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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Körpers. Venus hat mich geschaffen, Venus, die auch Rom geschaffen hat.«
    Silanus blickte verwirrt, Cicero verärgert, alle anderen jedoch hörten nachdenklich zu, selbst Cato.
    »Ich verstehe, was unser gelehrter Erster Konsul über das sagt, was er so beharrlich das Senatus Consultum Ultimum nennt — daß unter diesem Dach alle Gesetze und üblichen Verfahrensweisen ihre Gültigkeit verlieren. Ich glaube unserem gelehrten Ersten Konsul, daß sein wichtigstes Anliegen das Wohl Roms ist und daß er eine Gefahr darin sieht, wenn diese selbsterklärten Verräter auf Dauer innerhalb unserer Stadtmauern bleiben. Er will die Angelegenheit so schnell wie möglich erledigen. Nun, das will ich auch! Aber nicht mit einem Todesurteil, das uns in die Zeit der Könige zurückwerfen würde. Mich beunruhigt dabei nicht unser gelehrter Erster Konsul oder irgendeiner der anderen brillanten Männer, die hier unter uns sitzen und bereits Konsuln gewesen sind. Mich beunruhigen nicht die beiden Konsuln des nächsten Jahres oder die Prätoren dieses oder des nächsten Jahres oder alle die Männer, die hier unter uns sitzen und bereits Prätoren gewesen sind oder noch darauf hoffen, einmal Konsul zu werden.«
    Caesar machte eine Pause und wirkte äußerst ernst. »Was mir Sorge bereitet, ist irgendein Konsul in der Zukunft, der in zehn oder zwanzig Jahren sein Amt übernehmen wird. Was für einen Präzedenzfall schaffen wir ihm mit den Dingen, die wir hier und heute beschließen? Ja, auf was für einen Präzedenzfall hat unser gelehrter Erster Konsul sich berufen, als er Saturninus erwähnte? An jenem Tag, als römische Bürger widerrechtlich und ohne Prozeß hingerichtet wurden, da haben diese Männer — und wir alle wissen doch, wer sie waren —, da haben diese selbsternannten Henker einen Tempel geschändet, denn nichts anderes ist unsere Curia Hostilia! Damit haben sie Rom selber geschändet. Ihr Götter, was für ein Beispiel! Aber es ist nicht unser gelehrter Erster Konsul, der mich zu diesen Überlegungen zwingt! Ich denke vielmehr an einen weniger skrupulösen, weniger gelehrten Konsul, den es irgendwann in der Zukunft geben könnte.
    Wir wollen kühlen Kopf bewahren und uns das Problem unvoreingenommen ansehen. Es gibt andere Strafen als die Todesstrafe. Andere Strafen als das Exil in einer luxuriösen Stadt wie Massilia oder Athen. Wie wäre es mit Corfinium oder Sulmo oder einer anderen befestigten Stadt in den italischen Bergen? Jahrhundertelang haben wir unsere gefangenen Könige und Prinzen dort untergebracht. Warum also sollten wir nicht auch die Feinde Roms dort verwahren? Konfisziert ihren Besitz, damit ihr diese Bergnester für den ihnen zugemuteten Ärger fürstlich entschädigen könnt, und sorgt gleichzeitig dafür, daß sie nicht fliehen können. Sie sollen leiden, jawohl! Aber tötet sie nicht!«
    Nachdem Caesar sich gesetzt hatte, sagte niemand ein Wort, nicht einmal Cicero. Schließlich erhob sich der designierte Erste Konsul Silanus. Er wirkte ein wenig verlegen.
    »Gaius Julius, ich glaube, du hast mich mißverstanden, als ich von der >äußersten Strafe< gesprochen habe, und alle anderen haben denselben Fehler gemacht. Ich meinte damit nicht den Tod! Die Todesstrafe ist unrömisch. Nein, ich meinte eigentlich genau das, was du auch meinst. Lebenslange Gefangenschaft in einem Haus, in einer uneinnehmbaren italischen Bergstadt, die man dafür mit dem konfiszierten Vermögen des Gefangenen entschädigt.«
    Und so ging es weiter; jetzt plädierte einer nach dem anderen für eine sichere Verwahrung, die mit der Beschlagnahmung des Besitzes finanziert werden sollte.
    Nachdem alle Prätoren an der Reihe gewesen waren, hob Cicero die Hand. »Es sind zu viele Ex-Prätoren anwesend. Wir können ihnen nicht allen das Wort erteilen. Diejenigen, die nichts Neues zu der Debatte beizutragen haben, mögen mir bitte auf folgende Frage per Handzeichen antworten: Wer ist für die Todesstrafe?«
    Keiner, wie sich herausstellte. Cicero wurde rot vor Zorn.
    »Und wer ist für eine sichere Verwahrung in einer Stadt in Italien und die Konfiszierung des Besitzes?«
    Alle, bis auf einen.
    »Tiberius Claudius Nero, was hast du zu sagen?«
    »Daß es mich empfindlich gestört hat, daß keiner der Redner das Wort Prozeß in den Mund genommen hat. Jeder Römer, ob er ein geständiger Verräter ist oder nicht, hat das Recht auf einen Prozeß. Diese Männer müssen vor Gericht gestellt werden. Aber ich glaube nicht, daß wir sie vor

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