MoR 05 - Rubikon
Arecomicer, einem Stamm der Volcer, denen Gerüchte über einen Krieg zwischen ihren nördlichen Nachbarn, den Cadurcern und Rutenern, zu Ohren gekommen waren. An der Romtreue der Arecomicer und ihrem unbedingten Gehorsam gegenüber Caesar bestand nicht der leiseste Zweifel.
In Ambrussum stießen sie auf einen Trupp Helvier vom Westufer des Rhodanus. Die Helvier waren auf dem Weg nach Narbo, wo sie einen Römer zu finden hofften, der ihnen einen Rat geben konnte. Sie wurden von ihren Duumvirn angeführt — Vater und Sohn, denen Gaius Valerius das römische Bürgerrecht verliehen hatte. Außer ihren gallischen Namen Caburus und Donnotaurus trugen deshalb beide den Namen Valerius.
»Vercingetorix hat bereits Gesandte zu uns geschickt«, sagte Donnotaurus, der Sohn, besorgt. »Er hat wohl erwartet, daß wir uns seinem Völkerbund sofort anschließen würden. Als wir jedoch ablehnten, erklärten seine Gesandten, wir würden früher oder später noch auf Knien darum bitten, beitreten zu dürfen.«
»Danach erfuhren wir, daß Lucterius die Rutener angegriffen hat und Vercingetorix persönlich gegen die Biturigen gezogen ist«, fügte der Vater hinzu. »Da verstanden wir plötzlich: Wenn wir uns nicht anschließen, werden wir dafür büßen müssen.«
»Das werdet ihr zweifelsohne«, sagte Caesar. »Es wäre Unsinn, euch etwas anderes erzählen zu wollen. Werdet ihr im Falle eines Angriffs eure Meinung ändern?«
»Nein«, erklärten Vater und Sohn einstimmig.
»Dann geht nach Hause und bewaffnet euch. Bereitet euch auf alles vor. Seid versichert, daß ich helfen werde. Allerdings kann es sein, daß all meine verfügbaren Truppen gerade in einer größeren Schlacht gebraucht werden, so daß es möglicherweise einige Zeit dauert, bis Hilfe kommt. Aber sie kommt auf alle Fälle, deshalb müßt ihr standhalten. Vor vielen Jahren habe ich die Einwohner der Provinz Asia bewaffnet und zum Kampf gegen Mithridates aufgefordert, weil keine römische Armee in der Nähe war. Die Asiaten schlugen die Feldherrn von König Mithridates auch ohne Hilfe. Genauso könnt ihr die Gallier schlagen.«
»Wir werden standhalten«, versicherte Caburus grimmig.
Plötzlich lächelte Caesar. »Ihr seid ja gar nicht ohne jede Hilfe! Ihr habt in römischen Hilfsiegionen gedient und beherrscht die römische Kriegskunst. Und was ihr an Waffen und sonstiger Kriegsausrüstung braucht, steht euch zur Verfügung. Mein Stellvertreter Lucius Caesar folgt mir in nicht allzu großem Abstand. Überschlagt, was ihr braucht, und fordert es in meinem Namen von ihm. Befestigt eure Städte, und bereitet euch darauf vor, auch die Dörfler aufzunehmen. Setzt keinesfalls unnötig Menschenleben aufs Spiel.«
»Wie wir noch gehört haben, versucht Vercingetorix, seine Pläne den Allobrogern schmackhaft zu machen.«
»Sieh an!« Caesar runzelte die Stirn. »Zuzutrauen wäre es ihnen, daß sie darauf eingehen. Es ist noch nicht lange her, daß sie uns aufs heftigste bekämpft haben.«
»Wahrscheinlich werden die Allobroger zwar aufmerksam zuhören, sich anschließend jedoch unter dem Vorwand, über das Angebot gründlich beraten zu müssen, monatelang zurückziehen«, meinte Caburus. »Je mehr Vercingetorix sie drängt, desto mehr Ausflüchte werden sie gebrauchen. Sie werden bestimmt nicht mit Vercingetorix zusammengehen, glaube uns.«
»Warum nicht?«
»Wegen dir«, erwiderte Donnotaurus, einigermaßen verwundert über die Frage. »Seitdem du die Helvetier in ihr Land zurückgeschickt hast, fühlen sich die Allobroger viel sicherer. Außerdem haben sie ungestört das Land um Genava besetzen können. Sie wissen genau, welche Seite siegen wird.«
In Narbo herrschte bei Caesars Ankunft bereits helle Panik, die jedoch wieder zurückging, als er begann, Vorkehrungen zur Verteidigung zu treffen. Er ließ die Miliz antreten, ließ den ebenfalls zu den Volcern gehörenden Tectosagen bei Tolosa ausrichten, sie sollten dasselbe tun, und zeigte den Duumvirn, die die Stadt regierten, wo sie die Befestigungen verstärken mußten. In der gewaltigen Festung Carcasso befand sich das größte Waffenarsenal im Westen der Provinz. Sobald damit begonnen wurde, die Waffen und anderes Kriegsgerät an die Bevölkerung zu verteilen, beruhigten sich die Menschen und schöpften wieder Hoffnung.
Zuvor hatte Caesar bereits Kuriere zu Pompeius’ Legaten in die spanischen Provinzen geschickt, nach Tarraco, dem Hauptqartier von Lucius Afranius, und nach Corduba zu Marcus Petreius. Die
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