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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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allein Pompeius schuld. Zuerst hatte der Große mit den Piraten aufgeräumt, dann hatte er Mithridates und Tigranes aus den Gebieten verjagt, die einmal zur römischen Handelssphäre gehört hatten. Mit Sullas Regelungen hatte er ebenfalls kurzen Prozeß gemacht, auch wenn Lucullus darauf bestanden hatte, sie beizubehalten — der einzige Grund, weshalb die Ritter alles daran gesetzt hatten, Lucullus zu verjagen und Pompeius das Kommando zu übergeben. Und so boten sich just in dem Moment, als Cicero und Hybrida ihr Amt antraten, im Osten geschäftliche Möglichkeiten in Hülle und Fülle. Wo einst nur die Provinzen Asia und Cilicia waren, gab es jetzt vier Provinzen; Pompeius hatte dem Weltreich die Provinzen Bithynien- Pontus und Syrien hinzugefügt. Er organisierte sie ebenso wie die beiden anderen: Die großen Gesellschaften der publicani in Rom erhielten das Recht, Steuern, den Zehnten und Tribute zu pachten. Private Verträge, die von den Zensoren ausgegeben wurden, ersparten dem Staat die Mühe, die Steuern einzutreiben, und verhinderten ein Aufblähen des Beamtenapparats. Sollten sich doch die publicani ihre Köpfe zerbrechen! Das Schatzamt begnügte sich mit dem festgelegten Anteil am Profit.
    Im Zuge dieses neuen Vorstoßes nach Osten floß viel Kapital aus Rom und Italien ab. Die Folge war ein drastischer Anstieg der Zinsen. Plötzlich fingen Wucherer an, ihre Schulden einzutreiben, und es wurde immer schwerer, Kredite zu erhalten. In den Städten stiegen die Mieten in den Himmel, die Bauern auf dem Land konnten ihre Darlehen nicht zurückzahlen. Unweigerlich ging auch der Preis für Getreide in die Höhe — selbst der für staatliches Getreide. Riesige Geldmengen strömten aus Rom hinaus, und niemand in der Verwaltung wußte, wie man die Situation unter Kontrolle bringen sollte.
    Nachdem Freunde wie der plutokratische Ritter Titus Pomponius Atticus (der nicht die Absicht hatte, Cicero allzu tiefe Einblicke in die Geheimnisse des Handels zu geben) ihn darüber informiert hatten, daß der Abfluß des Geldes aus Rom ausländischen Juden anzulasten sei, die ihre Profite nach Hause schickten, erließ Cicero flugs ein Gesetz, das es den Juden verbot, Geld nach Hause zu schicken. Natürlich erzielte er damit wenig Wirkung, aber etwas Besseres fiel dem Ersten Konsul nicht ein — und Atticus machte keine Anstalten, ihn ins rechte Bild zu setzen.
    Es lag nicht in Ciceros Natur, sein Jahr als Konsul einer Mission zu widmen, von der er inzwischen begriffen hatte, daß sie ebenso vergeblich wie unpopulär war; also richtete er seine Aufmerksamkeit auf Angelegenheiten, in denen ihm keiner etwas vormachen konnte. Die wirtschaftliche Situation würde sich von allein einpendeln, wohingegen neue Gesetze eine persönliche Handschrift verlangten. Schließlich bedeutete sein Jahr als Konsul, daß Rom nach langer Zeit wieder einen Konsul hatte, der etwas von Gesetzen verstand — also würde er Gesetze erlassen.
    Zuerst attackierte er das Gesetz gegen die Bestechung der Wählerschaft bei konsularischen Wahlen, das Konsul Gaius Piso vier Jahre zuvor erlassen hatte. Piso — der sich selbst massiver Bestechung schuldig gemacht hatte — war gezwungen worden, ein Gesetz dagegen zu erlassen. Vielleicht verständlich, daß das Resultat alles andere als wasserdicht war, aber nachdem Cicero die schlimmsten Löcher geflickt hatte, machte es einen ganz passablen Eindruck.
    Und was kam als nächstes dran? Ach ja! Männer, die von ihrer Amtszeit als Statthalter einer prätorialen Provinz zurückkehrten, die sie nach Kräften ausgebeutet hatten, wollten sich der Strafverfolgung entziehen, indem sie sich in absentia zum Konsul wählen ließen! Niemand, der Amtsgewalt innehatte, konnte verfolgt werden. Solange ein zurückkehrender Prätorstatthalter die heilige Grenze der Stadt Rom nicht überschritt, behielt er seine Amtsgewalt, die Rom ihm als Statthalter der Provinz übertragen hatte. Er konnte also direkt vor der Stadt auf dem Marsfeld warten und beim Senat den Antrag stellen, in absentia als Konsul kandidieren zu dürfen. Den Wahlkampf führte er vom Marsfeld aus, und wenn er das Glück hatte, gewählt zu werden, marschierte er mit der soeben erworbenen, neuen Amtsgewalt in die Stadt hinein und blieb unantastbar. Mit diesem Trick konnte sich jemand für mehr als zwei Jahre jeglicher Strafverfolgung entziehen und darauf hoffen, daß die aufgebrachten Vertreter der Provinz, die gekommen waren, um ihn zur Rechenschaft ziehen zu lassen,

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