MoR 04 - Caesars Frauen
Juno Lucina eintragen?« fragte Octavius, der immer noch strahlte.
»Onkel Caesar Pontifex Maximus, wer sonst?« Caesar legte Octavius einen Arm um die Schultern. »Und anschließend will ich meinen neuen Neffen sehen.«
Achtzehn Tage des Oktober waren vergangen, ohne daß bedeutsame Informationen aus Etruria oder Apulia eingetroffen wären. Auch von Fulvia Nobilioris gab es nichts Neues. Gelegentlich ein Brief von einem der Gewährsmänner, die Cicero und Atticus losgeschickt hatten; aber sie machten wenig Hoffnung auf eindeutige Beweise, auch wenn jedes dieser Schreiben versicherte, daß zweifellos irgend etwas im Gange sei. Das Hauptproblem schien die Tatsache zu sein, daß es keine richtige Keimzelle gab. Mal etwas Unruhe und Betriebsamkeit in diesem, dann in jenem Ort, auf dem Gut eines Sullaschen Zenturios oder in der Taverne eines von Sullas Veteranen. Aber sowie ein fremdes Gesicht auftauchte, liefen sie alle unschuldig pfeifend durch die Gegend. Innerhalb der Mauern von Faesulae, Arretium, Volaterrae, Asernia, Larinum und all den anderen urbanen Siedlungen in Etruria und Apulia gab es außer einer wirtschaftlichen Flaute und schrecklicher Armut nichts zu entdecken. Überall standen Häuser und Höfe zum Verkauf, um erdrückende Schuldenlasten zu tilgen, aber von den vormaligen Besitzern war weit und breit nichts zu sehen.
Und Cicero war sehr, sehr müde. Er wußte, daß sich da etwas vor seinen Augen zusammenbraute, aber er konnte es nicht belegen und glaubte allmählich, daß erst der Tag der Revolte den Beweis dafür liefern würde. Auch Terentia war verzweifelt, und erstaunlicherweise erleichterte dies das Zusammenleben mit ihr. Ciceros fleischliche Gelüste waren nie sehr ausgeprägt gewesen, aber in diesen Tagen regte sich in ihm zuweilen der Wunsch, früh ins Bett zu gehen und Trost in ihren Armen und ihrem Körper zu suchen, der ihm so geheimnisvoll erschien, wie er unförmig war.
Beide lagen sie in tiefem Schlaf, als Tiro sie an jenem achtzehnten Oktober kurz nach Mitternacht weckte.
»Domine, domine!« flüsterte der geliebte Sklave an der Tür, und sein wunderbar zartes Gesicht wirkte über der Lampe wie eine Fratze aus der Unterwelt. »Domine, du hast Besuch!«
»Wie spät ist es?« stöhnte Cicero und hob die Beine über die Bettkante, während Terentia die Augen aufschlug.
»Sehr spät, domine.«
»Besuch, sagst du?«
»Ja, domine.«
Terentia setzte sich mühevoll im Bett auf, machte aber keine Anstalten, sich anzuziehen; was auch im Gange sein mochte, es betraf sie nicht — sie war eine Frau. Einschlafen konnte sie jedoch nicht mehr. Also würde sie sich gedulden müssen, bis Cicero zurückkam und ihr erzählte, was die Aufregung zu bedeuten hatte.
»Wer ist es, Tiro?« fragte Cicero und zog sich die Tunika über den Kopf.
»Marcus Licinius Crassus und zwei andere Edelleute, domine.«
»Du meine Güte!«
Cicero eilte unverzüglich hinaus ins Atrium seines Hauses, das ihm auf einmal viel zu klein erschien für einen Mann, der sich nach Ablauf dieses Jahres zu den Konsularen rechnen durfte.
Kein Zweifel, da stand Crassus — begleitet von Claudius Marcellus und Metellus Scipio. Der Verwalter zündete die Lampe an, Tiro hatte — für alle Fälle — Schreibpapier, Federn und Wachstafeln hervorgeholt, und die Geräusche aus der Küche deuteten darauf hin, daß Wein und Erfrischungen nicht lange auf sich warten lassen würden.
»Was ist los?« fragte Cicero ohne große Förmlichkeit.
»Du hattest recht, mein Freund«, antwortete Crassus und streckte ihm beide Hände entgegen. In der rechten hielt er ein offenes Blatt Papier, in der linken einen Stapel noch zusammengefalteter und versiegelter Briefe. Er gab Cicero das offene Schreiben. »Lies das, dann weißt du, was los ist.«
Es war ein kurzer Brief, verfaßt von einem geübten Schreiber, und er war an Crassus adressiert.
Ich bin ein Patriot, der durch unglückliche Umstände in einen Aufstand hineingezogen wurde. Daß ich Dir und nicht Marcus Cicero diese Briefe übersende, hat seinen Grund in dem Ansehen, das Du in Rom genießt. Niemand hat Marcus Cicero geglaubt. Ich hoffe, daß sie Dir glauben werden. Diese Briefe sind Kopien; die Originale durfte ich nicht entwenden. Ich kann es auch nicht riskieren, Dir Namen zu nennen. Aber ich kann Dir versichern, daß Feuer und Revolution über Rom kommen werden. Verlasse Rom, Marcus Crassus, und nimm alle mit, deren Leben Dir am Herzen liegt.
Noch konnte Cicero mit Caesar nicht ganz
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