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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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geschrieben haben, die bestimmt alle erbärmlich schlecht waren.«
    »Wirklich witzig!« sagte Caesar mit bebenden Schultern.
    »Damals war es ganz und gar nicht witzig. Das kannst du mir glauben!« versetzte seine Mutter. »Was immer aus dem jungen Cato einmal wird, seine bisherige Karriere deutet darauf hin, daß er immer die Fähigkeit haben wird, seiner Umgebung extrem auf die Nerven zu gehen. Mamercus und Cornelia Sulla verabscheuen ihn, von Servilia gar nicht zu reden. Inzwischen gilt das, glaube ich, auch für Aemilia.«
    »Er ist jetzt mit einer anderen verheiratet, nicht?« fragte Caesar.
    »Ja, mit einer Attilia. Nicht gerade eine gute Partie, aber schließlich ist er ja nicht besonders reich. Sie hat ihm letztes Jahr ein Mädchen geboren.«
    Das genügt, dachte Caesar, nach einem Blick auf seine erschöpfte Tante. Eine längere Unterhaltung durfte man ihr zur Zeit nicht zumuten.
    »Ich will es zwar nicht glauben, aber du hast recht, Mater«, sagte er zu Aurelia, als sie Julias Haus verließen. »Tante Julia wird sterben.«
    »Ja, das wird sie, aber noch nicht gleich, mein Sohn. Sie wird noch einige Zeit im neuen Jahr leben und vielleicht noch länger.«
    »Ich hoffe, daß sie noch lebt, wenn ich nach Spanien aufbreche!«
    »Caesar! Das ist die Hoffnung eines Feiglings«, sagte seine Mutter unbarmherzig. »Normalerweise hast du keine Angst vor unangenehmen Ereignissen.«
    Er blieb mitten auf der Alta Semita stehen und ballte beide Hände zu Fäusten. »Komm mir bloß nicht damit!« schrie er so laut, daß sich zwei Passanten neugierig umdrehten. »Immer hast du es mit der Pflicht. Nichts als Pflicht, Pflicht und noch einmal Pflicht! Das eine will ich dir sagen, Mater: Die einzige Pflicht, die ich scheue, ist die, Tante Julia beerdigen zu müssen, wenn ich noch in Rom bin.« Nur Anstand und Höflichkeit hielten ihn für den Rest dieses unangenehmen Heimwegs an der Seite seiner Mutter; er hätte viel darum gegeben, wenn er sie einfach hätte stehenlassen können und sie den Weg zurück in die Subura alleine hätte finden müssen.
    Auch bei ihm zu Hause stand nicht alles zum Besten. Cinnilla war im sechsten Monat schwanger, und es ging ihr nicht besonders gut. Die »Tag und Nacht Übelkeit«, wie Caesar ihren Zustand mit Galgenhumor genannt hatte, war zwar vergangen, aber nun waren ihre Beine und Füße so stark angeschwollen, daß es sie sehr ängstigte. Sie war fast immer ans Bett gefesselt und mußte die Füße hochlegen. Außerdem war Cinnilla nicht nur krank und hatte Angst, sie war auch sauer. Ein Zustand, mit dem der ganze Haushalt große Schwierigkeiten hatte, weil er so gar nicht zu ihrem Charakter paßte.
    So kam es, daß Caesar zum ersten Mal, wenn er sich in Rom aufhielt, einen Ort außerhalb seiner Wohnung in der Subura suchte, wo er seine Tage und Nächte verbringen konnte. Bei Crassus zu wohnen kam nicht in Frage. Er hätte nur an die Kosten gedacht, die er für einen zusätzlichen Esser hätte aufbringen müssen, zumal gerade das teuerste Jahr seines Lebens zu Ende ging. Und Gaius Matius hatte vor kurzem geheiratet, also stand auch die zweite Erdgeschoßwohnung in Aurelias Mietshaus, wo Caesar am liebsten gewohnt hätte, nicht zur Verfügung. Auch war er nicht in der richtigen Stimmung für ein Liebesabenteuer; die Affäre mit Caecilia Metella hatte ein abruptes Ende gefunden, als Verres nach Massilia verschwand, und Caesar hatte bisher noch keinen geeigneten Ersatz für sie gefunden. Um die Wahrheit zu sagen, war seine Lust auf Liebesabenteuer auch wegen des schlechten Gesundheitszustands seiner Frau und seiner Tante ziemlich gedämpft. Also mietete er schließlich eine kleine Vierzimmerwohnung am Vicus Patricius, einige hundert Schritte von seiner anderen Wohnung entfernt, wo er die meiste Zeit in Gesellschaft von Lucius Decumius verbrachte. Da die Gegend fast so verrufen war wie diejenige, wo sich das Mietshaus seiner Mutter befand, würden seine politischen Freunde dort nie auftauchen, und das kam der heimlichtuerischen Seite seines Charakters entgegen. Die Wohnung lag in einem guten Gebäude und wurde allmählich mehr als nur ein Ausweichquartier für ihn. Er stattete sie mit einigen hübschen Möbelstücken und Kunstwerken aus und vergaß auch nicht, ein gutes Bett zu besorgen. Vielleicht würde seine Lust auf Liebesabenteuer ja wieder einmal zunehmen.

    Anfang Dezember brachte Caesar eine absolut hinreißende Versöhnung zustande. Die beiden Konsuln standen zusammen auf der Rostra und

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