MoR 04 - Caesars Frauen
meine Mutter scheint anzunehmen, daß er es nicht tun wird —, dann hängt ihre Beteiligung an dem Sakrileg ausschließlich an der Aussage einer Sklavin, die selber beteiligt ist«, stellte Caesar nüchtern fest. »Das heißt, daß Pompeia nicht öffentlich verurteilt werden kann.«
»Glaubst du, daß sie beteiligt war, Pontifex Maximus?«
»Nein. Meine Mutter glaubt es auch nicht, und die war dabei. Die Sklavin will ihre eigene Haut retten, was durchaus verständlich ist. Sie weiß noch nicht, daß Bona Dea ihren Tod fordern wird — aber das liegt nicht in unserer Hand. Es ist Sache der Frauen.«
»Und was ist mit Clodius’ Frau und seinen Schwestern?« wollte Vatia Isauricus wissen.
»Meine Mutter hält auch sie für unschuldig.«
»Deine Mutter hat recht«, sagte Catulus. »Keine Römerin würde die Mysterien der Bona Dea entweihen, nicht einmal Fulvia oder Clodia.«
»Trotzdem, ich muß etwas gegen Pompeia unternehmen«, sagte Caesar und rief einen Priester herbei, der eine Wachstafel in der Hand hielt. »Schreib auf: An Pompeia Sulla, Gattin des Gaius Julius Caesar, Pontifex Maximus von Rom: Hiermit lasse ich mich von dir scheiden und schicke dich zu deinem Bruder zurück. Ich erhebe keinen Anspruch auf deine Mitgift.«
Niemand sprach ein Wort; auch nachdem Caesar das kurzgefaßte Dokument zur Unterschrift vorgelegt worden war, wagte es noch keiner, etwas zu sagen.
Erst als es mit Wachs versiegelt und zur Auslieferung ins Domus Publica freigegeben war, meldete sich Mamercus zu Wort.
»Meine Frau ist ihre Mutter, aber sie will Pompeia nicht zurücknehmen.«
»Kein Mensch verlangt das von ihr«, erwiderte Caesar kühl. »Deshalb habe ich ja angeordnet, daß sie zu ihrem älteren Bruder zurückgeschickt wird, ihrem pater familias. Er ist Statthalter in Africa, aber seine Frau lebt hier in Rom. Ob sie wollen oder nicht, sie müssen sie aufnehmen.«
Silanus stellte schließlich die Frage, die allen unter den Nägeln brannte: »Caesar, du hast gesagt, daß du Pompeia von jeder Komplizenschaft freisprichst. Warum läßt du dich dann von ihr scheiden?«
Die blonden Augenbrauen schnellten in die Höhe; Caesar schien über die Frage wirklich verwundert zu sein. »Weil Caesars Frau, wie jeder andere in Caesars Familie, über jeden Verdacht erhaben sein muß«, sagte er.
Und ein paar Tage später, als ihm im Senat die gleiche Frage gestellt wurde, gab er darauf die gleiche Antwort.
Fulvia schlug Publius Clodius ins Gesicht, bis seine Lippe aufgesprungen war und er aus der Nase blutete.
»Dummkopf!« zischte sie bei jedem ihrer Schläge. »Dummkopf! Dummkopf! Dummkopf!«
Er machte gar nicht den Versuch, sich zu wehren oder seine Schwestern um Hilfe zu bitten, die mit ängstlicher Befriedigung zusahen.
»Warum?« fragte Clodia, als Fulvia mit ihm fertig war.
Es dauerte eine Weile, bis er antworten konnte; erst mußten Blut und Tränen gestillt sein. Dann sagte er: »Ich wollte Aurelia und Fabia Schmerz zufügen.«
»Clodius, du hast Rom Schmerz zugefügt! Wir sind verflucht!« schrie Fulvia.
»Ach, was habt ihr bloß?« rief er. »Eine Handvoll Frauen, die ihrem Ärger über die Männer Luft machen wollen! Was soll das? Ich habe die Peitschen gesehen! Ich weiß von den Schlangen! Das Ganze ist ein aberwitziger Unsinn!«
Aber damit hatte er nur noch Öl ins Feuer geschüttet; jetzt gingen die Frauen zu dritt auf ihn los, und wieder wurde Clodius geschlagen und gestoßen.
»Bona Dea«, sagte Clodilla zwischen den Zähnen, »ist keine hübsche griechische Statue! Bona Dea ist so alt wie Rom, sie gehört zu uns, sie ist unsere Gute Göttin. Jede Frau, die bei deiner abscheulichen Tat dabei war und schwanger ist, muß jetzt die Arznei nehmen.«
»Und zu denen«, sagte Fulvia und begann zu schluchzen, »ge höre auch ich.«
»Nein!«
»Doch! Doch! Doch!« schrie Clodia und versetzte ihm einen Tritt. »Ach, Clodius, warum? Es hätte tausend Möglichkeiten gegeben, dich an Fabia und Aurelia zu rächen! Warum ausgerechnet mit einem Frevel? Du bist verdammt!«
»Ich habe nicht lange darüber nachgedacht, ich fand die Idee so ausgezeichnet!« Er versuchte, Fulvias Hand zu ergreifen. »Bitte, füge unserem Kind keinen Schaden zu!«
»Kapierst du immer noch nicht?« kreischte sie und riß sich los. »Du hast unserem Kind geschadet! Es wird mißgebildet und häßlich. Ich muß die Arznei nehmen! Clodius, du bist verflucht!«
»Mach, daß du rauskommst!« schrie Clodilla. »Aber gefälligst auf dem Bauch, wie
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