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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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hatte ein klassisches ovales Gesicht, eine ansehnliche Figur und war von stattlicher Größe. Aber nicht ein Funken Intelligenz leuchtete aus den grasgrünen Pupillen, und die Flächen ihres Gesichts waren glatt wie polierter Marmor. Leer. Haus zu vermieten, dachte Caesar, als er sie, begleitet von einer freudig erregten Festgesellschaft, den ganzen Weg vom Palatin bis zur Wohnung seiner Mutter in der Subura in seinen Armen trug. Er ließ sich die Anstrengung nicht anmerken. Nichts hätte ihn dazu gezwungen, sie zu tragen, es hätte gereicht, sie über die Schwelle ihres neuen Heims zu heben, aber Caesar liebte es nun einmal, seiner Welt zu beweisen, daß er besser als alle anderen war, und das führte gelegentlich zu Kraftakten, die niemand seiner schlanken Gestalt zugetraut hätte.
    Natürlich machte es großen Eindruck auf Pompeia. Den ganzen Weg über kicherte und gurrte sie und warf Caesar Hände voller Rosenblütenblätter vor die Füße. Die Hochzeitsnacht erwies sich als weitaus geringere Anstrengung als der Hochzeitsspaziergang; Pompeia gehörte zu jener Sorte Frauen, die es für völlig ausreichend hielten, sich einfach auf den Rücken zu legen, die Beine breit zu machen und der Dinge zu harren, die da kommen würden. Sicher, so ein schöner Busen und das niedliche Büschel roter Schamhaare — mal was anderes! — bereiteten ihm ein gewisses Vergnügen, aber sie hatte kein Feuer! Sie war nicht einmal dankbar, und das, dachte Caesar, stellte sogar die arme Atilia über sie, obwohl Atilia nur ein farbloses, flachbrüstiges Geschöpf war, ausgelöscht bereits nach fünf Jahren Ehe mit diesem grauenhaften jungen Cato.
    »Hättest du gern eine Stange Sellerie?« fragte er Pompeia und stützte sich auf seinen Ellbogen, um sie ansehen zu können.
    Sie klimperte ein paarmal mit den unverschämt langen, dunklen Wimpern. »Eine Stange Sellerie?« fragte sie unsicher.
    »Damit du was zum Knabbern hast, während ich mich abmühe«, sagte er. »Du hättest etwas zu tun, und ich könnte dir dabei zuhören.«
    Pompeia kicherte, weil irgendein liebestoller Knabe einmal zu ihr gesagt hatte, ihr Lachen habe einen wunderbaren Klang, wie Wasser, das über die Kiesel in einem Bachbett plätschert. »Ach, du bist albern«, sagte sie.
    Er ließ sich zurückfallen, aber nicht auf sie. »Du hast recht«, sagte er. »Ich bin wirklich albern.«
    Und am nächsten Morgen erklärte er seiner Mutter: »Rechne nicht damit, mich hier oft zu sehen, Mater.«
    »Ach je«, sagte Aurelia gelassen. »So schlimm?«
    »Da mach ich’s mir lieber selber!« stellte er unbarmherzig fest und lief hinaus, bevor er sich einen Rüffel für die rüde Ausdrucksweise einhandelte.
    Verwalter der Via Appia zu sein, stellte wesentlich höhere Anforderungen an seinen Geldbeutel, als er geglaubt hatte, auch wenn er von seiner Mutter gewarnt worden war. Die große Straße, die Rom mit Brundisium verband, schrie förmlich nach sorgfältiger Pflege, weil sie nie richtig instand gehalten worden war. Auch wenn sie die Marschtritte zahlloser Armeen und die Räder ungezählter Gepäckkarren hatte ertragen müssen — sie war so alt, daß man sie als etwas Selbstverständliches hingenommen hatte. Besonders hinter Capua befand sie sich in einem erbarmungswürdigen Zustand.
    Die Quästoren des Schatzamtes waren in jenem Jahr besonders verständnisvoll, und das, obwohl der junge Caepio einer von ihnen war. Caepios Verbindung zu Cato und den boni hatte Caesar befürchten lassen, endlose Kämpfe um Zuschüsse ausfechten zu müssen. Zuschüsse standen ihm zu, nur reichten sie nicht aus. Und als die Kosten für den Brückenbau und die Erneuerung des Belags die öffentlichen Zuschüsse überstiegen, zahlte Caesar aus eigener Tasche dazu. Daran war nichts Ungewöhnliches; Rom hatte schon immer auf private Spenden gebaut.
    Die Arbeit gefiel ihm außerordentlich gut, deshalb überwachte er sie persönlich und kümmerte sich auch um die technischen Belange. Nachdem er Pompeia geheiratet hatte, kam er nur noch selten nach Rom. Natürlich verfolgte er Pompeius’ Fortschritte in seinem fabelhaften Feldzug gegen die Piraten, und er mußte zugeben, daß er es selbst kaum besser gemacht hätte. Sogar Pompeius’ Nachsicht und Großzügigkeit fanden Caesars Beifall. Der Krieg zog sich an der cilicischen Küste entlang, und Pompeius entledigte sich tausender Gefangener, indem er sie in verlassenen Städten weit im Landesinneren ansiedelte. Er hatte tatsächlich alles richtig gemacht, er

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