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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Gericht stellen sollten, bevor Catilina nicht besiegt ist oder sich ergeben hat. Als erstem muß dem Hauptübeltäter der Prozeß gemacht werden.«
    »Catilina«, sagte Cicero leise, »ist kein römischer Bürger mehr. Kein einziges Gesetz der römischen Republik räumt Catilina das Recht auf einen Prozeß ein.«
    »Er sollte ihn trotzdem bekommen«, erklärte Claudius Nero unbeirrt und nahm wieder Platz.
    Metellus Nepos, der Vorsitzende der neuen Volksversammlung, der in fünf Tagen sein Amt antreten würde, ergriff als erster das Wort. Er war müde und hatte einen Bärenhunger. Die Sitzung währte jetzt acht Stunden, eine gerechtfertigte Dauer, zog man die Bedeutung des Themas und die Zahl der Männer in Betracht, die bereits geredet hatten. Aber er fürchtet den Beitrag von Cato, der nach ihm an der Reihe war — wann wäre Cato einmal nicht langatmig, weitschweifig und absolut langweilig gewesen? Also spulte er seine Rede herunter, unterstützte Caesar und warf Cicero einen finsteren Blick zu, als er sich wieder setzte.
    Nicht im Traum wäre es Metellus Nepos in den Sinn gekommen, daß er der alleinige Grund dafür war, daß Cato heute als designierter Volkstribun vor das Haus trat. Als Nepos von einem ruhmreichen Feldzug als einer der wichtigsten Legaten Pompeius’ des Großen aus dem Osten zurückgekehrt war, hatte er es sich erlaubt, mit einem gewissen Aufwand zu reisen. Warum auch nicht? Schließlich war er einer der bedeutendsten Caecilii Metelli, verfügte über ein riesiges Vermögen, das er im Osten noch um einiges vermehrt hatte, und darüber hinaus war der große Pompeius sein Schwager. Und so hatte er sich Zeit gelassen für seine Heimreise auf der Via Appia, die lange vor den Wahlen und der großen Sommerhitze stattfand. Männer, die es eilig hatten, ritten oder ließen sich fahren, aber Nepos war der ewigen Hast überdrüssig gewesen — er hatte sich in einer Sänfte transportieren lassen, die von nicht weniger als zwölf Männern getragen wurde. In dieser prächtigen Equipage lag er auf Kissen, die mit tyrischem Purpur bezogen waren, und in einer Ecke kauerte ein Diener, der ihm Speisen und Getränke servierte und ihm seine Lektüre und — bei Bedarf — den Nachttopf reichte.
    Da er den Kopf nicht ein einziges Mal zwischen den Vorhängen der Sänfte hinausstreckte, bekam er die vielen Fußgänger nicht zu sehen, denen sein Konvoi begegnete, und so entgingen seiner Aufmerksamkeit natürlich auch jene sechs außerordentlich bescheiden gekleideten Männer, die zu Fuß in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren. Drei von ihnen waren Sklaven. Bei den anderen dreien handelte es sich um Munatius Rufus, Athenodorus Cordylion und Marcus Porcius Cato, die zu Catos Besitz nach Lucania unterwegs waren, um sich dort den Sommer über — frei vom Lärm der Kinder — dem Studium hinzugeben.
    Eine ganze Weile war Cato am Wegesrand stehengeblieben, hatte der vorbeiziehenden Karawane zugesehen und die Menschen und die Wagen gezählt. Sklaven, Tänzerinnen, Konkubinen, Wachmänner, Wagen mit Kriegsbeute, Küchenwagen, ganze Bibliotheken und Weinkeller auf Rädern.
    »He, Soldat, wer reist denn hier wie der Herrscher Sampsiceramus persönlich?« hatte Cato einem der Wachmänner zugerufen, als die Karawane schon halb an ihnen vorübergezogen war.
    »Quintus Caecilius Metellus Nepos, der Schwager von Magnus!« hatte der Soldat gerufen.
    »Er hat es anscheinend schrecklich eilig«, hatte Catos sarkastische Antwort gelautet.
    Aber der Soldat hatte die Bemerkung ernst genommen. »Ja, er hat es eilig, Wanderer! Er kandidiert für ein Volkstribunat in Rom!«
    Cato war noch eine Weile nach Süden weitergewandert, doch bevor die Sonne am westlichen Himmel versunken war, kündigte er seinen Begleitern an, er werde umkehren.
    »Was ist los?« fragte Munatius Rufus verwundert.
    »Ich muß zurück nach Rom und mich als Volkstribun aufstellen lassen«, sagte Cato entschlossen. »In diesem Kollegium von Tölpeln muß es doch wenigstens einen geben, der dem Kerl das Leben schwermacht — und seinem mächtigen Herrn Pompeius Magnus!«
    Cato hatte sich bei den Wahlen wacker geschlagen; er war hinter Metellus Nepos Zweiter geworden. Und deshalb durfte er sich jetzt erheben, nachdem Metellus Nepos Platz genommen hatte.
    »Der Tod ist die einzig mögliche Strafe!« rief er.
    Der Saal erstarrte, alle Blicke richteten sich verwundert auf Cato. Er nahm es doch so genau mit dem mos maiorum — niemand hatte daran gezweifelt, daß er

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