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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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erfahren, wie wir überhaupt dazu kamen, einen arvernischen Druiden zu entführen, anstatt uns — wie Vercingetorix annimmt — gemütlich zurückzulehnen und die Winterruhe zu genießen? Daran, Caesar, ist einzig und allein der Haeduer Litaviccus schuld. Er besuchte mich seit Anfang Februar mehrmals; immer war er rein zufällig gerade in der Gegend und schaute auf dem Rückweg etwa von einer Hochzeit mal eben herein. Ich dachte mir nichts dabei, bis er eines Tages zu mir sagte, Vercingetorix würde jetzt in Gergovia »herrschen«. Als ich ihn auf dieses Wort festnageln wollte, machte er zwar prompt einen Rückzieher, für meinen Geschmack allerdings zu hastig. S S obald ich ihn verabschiedet hatte, schrieb ich den ersten Brief an Dich.
    Auch wenn ich keinen konkreten Beweis dafür habe, daß die Haeduer Vercingetorix’ Plan eines vereinigten Gallien unterstützen wollen, solltest Du auf der Hut sein, Caesar. Mein Gefühl sagt mir, daß die Haeduer irgendwie mit drinhängen, vielleicht nicht die Vergobreten, aber zumindestens die Jüngeren wie Litaviccus. Die Biturigen haben die Haeduer um Hilfe gegen Vercingetorix gebeten, und die Haeduer haben Litaviccus zu mir geschickt, damit er mir das sagt und anfragt, ob ich etwas dagegen habe, wenn sie der Bitte nachkommen. Ich sagte ihm, daß sie das, solange es nur um interne Querelen ginge, von mir aus ruhig tun könnten.
    Doch jetzt, in diesem Moment, erfahre ich, was es mit dieser Armee in Wirklichkeit auf sich hatte. Die Haeduer hatten sich stark bewaffnet zu den Biturigen in Marsch gesetzt, als sie aber das Ostufer des Liger erreichten, hielten sie an und machten keine Anstalten, den Fluß zu überqueren. Nachdem sie einige Tage abgewartet hatten, marschierten sie wieder zurück. Gerade war Litaviccus hier. Er hat mir erklärt, warum die Haeduer den Biturigen angeblich nicht helfen konnten. Cathbad soll davor gewarnt haben; das Ganze sei eine Verschwörung zwischen Biturigen und Arvernern, die Haeduer hätten in dem Moment, in dem sie den Liger überquerten, überfallen werden sollen.
    Wenn Du mich fragst, Caesar, klingt das alles viel zu plausibel, um wahr zu sein, obwohl ich selbst nicht weiß, warum ich das denke. Meine Kollegen sind derselben Meinung, allen voran Quintus Cicero, der einen siebten Sinn für so etwas zu haben scheint.
    Du wirst schon wissen, was zu tun ist, und vielleicht werden wir erst erfahren, was Du planst, wenn Du vor uns stehst. Ich kann nicht glauben, daß eine Horde Gallier, ob mit oder ohne Haeduer, Dich davon abhalten könnte, nach Belieben mit uns zusammenzutreffen. Jedenfalls versichere ich Dir, daß wir von heute bis zum Sommer in ständiger Alarmbereitschaft sein werden. Unter dem Vorwand, die sanitären Zustände im Lager seien plötzlich unerträglich geworden, ist Fabius mit seinen beiden Legionen zu einem neuen Lagerplatz in der Nähe von Bibracte am Oberlauf der Icauna gezogen, in die Nähe der Quelle, wenn Du das wissen mußt. Die Haeduer scheinen sich über den Umzug gefreut zu haben, aber wer weiß? Ich bin ihnen gegenüber jedenfalls mißtrauisch geworden.
    Falls Du Nachrichten oder Truppen nach Agedincum schicken oder selbst kommen willst, raten wir Dir alle, einen großen Bogen um das Gebiet der Haeduer zu machen und statt dessen von Genava nach Vesontio und von dort durch lingonisches Gebiet nach Agedincum zu marschieren. Ich bin wirklich froh, daß wir Quintus Cicero haben. Aufgrund seiner Erfahrungen mit den Nerviern ist er für uns von unschätzbarem Wert.
    Wie Labienus uns wissen ließ, bleibt er, solange er nichts von Dir hört, mit seinen beiden Legionen dort, wo er jetzt ist. Auch er hat die Truppen verlegt und vor Bibrax, dem oppidum der Remer, Quartier bezogen. Da hinter dem Aufstand zweifellos in erster Linie die Kelten Zentral-Galliens stecken, hielten wir es für das beste, die Lager an einer Stelle aufzuschlagen, von der aus wir sie jederzeit angreifen können. Auf die Belgen, ob mit oder ohne Commius, können wir nicht mehr zählen.
    Nachdem Caesar den Brief laut vorgelesen hatte, herrschte Schweigen. Zwar hatte Trebonius bereits in seinem ersten Brief Andeutungen gemacht, aber erst jetzt hatten sie Gewißheit.
    »Als erstes kümmern wir uns um die römische Provinz«, entschied Caesar. »Die Fünfzehnte soll ihre zwei freien Tage haben, aber danach marschiert sie ohne Pause nach Narbo. Ich reite schon voraus, denn wahrscheinlich ist überall Panik ausgebrochen und niemand kümmert sich um die Organisation

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