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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wenige Augenblicke später kam Terentia hereingestürzt.
    »Also, was hältst du davon?« fragte sie ihn.
    »Wenn ich das nur wüßte, meine Liebe.«
    »Nun«, sagte sie und beugte sich beflissen vor, denn es gab nichts Schöneres für sie, als ihrem Gatten politische Ratschläge zu erteilen, »dann werde ich dir jetzt sagen, was ich davon halte! Catilina will eine Revolution anzetteln!«
    Cicero sperrte Mund und Nase auf. »Eine Revolution?« krächzte er.
    »Jawohl, eine Revolution.«
    »Terentia, es ist ein weiter Weg von einem allgemeinen Schuldenerlaß als Wahlversprechen bis zu einer Revolution!« widersprach er.
    »Nein, Cicero, das ist kein weiter Weg. Wie könnten legitim gewählte Konsuln auf eine revolutionäre Maßnahme wie einen allgemeinen Schuldenerlaß kommen? So sehen die Strategien von Leuten aus, die den Staat umstürzen wollen. Erinnere dich: Saturnius, Sertorius. Es riecht nach Diktatur, nach Zucht und Ordnung. Wie könnte ein legal gewählter Konsul daran glauben, mit solch einem Gesetz durchzukommen? Selbst wenn sie es in ihren Tribus vor das Volk bringen würden, es würde sich bestimmt ein Tribun finden, der sein Veto in contione dagegen einlegt. Und meinst du nicht, daß diejenigen, die für einen allgemeinen Schuldenerlaß sind, das nicht ganz genau wissen? Und ob sie es wissen! Jeder, der für einen Konsul mit solchen politischen Vorstellungen stimmt, trägt die Farbe der Revolution.«
    »Und die«, sagte Cicero deprimiert, »ist rot. Die Farbe des Blutes. Ach, Terentia, nicht während meines Konsulats!«
    »Du mußt Catilinas Kandidatur verhindern.«
    »Das kann ich nicht, ohne einen Beweis in den Händen.«
    »Dann müssen wir eben einen Beweis finden.« Sie stand auf und ging zur Tür. »Wer weiß? Vielleicht bringen Fulvia und ich Quintus Curius gemeinsam dazu, als Zeuge auszusagen.«
    »Welch große Hilfe«, bemerkte Cicero trocken.

    Der Zweifel war gesät — Catilina plante eine Revolution, natürlich plante er eine Revolution. Und obwohl die Ereignisse der nächsten Monate das alles zu bestätigen schienen, sollte Cicero niemals mit Sicherheit erfahren, ob Lucius Sergius Catilina den Plan, eine Revolution anzuzetteln, bereits vor oder erst nach diesen schicksalhaften Wahlen ausgeheckt hatte.
    Nachdem der Zweifel gesät war, machte sich der Erste Konsul daran, alle nur möglichen Informationen zutage zu fördern. Er schickte Gewährsleute nach Etruria und an den anderen traditionellen Eiterherd umstürzlerischer Bestrebungen: das samnitische Apulia. Und natürlich berichteten sie ihm alle, es gehe in der Tat das Gerücht um, Catilina und Lucius Cassius würden alle Schulden löschen lassen, falls man sie zu Konsuln wählte. Handfestere Beweise für einen Umsturz, Waffenlager oder die heimliche Anwerbung von Truppen, ließen sich nicht herbeischaffen. Doch Cicero reichte es für einen Versuch.
    Die kurulischen Wahlen der Konsuln und Prätoren sollten am zehnten Tag des Quinctilis abgehalten werden; am neunten Tag vertagte Cicero sie kurzfristig auf den elften und rief den Senat für den zehnten zu einer Sondersitzung zusammen.
    Die Beteiligung der Senatoren ließ natürlich nichts zu wünschen übrig; die Neugier lockte alle, die nicht krank oder gerade fern von Rom waren, so früh herbei, daß sie mit eigenen Augen sehen konnten, wie der vielbewunderte Cato tatsächlich vor der Sitzung auf seinem Platz saß, ein Bündel Schriftrollen zu seinen Füßen und eine ausgerollt zwischen den Händen, in der er langsam und aufmerksam las.
    »Versammelte Väter«, ergriff der Erste Konsul das Wort, nachdem die Rituale abgehalten und alle anderen Formalitäten erledigt waren, »ich habe euch hier in der saepta zusammengerufen, damit ihr mir dabei helft, ein Geheimnis zu enträtseln. Ich bitte diejenigen unter euch um Verzeihung, denen ich damit Ungelegenheiten bereite, und kann nur hoffen, daß das Resultat der heutigen Sitzung die morgigen Wahlen ermöglicht.«
    Sie waren begierig auf eine Erklärung, das war deutlich zu spüren, aber diesmal war Cicero nicht in der Stimmung, sein Publikum zu unterhalten. Er hoffte, Licht in die Angelegenheit bringen und Catilina und Lucius Cassius klarmachen zu können, daß man ihre Absichten durchschaut hatte und ihr Plan damit zum Scheitern verurteilt war. Nicht einen Moment lang kam es ihm in den Sinn, daß hinter Terentias Vision von einer Revolution mehr stecken könnte als eitles Geschwätz bei ein paar Bechern Wein, trunkenes Gerede über

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