Fall verbissen hast. Du gehst ungemein planmäßig, logisch und methodisch vor. Du kennst Sizilien in- und auswendig, und du hast Freunde dort, von denen viele unter diesem schrecklichen Verres gelitten haben. Der Statthalter wird dich natürlich behindern, wo es nur geht, aber Verres’ Opfer werden dir mit allen Mitteln helfen. Wir haben jetzt Ende April. In zwei Marktwochen mußt du deine Angelegenheiten in Rom erledigt haben. Inzwischen suche ich ein Schiff, das uns nach Sizilien bringt, und Mitte Mai fahren wir beide nach Sizilien. Du schaffst es, Marcus Tullius. Ich weiß, daß du es schaffst!«
    »Würdest du wirklich mit mir kommen, Lucius?« fragte Cicero, und sein Gesicht hellte sich auf. »Du würdest mir eine unschätzbare Hilfe sein.« Ciceros angeborene Begeisterungsfähigkeit kam wieder zum Durchbruch. Plötzlich schien die Aufgabe gar nicht mehr so unlösbar. »Ich muß unbedingt meine Klienten aufsuchen. Ich habe nicht genug Geld, um schnelle Schiffe zu mieten und auf einem zweirädrigen Einspänner durch Sizilien zu jagen.« Er hieb mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Beim Jupiter, ich bin richtig scharf auf die Reise, Lucius. Und sei es nur, weil ich mich auf das Gesicht freue, das Hortensius machen wird!«
    »Dann laß uns losfahren!« Lucius grinste. »Fünfzig Tage von Rom nach Rom, mehr Zeit haben wir nicht. Zehn Tage für den Weg und vierzig Tage, um Beweismaterial zu sammeln.«
    Und so begab sich Lucius Cicero in die Porticus Aemilia am Hafen von Rom, um mit den Agenten der Schiffseigner zu verhandeln. Marcus Tullius Cicero aber ging zu dem Haus auf dem Quirinal, wo er seine Mandanten untergebracht hatte.
    Er kannte ihren Sprecher gut. Hiero von Lilybaeum war der Ethnarch der wichtigen westsizilischen Hafenstadt Lilybaeum gewesen, als Cicero dort als Quästor gedient hatte.
    »Mein Vetter Lucius und ich«, erklärte Cicero, »müssen all unser sizilisches Beweismaterial in nur fünfzig Tagen zusammentragen, damit ich euren Fall vor dem des Hortensius vor Gericht bringen kann. Wir können es schaffen — aber nur, wenn ihr bereit seid, die Kosten zu tragen.« Cicero errötete. »Ich bin kein reicher Mann, Hiero, und ich kann mir schnelle Transportmittel nicht leisten. Vielleicht muß ich auch Leute für Informationen oder Gegenstände bezahlen, die ich brauche, und ich werde auf jeden Fall Zeugen mit nach Rom nehmen müssen.«
    Hiero hatte Cicero immer gemocht und bewundert. Seine Zeit in Lilybaeum war ein Vergnügen für jeden sizilischen Griechen gewesen, der mit dem römischen Quästor zu tun hatte. Cicero war schnell, genial und ideenreich, wenn es um Buchführung oder Steuerprobleme ging, er war ein hervorragender Verwaltungsbeamter. Vor allem aber hatten ihn die Leute wegen einer ausgesprochen seltenen Eigenschaft geliebt und bewundert — er war ein ehrlicher Mann.
    »Wir schießen dir gerne vor, was du brauchst, Marcus Tullius«, sagte Hiero. »Aber vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, über dein Honorar zu sprechen. Wir können dir praktisch nur Bargeld geben, und es ist mir bewußt, daß römische Rechtsanwälte nur ungern Bargeld annehmen, weil das für die Zensoren zu leicht nachzuweisen ist. Ich weiß, daß Kunstwerke und ähnliches die üblichen Geschenke sind, aber es ist uns nichts geblieben, das deiner wert wäre.«
    »Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen!« sagte Cicero freundlich. »Ich weiß genau, was ich als Honorar haben will. Ich beabsichtige nächstes Jahr als plebejischer Ädil zu kandidieren. Meine Spiele werden ganz ordentlich ausfallen, aber mit den wirklich reichen Männern, die normalerweise Ädilen sind, kann ich nicht konkurrieren. Ich kann mich jedoch ziemlich beliebt machen, wenn ich billiges Getreide verteile. Bezahlt

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