Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
zu wechseln. Catilina schien ihm ein einfacheres Thema zu sein als das Heiraten und die Frauen.
    »Glaubst du, daß er die Schulden löschen wollte?« fragte er Atticus besorgt.
    »Ich weiß nicht, ob ich es glauben soll, Marcus, aber ich kann es mir nicht leisten, es einfach zu ignorieren«, gab Atticus offen zu. »Die Beschuldigung allein reicht aus, um die meisten Geschäftsleute in Angst und Schrecken zu versetzen, vor allem jetzt, wo Kredite so teuer und so schwer zu beschaffen sind. Sicher, es gibt viele, die eine solche Maßnahme begrüßen würden, aber es ist nicht die Mehrheit, und nur wenige von ihnen gehören zu den Großen der Geschäftswelt. Ein allgemeiner Schuldenerlaß ist vor allem für die kleinen Leute verlockend und für Männer, die liquide genug sind, um das Kapital fließen zu lassen.«
    »Du willst damit sagen, daß die erste Klasse sich aus Vorsicht von Catilina und Lucius Cassius abgewandt hat?« fragte Cicero.
    »Ganz sicher.«
    »Dann hatte Caesar doch recht«, warf Quintus ein. »Du hast Catilina unter einem fadenscheinigen Vorwand vor dem ganzen Haus beschuldigt. Mit anderen Worten: Du hast ein Gerücht im Umlauf gesetzt.«
    »Nein, das habe ich nicht!« rief Cicero und schlug auf das Kissen unter seinem rechten Arm. »Das habe ich nicht! Ich bin nicht so verantwortungslos! Warum bist du so schwer von Begriff, Quintus? Die beiden wollten die Regierung stürzen, ob nun als Konsuln oder als Revolutionäre! Terentia sieht das ganz richtig; jemand der einen allgemeinen Schuldenerlaß plant, buhlt um die Gunst der unteren Klassen. Das ist die typische Taktik von Leuten, die eine Diktatur errichten wollen.«
    »Sulla war ein Diktator, aber er hat keine Schulden gelöscht«, erwiderte Quintus starrköpfig.
    »Nein, aber dafür hat er zweitausend Ritter umbringen lassen«, rief Atticus. »Die Konfiszierung ihrer Vermögen hat den Staatssäckel gefüllt, und ein Haufen von Neulingen hat sich an den Zinsen gemästet. Da waren keine anderen ökonomischen Maßnahmen mehr nötig.«
    »Dich hat er nicht für vogelfrei erklärt«, erwiderte Quintus bösartig.
    »Das wäre auch dumm gewesen. Sulla war ein wildes Tier, aber kein Narr.«
    »So einer wie ich, meinst du?«
    »Ja, Quintus, du bist ein Narr«, sagte Cicero und ersparte es Atticus, eine taktvollere Antwort zu finden. »Warum bist du immer so angriffslustig? Kein Wunder, daß du mit Pomponia nicht auskommst — ihr beiden gleicht euch wie ein Ei dem anderen!«
    Quintus knurrte, sagte jedoch nichts darauf.
    »Gut, Marcus, es ist nun einmal passiert«, sagte Atticus friedfertig, »und es ist möglich, daß es richtig war, noch vor den Wahlen zu handeln. Deine Informationsquelle halte ich für fragwürdig. Ich kenne die Frau nur wenig — andererseits möchte ich wetten, daß ihre Kenntnisse in Ökonomie auf einer Nadelspitze Platz hätten. Und da soll sie sich einen Begriff wie allgemeiner Schuldenerlaß< aus den Fingern gesogen haben? Unmöglich! Nein, so wie es aussieht, hattest du ausreichenden Grund zu handeln.«
    »Was auch immer ihr tut«, rief Cicero, dem mit einemmal klarwurde, daß die beiden zuviel über Fulvia Nobilioris wußten, »ihr dürft niemandem gegenüber ihren Namen erwähnen! Niemand darf wissen, daß ich einen Spion in Catilinas Lager habe. Ich will mich dieser Quelle noch länger bedienen.«
    Selbst Quintus verstand den Sinn dieses Appells und versprach, den Namen Fulvia Nobilioris für sich zu behalten. Und Atticus? Er war ein logisch denkender Mann, und deshalb war es ihm sehr recht, daß man den Kreis um Catilina im Auge behielt.
    »Es könnte sein, daß Catilina selbst gar nicht beteiligt ist«, bemerkte Atticus abschließend, »aber seine Clique verdient allemal unsere Aufmerksamkeit. In Etruria und Samnium gärt es seit dem Italischen Krieg, und der Sturz von Gaius Marius hat die Situation nur noch verschärft. Von Sullas Maßnahmen ganz zu schweigen.«
    Und so kam es, daß Quintus Cicero die Damen beider Haushalte und ihren Nachwuchs im Sextilis ans Meer begleitete, während Marcus Cicero in Rom blieb, um die Ereignisse nicht aus den Augen zu verlieren; das Ehepaar Curius konnte es sich nicht leisten, in den Ferien nach Cumae oder Misenum zu reisen, also mußte Fulvia Nobilioris die römische Sommerhitze ertragen. Auch für Cicero war sie eine Last, aber er hatte das Gefühl, es sei der Mühe wert.

    Bis zu den Kalenden des September geschah nichts außer einer routinemäßigen Senatssitzung, die traditionell an

Weitere Kostenlose Bücher