MoR 04 - Caesars Frauen
daß Caesar durch Heirat Sullas Neffe war, wurde Lucius Decumius damit beauftragt, die alten Geschichten von Caesars Widerstand gegen Sulla wieder aufzuwärmen. Damals hatte Caesar sich geweigert, sich von Cinnas Tochter scheiden zu lassen, und als er sich vor Sullas Häschern verstecken mußte, wäre er beinahe verhungert.
Drei Tage vor der Wahl rief Cato Catulus, Vatia Isauricus und Hortensius zu einem Treffen in sein Haus. Diesmal waren keine Emporkömmlinge wie Cicero oder Halbwüchsige wie Brutus geladen. Selbst ein Mann wie Metellus Scipio wäre eine Belastung gewesen.
»Ich habe euch doch gesagt«, sagte Cato in seiner unverblümten Art, »daß ihr einen Fehler macht, wenn ihr beide kandidiert. Ich verlange, daß einer von euch verzichtet und sich mit seiner ganzen Kraft hinter den anderen stellt.«
»Nein«, sagte Catulus.
»Nein«, sagte Vatia Isauricus.
»Warum begreift ihr nicht, daß ihr zu zweit nur die Stimmenanzahl teilt?« schrie Cato und schlug mit der Faust auf den schäbigen Tisch, der ihm als Schreibtisch diente. Er sah verhärmt und krank aus; er hatte eine lange Nacht mit der Weinflasche hinter sich. Seit Caepios Tod tröstete er sich immer häufiger mit Wein, wenn man es Trost nennen konnte, was er dabei fand. Es fehlte ihm an Schlaf, Caepios Schatten verfolgte ihn, die gelegentlichen Sklavinnen, mit denen er sein sexuelles Verlangen zu stillen versuchte, ekelten ihn an, und selbst die Gespräche mit Athenodorus Cordylion, Munatius Rufus und Marcus Favonius sorgten nur noch selten für geistige Zerstreuung. Er las sehr viel, doch zwischen ihn und die Worte von Platon, Aristoteles und die seines Urgroßvaters Cato des Zensors schoben sich immer wieder Bekümmerung und Einsamkeit. Daher der viele Wein, daher seine schlechte Laune, jetzt, als er den Blick auf die beiden starrköpfigen alten Aristokraten richtete, die nicht daran dachten, ihren Fehler einzusehen.
»Cato hat recht«, schnaufte Hortensius. Auch er war nicht mehr der Jüngste, und als Augur konnte er sich nicht zum Pontifex Maximus wählen lassen. Der Ehrgeiz hatte ihm den Geist noch nicht umnebelt, aber das Wohlleben begann sich ähnlich auszuwirken. »Einer allein könnte Caesar schlagen, aber zu zweit halbiert ihr die Stimmen, die sonst auf einen entfallen würden.«
»Dann müssen wir eben zur Bestechung greifen«, sagte Catulus.
»Bestechung?« brüllte Cato und hämmerte mit der Faust auf den Tisch, daß er erzitterte. »Damit müssen wir gar nicht erst anfangen! Auch mit zweihundertzwanzig Talenten könnten wir nicht genug Stimmen kaufen, um Caesar zu schlagen!«
»Warum bestechen wir nicht einfach Caesar selber?« fragte Catulus.
Die anderen starrten ihn entgeistert an.
»Caesar steht mit fast zweitausend Talenten in der Kreide, und die Schulden werden jeden Tag größer, weil er noch keine Sesterze davon zurückgezahlt hat. Ihr könnt mir glauben, daß meine Zahlen stimmen.«
»Dann schlage ich vor«, sagte Cato, »daß wir den Zensoren über seine Situation Bericht erstatten und seine sofortige Entfernung aus dem Senat fordern. Damit hätten wir uns seiner ein für allemal entledigt!«
Die anderen hielten erschrocken den Atem an.
»Mein lieber Cato, das können wir nicht tun«, blökte Hortensius. »Er mag eine Landplage sein, aber er ist einer von uns!«
»Nein, nein, nein! Er ist keiner von uns!« rief Cato. »Wenn wir ihn nicht aufhalten, reißt er uns alle in den Abgrund, das kann ich euch versprechen!« Wieder schmetterte er die Faust auf den Tisch. »Liefert ihn aus! Liefert ihn den Zensoren aus!«
»Kommt nicht in Frage«, sagte Catulus.
»Kommt nicht in Frage«, sagte Vatia Isauricus.
»Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Hortensius.
»Dann müßt ihr eben jemanden, der nicht im Senat sitzt, dazu überreden, ihn anzuzeigen«, erwiderte Cato und machte ein schlaues Besicht. »Einen seiner Gläubiger.«
Hortensius schloß die Augen. Die Sache der boni hatte keinen standfesteren Verfechter als Cato, aber manchmal gewann eben doch der tusculanische Bauer, der keltiberische Sklave in ihm die Oberhand über wahre römische Denkweise. Caesar war mit ihnen allen verwandt, selbst mit Cato, egal, wie entfernt die Blutsverwandtschaft auch sein mochte — und bei Catulus war sie gar nicht einmal so sehr entfernt.
»Vergiß das alles, Cato«, sagte Hortensius und schlug die müden Augen auf. »Das wäre eine unrömische Handlungsweise.
Mehr ist dazu nicht zu sagen.«
»Wir werden uns auf römische
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