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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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den Haeduern durchaus bewußt, beschloß jedoch, sie vorläufig zu ignorieren. Wenn Gallien erst von Rom und Caesar befreit war, würde er seine Energie der Verteidigung seines Anspruchs auf die Krone widmen.
    »Jedes Volk schickt zehn hochrangige Geiseln nach Gergovia«, befahl der König von Gallien. Er hatte vor der Versammlung mit Cathbad über dieses Thema gesprochen. Ein Beweis des Mißtrauens, hatte Cathbad eingewandt. Eine kluge Vorsichtsmaßnahme, hatte Vercingetorix ihm entgegengehalten.
    »Ich will das Heer vor der allgemeinen Versammlung in Carnutum nicht vergrößern, denn ich habe nicht vor, Caesar in einer offenen Schlacht entgegenzutreten. Doch fordere ich als euer König von euch fünfzehntausend zusätzliche Reiter, und zwar sofort. Mit ihnen und den Reitern, die mir bereits unterstehen, werde ich verhindern, daß die Römer auf der Suche nach Proviant durch die Gegend ziehen.«
    Seine Stimme wurde lauter. »Darüber hinaus verlange ich von euch ein Opfer. Ich befehle allen Völkern, sämtliche Dörfer, Ställe und Scheunen, die an Caesars Marschroute liegen, niederzubrennen. Die von uns, die von Anfang an dabei sind, haben das bereits getan. Jetzt aber befehle ich es auch den Haeduern, Mandubiern, Ambarrern, Sequanern und Segusiavern. Meine anderen Völker werden denen, die hungern müssen, damit die Römer hungern, von ihren Vorräten abgeben.«
    »Hast du das gehört?« zischte Litaviccus. »>Ich befehle<, Meine anderen Völker!<«
    »Nur so können wir siegen«, fuhr Vercingetorix fort. »Heldenmut auf dem Feld reicht nicht aus. Wir kämpfen weder gegen Feiglinge noch gegen skandinavische Berserker, noch gegen Dummköpfe. Unser Gegner ist stark, tapfer und klug. Folglich müssen wir mit sämtlichen Waffen kämpfen, die uns zur Verfügung stehen. Wir müssen stärker, tapferer und klüger sein. Wir werden unseren heiligen Boden aufreißen, die Ernte unterpflügen und alles verbrennen, was Caesars Armee als Nahrung dienen oder sonst irgendwie nützen könnte. Ein hoher Preis, der sich jedoch lohnt, Gallier. Denn unser Lohn ist die Freiheit, die wahre Unabhängigkeit, das eigene Land! Für freie Menschen in einem freien Land!«
    »Für freie Menschen in einem freien Land!« brüllten die Gallier und trampelten mit den Füßen auf die Holzdielen des Fußbodens, daß es nur so donnerte; und schließlich fanden die Füße einen gemeinsamen Rhythmus und stampften einen kriegerischen Trommelwirbel, während Vercingetorix auf sie herabstarrte. Auf seinem Kopf funkelte die Krone.
    »Litaviccus«, befahl er, »schicke zehntausend Fußsoldaten der Haeduer und achthundert Reiter ins Gebiet der Allobroger und bekriege sie solange, bis sie sich uns anschließen.«
    »Verlangst du, daß ich sie persönlich anführe?«
    Vercingetorix lächelte. »Mein lieber Litaviccus, du bist viel zu wertvoll, um an die Allobroger verschwendet zu werden. Einer deiner Brüder wird diese Aufgabe übernehmen.«
    Er hob die Stimme. »Wie ich erfahre, beginnen die Römer, in ihre Provinz abzuziehen! Unser Sieg in Gergovia hat diese Wende ausgelöst!«

Caesars Armee war wieder vereint. Die Fünfzehnte Legion hatte er aufgelöst und mit den inzwischen kampferprobten Legionären die anderen zehn Legionen aufgefüllt, vor allem die stark dezimierte Achte. Mit Labienus, Trebonius, Quintus Cicero, Fabius, Sextius, Hirtius, Decimus Brutus, Marcus Antonius und einigen anderen Legaten sowie dem gesamten Troß marschierten sie von Agedincum nach Osten ins Land der romtreuen Lingonen.
    »Wir wären eine verlockend fette Beute«, sagte Caesar zufrieden zu Trebonius. »Zehn Legionen, sechstausend Reiter, dazu die gesamte Ausrüstung.«
    »Wobei zweitausend Reiter Germanen sind«, schmunzelte Trebonius und drehte sich zu Labienus um. »Na, was hältst du von unserer neuen germanischen Reiterei, Titus?«
    »Sie ist wahrhaftig jeden Sesterz wert, der für ihre Aufstellung bezahlt wurde«, brummte Labienus und entblößte seine Pferdezähne. »Obwohl unsere gekränkten Militärtribunen dich dafür nicht gerade lieben werden, Caesar!«
    Caesar lachte. Sechzehnhundert Germanen hatten in Agedincum auf sie gewartet, und Trebonius hatte sich mächtig dafür ins Zeug gelegt, daß ihre Klepper gegen remische Schlachtrösser eingetauscht wurden. Nicht, daß die Remer sie nicht hätten herausrücken wollen, im Gegenteil. Sie bekamen für ihre Pferde derart überzogene Preise, daß sie sich gern von allen bis auf die Zuchttiere trennten, nur hatten sie

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