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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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vollster Zufriedenheit erledigt hatte. Er wollte sich so schnell wie möglich von Pompeius verabschieden, bevor dieser ihm noch irgendwelche Fragen stellen konnte, auf die er nicht vorbereitet worden war.
    »Du siehst nicht gerade glücklich aus«, bemerkte Pompeius, als er Scipio zur Tür begleitete.
    Was konnte er darauf antworten, ohne sich aufs Glatteis zu begeben? Metellus Scipio dachte angestrengt nach, dann entschied er sich für die Wahrheit. »Ich bin auch nicht glücklich«, sagte er.
    »Warum nicht?«
    »Plancus Bursa verkündet gerade überall, daß er mich wegen Bestechung im Wahlkampf anklagen will.«
    »Will er das tatsächlich?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Ach, du liebe Güte!« rief Pompeius besorgt aus. »Das können wir nicht zulassen! Wenn ich erst consul sine collega bin, Scipio, ist die Sache schnell vom Tisch.«
    »Meinst du?«
    »Natürlich! Sei unbesorgt! Ich habe für unseren Freund Plancus Bursa noch etwas in petto. Nicht, daß er wirklich mein Freund wäre — du weißt, was ich meine.«
    Metellus Scipio fiel ein Stein vom Herzen. »Ich werde immer dein Freund sein, Magnus!«
    »Schön!« sagte Pompeius zufrieden und öffnete Scipio die Tür. »Ach übrigens, hättest du Lust, morgen abend zum Essen zu kommen, Scipio?«
    »Ich würde mich freuen!«
    »Und meinst du, die arme kleine Cornelia Metella hätte Lust, dich zu begleiten?«
    »Ich bin sicher, sie würde sich freuen.«
    Pompeius schloß die Tür hinter seinem Besucher und schlenderte in sein Arbeitszimmer zurück. Wie nützlich es doch war, einen gefügigen Volkstribun zu haben, von dem niemand vermutete, daß er ein solcher war! Plancus Bursa war ein ausgezeichneter Mann, und er war wirklich sein Geld wert.
    Vor seinem geistigen Auge tauchte Cornelia Metella auf. Er unterdrückte einen Seufzer. Nein, sie war keine Julia. Und sie sah wirklich aus wie ein Kamel. Sie war zwar nicht häßlich, aber unerträglich eingebildet. Sagte kein vernünftiges Wort, auch wenn sie die ganze Zeit redete. Wenn sie nicht über Zenon oder Epikur sprach, deren Philosophie sie ablehnte, sprach sie über Platon oder Thukydides. Von Possen undSchwänken hielt sie nichts, sie verachtete sogar die Komödien des Aristophanes. Na ja... es würde schon gehen. Aber er würde Metellus Scipio nicht um sie bitten — Metellus Scipio mußte ihn bitten. Was ein Julius Caesar getan hatte, konnte ein Metellus Scipio allemal!
    Caesar, der keine zweite Tochter oder Nichte hatte! Er würde auch noch drankommen! Der consul sine collega war genau der richtige Mann, um ihn dranzukriegen. Caesar hatte seine lex tribunis plebis bekommen, das hieß aber noch lange nicht, daß jetzt alles wie am Schnürchen für ihn laufen würde. Gesetze konnte man nämlich wieder abschaffen oder durch spätere Gesetze einschränken oder aufheben. Aber vorerst sollte Caesar sich ruhig in Sicherheit wiegen.

    Am achtzehnten Tag des Zusatzmonats Mercedonius beantragte Bibulus im Senat, der auf dem Marsfeld tagte, Gnaeus Pompeius Magnus als einzigen Kandidaten für das Konsulat aufzustellen. Interrex war an diesem Tag Servius Sulpicius Rufus; er hörte sich die Reaktionen der Senatoren ernst und würdevoll an.
    »Das ist gegen die Verfassung!« schrie Caelius von der Bank der Tribunen, ohne aufzustehen. »Ein Konsul ohne Amtskollege ist nicht vorgesehen! Warum macht ihr Pompeius nicht gleich zum Diktator? Dann habt ihr, was ihr wollt!«
    »Jede einigermaßen legale Regierung ist besser als gar keine Regierung — vorausgesetzt, der Regierende kann für seine Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden«, sagte Cato. »Ich bin dafür.«
    »Ich rufe den Senat zur Abstimmung auf«, sagte Servius Rufus. »Wer dafür ist, daß Gnaeus Pompeius als consul sine collega kandidiert, geht bitte nach rechts, wer dagegen ist, nach links.«
    Unter den wenigen Männern, die nach links gingen, war auch Brutus, der an seiner ersten Senatssitzung teilnahm. »Ich kann nicht für den Mann stimmen, der meinen Vater getötet hat!« sagte er laut mit trotzig vorgerecktem Kinn.
    »Also gut«, sagte Servius Rufus, als er sah, daß die meisten Senatoren rechts von ihm standen. »Dann berufe ich die Zenturiatskomitien zur Wahl ein.«
    »Warum denn die ganze Mühe?« schrie Milo, der ebenfalls links stand. »Dürfen andere Kandidaten denn auch als consul sine collega kandidieren?«
    Servius Rufus hob die Brauen. »Gewiß, Titus Annius.«
    »Warum sparen wir nicht einfach Zeit, Geld und den Gang zur Saepta?« fuhr Milo

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