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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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in dieser Hitze das Feuer ausmachen mußt?«
    »Ich habe den Riemen an meinem Helm nicht festgeschnallt, Feldherr.«
    Caesar bückte sich und hielt mit der rechten Hand eine kleine Papyrusrolle an ein rauchendes, noch schwach glimmendes Holzscheit. Das Papier fing Feuer. Caesar richtete sich wieder auf und behielt die brennende Rolle in der Hand, bis die Flammen seine Finger einhüllten. Erst als es zu schwerelosen schwarzen Flocken zerfiel, ließ er los.
    »Paß immer gut auf deine Ausrüstung auf, Soldat, sie ist das einzige zwischen dir und einem Speer der Cassier.« Schon im Gehen rief er ihm über die Schulter noch lachend zu: »Nein, nicht alles, Soldat! Dazu kommen noch dein Mut und deine römische Gesinnung. Sie machen dich wirklich stark. Aber ein Helm, der gut auf deinem Schädel sitzt, schützt deine Gesinnung!«
    Der junge Legionär starrte dem Feldherrn mit offenem Mund nach. Das Feuer hatte er vollkommen vergessen. Was für ein Mann! Caesar hatte mit ihm geredet wie mit einem ganz normalen Menschen! So freundlich und in seinem Dialekt. Dabei hatte er sicher nie selbst als gemeiner Soldat gedient! Woher wußte er dann, wie Soldaten sprachen? Grinsend rechte er das Feuer weiter zusammen und stampfte dann die Asche aus. Caesar wußte es, so wie er alle Zenturionen seiner Armee mit Namen kannte; er war eben Caesar.

    Für einen Briten war die Hauptfestung des Cassivellaunus und seines Stammes der Cassier uneinnehmbar. Sie stand auf einer steilen, runden Anhöhe, umgeben von gewaltigen, mit Palisaden verstärkten Erdwällen. Die Römer hatten sie bisher nicht finden können, da sie inmitten eines riesigen, undurchdringlichen Waldes lag, doch Mandubracius und Trinobellunus führten Caesar auf dem schnellsten Wege hin.
    Cassivellaunus war verschlagen. Nach der ersten offenen Feldschlacht, die er verloren hatte, als die Haeduer ihren Schrecken vor seinen Kriegswagen überwunden und entdeckt hatten, daß man mit ihnen leichter fertig wurde als mit germanischen Reitern, hatte er eine des großen Zauderers Fabius würdige Hinhaltetaktik eingeschlagen. Er entließ seine Fußsoldaten und folgte der römischen Heereskolonne statt dessen mit viertausend Streitwagen. Führte der Marsch die Römer durch Wald, brachen die Wagen unerwartet zwischen den Bäumen hervor, zwischen denen kaum Platz für sie war, und griffen Caesars Legionäre an, die angesichts dieser archaischen Kriegsgeräte von Panik ergriffen wurden.
    Sie waren auch unbestreitbar furchteinflößend. Rechts vom Fahrer stand der Krieger, den Speer wurfbereit in der rechten, weitere Speere in der linken Hand. Sein Schwert steckte in einer Scheide, die an der kurzen, geflochtenen Wagenwand rechts von ihm befestigt war. Er kämpfte fast nackt, vom unbedeckten Kopf bis zu den bloßen Füßen mit wilden Spiralmustern in blauer Farbe bedeckt. Wenn er seine Speere geworfen hatte, zog er das Schwert und lief mit akrobatischem Geschick auf der Stange zwischen den beiden kleinen Pferden, die den Wagen zogen, nach vorn, während der Fahrer den Wagen in die römischen Soldaten hineinlenkte. Von dem erhöhten Standplatz auf der Stange sprang er dann zwischen die trabenden Hufe und schlug mit seinem Schwert ungehindert zu, während die Soldaten den auf sie zurasenden Hufen auswichen.
    Doch als Caesar jenen letzten Marsch auf die cassische Festung antrat, hatten seine geduldigen Legionäre von Britannien, Streitwagen und gekürzten Essensrationen endgültig genug, von der schrecklichen Hitze ganz zu schweigen. Sie waren Hitze gewohnt; sie konnten mit nur einem gelegentlichen Tag Pause fünfzehnhundert Meilen in größter Hitze marschieren, bepackt mit fünfzehn Kilogramm schwerem Gepäck an einem über die linke Schulter geschwungenen gegabelten Stock und unter dem Gewicht eines zehn Kilo schweren, knielangen Kettenpanzers, der durch den Gürtel, an dem Schwert und Dolch hingen, an den Hüften gehalten wurde, um die Schultern von einem Teil seines Gewichts zu entlasten. Doch was sie nicht gewohnt waren, war die übergroße Schwüle. Sie hatte das Marschtempo auf dieser zweiten Expedition so sehr verlangsamt, daß Caesar die geplanten Tagesetappen neu hatte berechnen müssen. Waren in Italia und den spanischen Provinzen bei normaler Hitze dreißig und mehr Meilen am Tag möglich, so waren es in britannischer Hitze nur fünfundzwanzig.
    An diesem Tag war das Wetter allerdings erträglicher. Sie hatten die Trinobanten und eine kleine Abteilung Fußsoldaten im Lager als

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