MoR 03 - Günstlinge der Götter
Cato, der Urenkel von Cato dem Zensor, der die Basilika erbaut hat<, sagte der junge Mann.
>Wie schön für dich!< sagte Plautius. >Und jetzt mach, daß du fortkommst, bevor du die Säule auf den Kopf kriegst!< Aber der junge Mann rührte sich nicht von der Stelle. Die Volkstribunen konnten tun und lassen, was sie wollten, er rührte sich einfach nicht vom Fleck. Er schlug sein Lager direkt unter dem lästigen Hindernis auf und setzte ihnen unbarmherzig zu, wann immer jemand da war, dem er zusetzen konnte. Er schimpfte ununterbrochen, und zwar mit einer Stimme, die laut Plautius eine Bronzestatue zerspringen lassen könnte — ich kann das nur bestätigen, denn ich habe ihn gehört.«
Aurelia hörte jetzt genauso interessiert zu wie Julia. »Was für ein Theater«, schnaubte sie verächtlich. »Ich hoffe, sie haben ihr Veto gegen ihn eingelegt.«
»Sie haben es versucht. Aber er weigerte sich, das Veto zu akzeptieren. Er sei ein echtes Mitglied der Plebs, und sein Urgroßvater habe das Gebäude erbaut, und sie würden es nicht zerstören, nur über seine Leiche. Er hat sich festgebissen wie ein Hund in einer Ratte — das muß man ihm lassen! Er nannte unzählige Gründe für sein Verhalten, aber im Grunde drehte sich alles darum, daß sein Urgroßvater die Basilica Porcia auf eine bestimmte Weise hatte erbauen lassen und daß diese bestimmte Weise heilig war, unantastbar, weil sie zum mos maiorum gehörte.«
Julia kicherte. »Wer hat gewonnen?« fragte sie.
»Der junge Cato natürlich. Die Volkstribunen konnten seine Stimme einfach nicht mehr hören.«
Aurelia war schockiert. »Haben sie es mit Gewalt versucht? Sie hätten ihn doch einfach vom Tarpejischen Felsen stürzen können.«
»Ich glaube, das hätten sie mit Vergnügen getan«, sagte Caesar. »Aber als er sie so weit getrieben hatte, daß sie gerne Gewalt angewandt hätten, hatte sich die Sache herumgesprochen, und täglich versammelte sich eine große Menschenmenge, um den Streit zu beobachten. Deshalb kam Plautius zu der Einsicht, daß es den Volkstribunen in den Augen des Mobs mehr geschadet hätte, körperliche Gewalt anzuwenden, als klein beizugeben und die Säule stehenzulassen. Natürlich haben sie Cato ein Dutzend Mal aus dem Gebäude hinausgeworfen, aber er kam einfach wieder zurück! Und es wurde klar, daß er niemals aufgeben würde. Also hielt Plautius eine Versammlung der Volkstribunen ab, und alle zehn Mitglieder des Kollegiums kamen überein, die Säule weiterhin zu ertragen.«
»Wie sieht dieser Cato aus?« fragte Julia.
Caesar runzelte die Stirn. »Schwer zu beschreiben. Er ist gleichzeitig hübsch und häßlich. Man könnte ihn mit einem edlen Pferd vergleichen, das versucht, durch ein Holzgatter an einem Apfel zu knabbern.«
»Ganz Nase und Zähne«, sagte Julia sofort.
»Genau.«
»Ich kann dir noch eine andere Geschichte über ihn erzählen«, sagte Aurelia.
»Nur zu!« sagte Caesar, der merkte, daß Julias Interesse geweckt war.
»Sie ereignete sich, bevor der junge Cato zwanzig wurde. Er hatte schon immer seine Cousine Aemilia Lepida angebetet, Mamercus’ Tochter. Sie war bereits mit Metellus Scipio verlobt, als dieser nach Spanien ging, um unter seinem Vater zu dienen. Als Metellus Scipio jedoch einige Jahre vor seinem Vater zurückkehrte, hatten er und Lepida einen schlimmen Streit. Lepida löste ihre Verlobung und verkündete, daß sie Cato heiraten werde. Mamercus kochte vor Wut! Besonders, so scheint es, weil meine Freundin Servilia, die Catos Halbschwester ist, ihn gewarnt hatte, daß sich zwischen Cato und Aemilia Lepida etwas abspielen könnte. Jedenfalls ging am Ende alles gut aus, weil Aemilia Lepida Cato gar nicht wirklich heiraten wollte. Sie benutzte ihn nur, um Metellus Scipio eifersüchtig zu machen. Als Metellus Scipio zu ihr kam und sie um Vergebung bat, war Cato nicht mehr gefragt, und Metellus Scipio stand wieder in ihrer Gunst. Kurz darauf haben die beiden geheiratet. Cato aber hat die Abfuhr so schlecht verkraftet, daß er versuchte, sowohl Metellus Scipio als auch Aemilia Lepida umzubringen. Als ihm das mißlang, wollte er Metellus Scipio verklagen, weil er ihm Aemilia Lepida abspenstig gemacht habe. Sein Halbbruder Servilius Caepio — ein netter junger Mann, der gerade Hortensius’ Tochter geheiratet hat — konnte ihn jedoch überzeugen, daß er sich mit einer Klage zum Narren gemacht hätte, und Cato nahm Abstand von seinem Vorhaben. Allerdings soll er im folgenden Jahr zahllose Gedichte
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