MoR 04 - Caesars Frauen
bis dahin wohl autgegeben haben und wieder nach Hause gereist sein würden. Damit muß es ein Ende haben! polterte Cicero im Senat und vor der Volksversammlung. Und deshalb beantragten er und sein Zweiter Konsul Hybrida, es jedem zurückkehrenden Prätorstatthalter zu untersagen, in absentia für das Amt des Konsuls zu kandidieren. Sollten sie doch nach Rom zurückkehren und das Risiko einer Strafverfolgung eingehen! Und weil der Senat und das Volk es für eine gute Idee hielten, wurde ein Gesetz daraus.
Was konnte er sonst noch tun? Cicero dachte an dieses und jenes, an lauter nützliche kleine Gesetze, die seinem Ruf zustatten kämen. Aber leider reichte das nicht aus, seine Reputation zu erhöhen. Eine Reputation als großer Konsul, nicht als juristische Koryphäe. Was Cicero brauchte, war eine Krise, aber keine ökonomische.
Daß ihm die zweite Hälfte seiner Amtszeit die ersehnte Krise bringen würde, hatte Cicero noch nicht einmal begriffen, als das Los ihm den Vorsitz über die Wahlen brachte, die im Monat Quinctilis stattfinden sollten. Und zunächst begriff er auch nicht, welche Auswirkungen es haben würde, daß seine Frau kurz vor den Wahlen ungebeten in seine Intimsphäre eindrang.
Terentia war mit dem üblichen Mangel an Zurückhaltung in sein Arbeitszimmer getrampelt, ohne einen Funken Ehrfurcht davor, daß seine Denkprozesse ihm heilig waren.
»Cicero, hör sofort auf mit dem, was du da tust!« bellte sie ihn an.
Unverzüglich ließ er die Feder sinken, hob den Blick und war vorsichtig genug, sich seinen Kummer über die Störung nicht anmerken zu lassen. »Ja, meine Liebe, was gibt’s?« fragte er und lächelte milde.
Mit grimmigem Blick ließ sie sich in den Klientensessel fallen. Aber da sie immer grimmig blickte, hatte er nicht die geringste Ahnung, welches diesmal der Anlaß für ihre Verbitterung sein könnte; er hoffte inständig, daß es nichts war, was er angestellt hatte.
»Ich hatte heute morgen Besuch«, sagte sie.
Es lag ihm auf der Zunge, sie zu fragen, ob der Besuch ihr die Laune verdorben hatte, doch er zog es vor, sein normalerweise so ungebärdiges Organ zu zügeln; wenn ihn auch sonst niemand zum Schweigen zu bringen vermochte, Terentia konnte es. Also setzte er eine interessierte Miene auf und wartete ab.
»Besuch«, wiederholte sie und schnaubte. »Niemand aus meinen Kreisen, das kann ich dir versichern, Mann! Es war Fulvia.«
»Publius Clodius’ Frau?« fragte er erstaunt.
»Nein, nein! Fulvia Nobilioris.«
Diese Aufklärung vermochte sein Erstaunen nicht zu mindern, denn die Fulvia, die sie meinte, war eine außerordentlich zwielichtige Person. Aus hervorragender Familie, aber in Schande geschieden, ohne jedes Einkommen und neuerdings liiert mit jenem Quintus Curius, der während der berühmten Säuberung, die Poplicola und Lentulus Clodianus vor sieben Jahren durchgeführt hatten, aus dem Senat ausgeschlossen worden war. Ein höchst ungewöhnlicher Besuch für eine Frau wie Terentia. Terentia war für ihre Rechtschaffenheit ebenso bekannt wie für ihren Griesgram.
»Du liebe Güte! Was hat sie denn von dir gewollt?«
»Ich fand sie eigentlich ganz sympathisch«, sagte Terentia nachdenklich. »Sie ist ein unglückseliges Opfer der Männer geworden, wenn du mich fragst.«
Was sollte er nun darauf erwidern? Cicero entschied sich für ein Räuspern.
»Sie ist zuerst zu mir gekommen, weil es sich so gehört, wenn eine Frau mit einem so prominenten Mann wie dir reden will.«
Und mit einem Mann, der mit dir verheiratet ist, fügte Cicero in Gedanken hinzu.
»Natürlich wirst du selber mit ihr reden wollen, aber laß mich dir erzählen, was ich von ihr erfahren habe«, sagte die Frau, die Cicero mit ihrem Blick in Stein verwandeln konnte. »Anscheinend hat sich ihr... ihr Beschützer, dieser Curius, in letzter Zeit ziemlich sonderbar benommen. Seit seinem Ausschluß aus dem Senat stand es um seine Finanzen so schlecht, daß er nicht einmal als Volkstribun kandidieren konnte, um ins öffentliche Leben zurückzukehren. Und plötzlich führt er große Reden und behauptet, er würde bald zu einer Menge Geld und einem hohen Posten kommen. Und das«, fügte Terentia mit düsterer Stimme hinzu, »scheint er nur zu tun, weil er davon überzeugt ist, daß Catilina und Lucius Cassius nächstes Jahr Konsuln sein werden.«
»Daher weht also bei Catilina der Wind. Ein gemeinsames Konsulat mit einem fetten und arbeitsscheuen Dummkopf wie Lucius Cassius«, empörte sich
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