MoR 04 - Caesars Frauen
zur Kritik des Gesetzes gelassen, wenn es wirklich so solide ist, wie er sagt. Es wird keine Haken geben.«
»Du willst doch wohl nicht sagen, du befürwortest es?« donnerte Cato.
»Natürlich nicht!« fuhr Bibulus ihn an. »Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, daß es eher boshaft als konstruktiv wirken wird, wenn wir die Annahme des Gesetzes verhindern.«
Cato sah ihn verdutzt an. »Das macht dir doch nichts aus?«
»Eigentlich nicht; doch hatte ich gehofft, es würde sich um eine bearbeitete Version des Textes von Sulpicius oder Rullus handeln — etwas, was wir bemäkeln könnten. Es hat keinen Sinn, sich beim Volk verhaßter zu machen als notwendig.«
»Er ist zu gut für uns«, sagte Metellus Scipio düster.
»Nein, das ist er nicht!« rief Bibulus wütend. »Er wird nicht gewinnen, niemals!«
Fünf Tage später waren die asiatischen publicani Thema der Senatssitzung. Diesmal war Caesar nicht von Körben mit Papier umgeben, er hielt nur eine einzige Schriftrolle in der Hand.
»Die Angelegenheit ist nun seit gut einem Jahr aufgeschoben worden; in dieser Zeit hat eine Gruppe Steuerpächter unsere vorbildliche römische Regierung in vier Ostprovinzen ruiniert — in Asia, Cilicia, Syrien und in Bithynen-Pontus«, sagte Caesar in scharfem Ton.
»Die Summen, die die Zensoren im Namen des Schatzmeisters akzeptiert hatten, sind nicht eingehalten worden. Jeder Tag, an dem dieser schändlicher Zustand anhält, ist ein Tag mehr, an dem man unsere Freunde, die socii der östlichen Provinzen, unbarmherzig schröpft, ein Tag mehr, an dem unsere Freunde, die socii der östlichen Provinzen, den Namen Roms verfluchen. Die Statthalter dieser Provinzen verbringen auf der einen Seite ihre Zeit damit, Abordnungen der aufgebrachten socii zu besänftigen, doch andererseits sind sie dazu verplichtet, Liktoren sowie Truppen aufzutreiben, die die Steuerpächter bei ihren Gaunereien unterstützen. Wir müssen unsere Verluste abschreiben, versammelte Väter, ganz einfach. Ich habe hier einen Gesetzesentwurf für die Volksversammlung, der eine Senkung der Steuereinkommen aus den Ostprovinzen um ein Drittel fordert. Übergebt mir noch heute ein Consultum. Zwei Drittel von etwas ist unendlich besser als drei Drittel von nichts.«
Doch wie erwartet erhielt Caesar kein Consultum. Cato redete die Debatte tot, indem er sich über die Philosophie Zenos ausließ und über die Gewalt, die ihr die römische Gesellschaft im Zuge ihrer Rezeption angetan hatte.
Am folgenden Tage, kurz nach Morgengrauen, berief Caesar die Volksversammlung ein, besetzte sie mit Crassus’ Rittern und ließ über die Angelegenheit abstimmen. »Denn«, so sein Argument, »wenn siebzehn Monate contiones zu diesem Thema nicht genügen, dann werden es auch siebzehn Jahre nicht vollbringen! Heute wird abgestimmt, und das bedeutet, daß die publicani vielleicht in siebzehn Tagen schon entlassen sein könnten.«
Ein Blick auf die Gesichter, die das Komitee füllten, sagte den boni, daß jegliche Opposition so gefährlich wie vergeblich war; als Cato das Wort ergreifen wollte, wurde er ausgebuht, und Bibulus’ Versuch zu sprechen wurde mit drohend erhobenen Fäusten unterbunden. In einer der aktenkundig schnellsten Abstimmungen einigte man sich darauf, die Einnahmen des Schatzamtes aus den Ostprovinzen um ein Drittel zu kürzen; die Menge jubelte Caesar und Marcus Crassus zu, bis sie heiser war.
»Ein Stein fällt mir vom Herzen!« sagte Crassus strahlend.
»Ich wünsche nur, alles würde stets so reibungslos verlaufen«, antwortete Caesar seufzend. »Wenn ich die lex agraria ebenso schnell abhandeln könnte, dann wäre sie bereits verabschiedet, bevor die boni sich auch nur zusammenrotten können. Deine Vorlage war die einzige, für die ich keine contiones einberufen mußte. Die dummen boni haben nicht durchschaut, daß ich die Sache einfach durchziehen würde.«
»Da ist etwas, was mich erstaunt, Caesar.«
»Und das wäre?«
»Die Volkstribunen bekleiden nun ihr Amt bereits seit einem Monat, und doch hast du Vatimus in keinem einzigen Fall eingesetzt. Statt dessen veröffentlichst du deine eigenen Gesetze. Ich kenne Vatinius. Ein guter Klient, so weit bin ich mir sicher, doch wird er dich für jeden Dienst bezahlen lassen.«
»Er wird uns bezahlen lassen, Marcus«, sagte Caesar ruhig.
»Das ganze Forum ist verwirrt. Ein Monat Volkstribunat, und rein gar nichts ist geschehen.«
»Ich habe jede Menge Arbeit für Vatinius und Alfius, doch jetzt noch
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