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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Magnus? Du glaubst, das wäre denkbar? Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich ihn an mich binden könnte, doch diese Lösung wäre mir nie eingefallen. Du hast wohl recht, wir nehmen sie noch nicht für voll. Als ich nach Hause zurückkehrte, war Brutus da — und sie als Paar zu sehen, war eine Selbstverständlichkeit für mich.«
    »Es wäre eine Möglichkeit, wenn Liebe mit im Spiel ist, andernfalls nicht«, sagte Aurelia. »Überstürze daher nichts und verrate keinem von den beiden — sei es mit Worten oder Blicken — den Grund dieses Treffens.«
    »Nein, nein, natürlich nicht. Wann soll es stattfinden?«
    »Du solltest warten, bis das Gesetz zur Landreform beschlossen ist — wie immer es auch ausgehen mag. Und dräng Pompeius nicht, auch nach dem Treffen nicht.«
    »Julia ist schön und jung, und sie ist eine Julierin. Magnus wird unmittelbar nach dem Essen um ihre Hand anhalten.«
    Aurelia schüttelte den Kopf. »Magnus wird überhaupt nicht fragen.«
    »Und warum nicht?«
    »Aus einem Grund, den mir Sulla enthüllte. Pompeius scheint sich immer schon davor gescheut zu haben, um die Hand einer Prinzessin anzuhalten. Denn das ist unsere Julia, Caesar — eine Prinzessin. Die höchstgeborene in Rom. Nicht einmal eine ausländische Königin wäre ihr in Pompeius’ Augen ebenbürtig. Und deshalb wird er auch nicht an dich herantreten, er hat zu große Angst, er könnte abgewiesen werden. Das jedenfalls war Sullas Meinung — Pompeius würde lieber Junggeselle bleiben, als die Verletzung seiner dignitas in Kauf zu nehmen. Er wartet wohl darauf, von jemandem, der eine solche Tochter hat, gefragt zu werden. Du wirst ihn fragen müssen, Caesar, nicht umgekehrt. Doch dann soll er sich erst einmal richtig nach Julia sehnen. Er weiß, daß sie mit Brutus verlobt ist. Wir werden sehen, was geschieht, wenn sie sich treffen, doch laß es nicht zu bald geschehen.«
    Aurelia stand auf und nahm Pompeius’ Büste von Caesars Schreibtisch. »Ich bringe sie zurück.«
    »Nein, stelle sie auf ein Regal neben ihrem Bett, und gib ihre Kleider fort«, sagte Caesar. Er lehnte sich zurück und schloß zufrieden seine Augen.
    »Sie wird sich gedemütigt fühlen, wenn sie erfährt, daß ich ihr Geheimnis entdeckt habe.«
    »Nicht, wenn du sie dafür tadelst, Geschenke von einem Mädchen wie Junia anzunehmen, das über zuviel Geld verfügt. Auf diese Weise kann sie sich auch weiterhin in Pompeius Magnus’
    Anblick verlieren, ohne ihren Stolz einzubüßen.«
    »Geh schlafen«, sagte Aurelia an der Tür.
    »Das habe ich auch vor. Und dank dir werde ich wie ein vom Singsang der Sirenen betörter Seemann in Tiefschlaf sinken.«
    »Ob du es mit den Alliterationen nicht ein wenig übertreibst?«

    Am zweiten Tag des Januar legte Caesar dem Senat sein Gesetz zur Landreform vor, um es begutachten zu lassen. Dem gesamten Hause schauderte beim Anblick der fast dreißig großen Buchbehälter. Was als normale Länge eines Gesetzestextes galt, schien jetzt, im Vergleich, lächerlich kurz zu sein; die lex Iulia agraria umfaßte gut hundert Kapitel.
    Da es sich bei dem Versammlungsort der Curia Hostilia um einen akustisch ungünstigen Raum handelte, sprach der Erste Konsul in einer hohen Stimmlage; er gab dem Senat von Rom einen bewundernswert knappen und doch umfassenden Abriß dieses gewaltigen Dokuments, das einzig seinen Namen trug. Wie überaus bedauerlich, daß Bibulus sich so unkooperativ verhielt, es hätte sonst eine lex Calpurnia agraria werden können.
    »Meine Schreiber haben dreihundert Abschriften des Gesetzentwurfes angefertigt, mehr waren nicht möglich in der kurzen Zeit«, sagte er. »Es ist aber für je zwei Senatoren eine Abschrift vorhanden, zusätzlich stehen fünfzig für das Volk zur Verfügung. Ich werde draußen vor der Basilica Aemilia einen Stand mit einem Rechtsgehilfen und einem Assistenten einrichten lassen, damit diejenigen Bürger, die den Entwurf sorgfältig lesen und Fragen stellen möchten, hierzu die Gelegenheit erhalten. Im Anhang jeder Abschrift befindet sich eine Zusammenfassung mit sachdienlichen Erläuterungen zu den einzelnen Kapiteln, für den Fall, daß manche Leser oder Fragesteller an gewissen Vorschriften stärker interessiert sind als an anderen.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst!« spöttelte Bibulus. »So etwas würde man ja nicht einmal lesen, wenn es nur halb so lang wäre!«
    »Ich hoffe ernsthaft, daß es jeder lesen wird«, sagte Caesar mit erhobenen Brauen. »Ich will Kritik und

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