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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wenig. Aurelia wischte sich mit einer zitternden Hand über die Augen, zog die Schultern hoch und blickte Cornelia Sulla an.
    »Was meinst du, avia?« fragte Pompeias Mutter.
    »Ich glaube, die kleine Doris lügt uns etwas vor.«
    »Das glaube ich auch«, pflichtete Servilia ihr bei.
    »Ich weiß, daß meine arme Tochter ziemlich dumm ist, aber sie ist weder böswillig noch rebellisch, und sie hätte gar nicht den Mut, einem Mann dabei zu helfen, die Bona Dea zu beleidigen.«
    »Aber das wird Rom uns nicht glauben«, sagte Servilia.
    »Du hast recht, Rom wird die Geschichte vom Stelldichein während einer heiligen Zeremonie glauben, weil es eine herrliche Klatschgeschichte ist. Was für ein Alptraum! Der arme Caesar! Das so etwas in seinem Haus passieren mußte. Welch gefundenes Fressen für seine Gegner!« rief Aurelia.
    »Das Ungeheuer hat zwei Köpfe«, meinte Servilia. »Das Sakrileg ist schrecklicher, aber der Skandal wird länger im Gedächtnis bleiben.«
    »Stimmt.« Cornelia Sulla erschauerte. »Könnt ihr euch vorstellen was man sich bereits jetzt entlang der Via Nova erzählt, nach dem Aufruhr hier unten und wo die Dienerinnen längst in den Tavernen unterwegs waren, aus denen sie die Sänftenträger geholt haben? Aurelia, wie können wir der Guten Göttin zeigen, daß wir sie noch lieben?«
    »Ich hoffe, daß Fabia und Terentia eine gute Lösung finden.«
    »Und Caesar? Weiß er es schon?« fragte Servilia, die mit den Gedanken nie weit weg von Caesar war.
    »Cardixa ist ihn suchen gegangen.«
    Cornelia Sulla erhob sich und zog die Augenbrauen hoch — für Servilia ein Zeichen, daß es Zeit zum Gehen war. »Aurelia, du siehst müde aus. Wir können hier nichts mehr tun. Ich gehe nach Hause in mein Bett, und das solltet ihr auch tun.«

    Wie es sich gehörte, kehrte Caesar nicht vor Sonnenaufgang ins Domus Publica zurück. Er ging zunächst in die Regia, um zu beten, ein Opfer zu bringen und im heiligen Kamin ein Feuer zu entfachen. Danach begab er sich in den offiziellen Amtssitz des Pontifex Maximus gleich hinter der Regia, entzündete dort alle Lampen, schickte nach den Priestern der Regia und vergewisserte sich, daß für alle in Rom anwesenden Pontifices Stühle vorhanden waren. Daraufhin ließ er Aurelia rufen, wohl wissend, wie ungeduldig sie auf diesen Ruf wartete.
    Sie sah alt aus. Alt! Seine Mutter?
    »Mutter, es tut mir so leid«, sagte er und half ihr in den bequemsten Sessel.
    »Ich muß dir nicht leid tun, Caesar. Rom sollte dir leid tun. Es ist ein schrecklicher Fluch.«
    »Rom wird sich davon erholen, dafür werden alle priesterlichen Kollegien sorgen. Wichtiger ist, daß du dich erholst. Ich weiß, wieviel es dir bedeutet hat, die Bona Dea zu bewirten. Was für eine dumme, verrückte Geschichte!«
    »Vielleicht könnte man es von einem ungebildeten Kerl aus der Subura erwarten, daß er in seiner betrunkenen Neugier während der Bona Dea über die Mauer klettert, aber bei Publius Clodius kann ich es nicht verstehen! O ja, ich weiß, er ist von diesem Narren Appius Claudius verzogen worden, und ich weiß auch, daß Clodius nur Unfug im Kopf hat. Aber sich als Frau zu verkleiden, um die Bona Dea zu beleidigen? Mit voller Absicht einen Religionsfrevel zu begehen? Er muß wahnsinnig geworden sein!«
    Caesar zuckte die Achseln. »Möglicherweise ist er das, Mater. Es ist eine alte Familie, in die viel hineingeheiratet worden ist. Die Claudii Pulchri haben alle ihre Absonderlichkeiten! Von Pietät haben die noch nie viel gehalten. Denk nur an Claudius Pulcher. Während unseres ersten Krieges gegen Karthago hat er die heiligen Hühner ertränkt und anschließend die Schlacht von Drepana verloren, ganz zu schweigen davon, daß er seine eigene Tochter, die Vestalin, in seiner illegalen Triumphkarosse mitgenommen hat. Ein seltsames Volk. Genial, aber unberechenbar. Und ich glaube, Clodius ist auch so einer.«
    »Die Bona Dea zu schänden, ist weit schlimmer, als eine Vestalin zu schänden.«
    »Nun ja, wenn es nach Fabia geht, hat er beides versucht. Nachdem er sich bei ihr einen Korb geholt hatte, hat er Catilina beschuldigt.« Caesar seufzte, dann hob er wieder die Schultern. »Leider ist Clodius von einem Wahnsinn der gesunden Sorte befallen. Wir können nicht einfach einen Geisteskranken aus ihm machen und ihn einsperren.«
    »Wird er vor Gericht angeklagt?«
    »Da du ihn nun einmal im Angesicht der Frauen und Töchter von Konsularen entlarvt hast, Mater, wird es sich nicht vermeiden

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