MoR 05 - Rubikon
Kundschafter?«
»Daß Vercingetorix sich in die Festung zurückgezogen hat, Caesar, zusammen mit achtzigtausend Fußsoldaten und zehntausend Reitern. Die Reiter scheinen allerdings außerhalb der Mauern, am östlichen Rand des Plateaus, zu lagern. Wenn du es selbst sehen willst — man kann an den östlichen Rand hinreiten, es ist nicht gefährlich.«
»Willst du damit sagen, ich würde nicht hinreiten, wenn es gefährlich wäre?«
Trebonius starrte ihn an. »Nach all den Jahren? Natürlich nicht! Entschuldige, daß ich mich so verquer ausgedrückt habe.«
Caesar, der auf einem gewöhnlichen germanischen Pferd saß, riß den Kopf des Tieres unsanft herum und trat ihm mehrmals mit den Fersen in die Rippen, bis es sich in Bewegung setzte.
»Auwei! Warum ist er denn so gereizt?« flüsterte Decimus Brutus.
»Weil er gehofft hat, es wäre nicht so schlimm wie in seiner Erinnerung«, sagte Fabius.
»Warum ist er deshalb schlecht gelaunt? Er kann Alesia doch sowieso nicht erobern«, meinte Antonius.
Labienus lachte laut. »Das glaubst auch nur du, Antonius! Trotzdem bin ich froh, daß wir dich haben. Mit deinen breiten Schultern wirst du gut graben können.«
»Graben?«
»Graben, graben und nochmals graben.«
»Aber doch nicht seine Legaten!«
»Kommt ganz darauf an, wieviel wir graben müssen. Wenn er anfängt zu graben, graben wir auch.«
»Allmächtige Götter, ich diene unter einem Verrückten!«
»Ich wünschte, ich wäre nur halb so verrückt«, sagte Quintus Cicero wehmütig.
Hintereinander ritten die Legaten hinter Caesar an dem an der Südseite Alesias vorbeifließenden Fluß entlang. Von hier sah Antonius, wie felsig und groß das Plateau war — es erstreckte sich von West nach Ost über eine gute Meile. Zwar konnte man leicht hinaufklettern, allerdings nicht im Sturmangriff. Oben angekommen, wäre man außer Atem gewesen und außerdem ein leichtes Ziel für Speerwerfer oder Bogenschützen auf der Mauer. Das eine halbe Meile breite östliche Ende stellte vor ähnliche Probleme.
»Sie waren vor uns da.« Caesar zeigte zum Fuß des Osthangs, von wo sich der Weg zur Festung hinaufschlängelte.
Die Gallier hatten zwischen den Ufern der beiden Flüsse im Norden und Süden einen sechs Fuß hohen Wall errichtet und davor einen Wassergraben gezogen. Ein Stück hinter dem Hauptwall führten zwei kürzere Wälle an der nördlichen und südlichen Flanke der Anhöhe hinauf.
Als die gallischen Reiter die Römer sahen, riefen sie und lachten höhnisch. Caesar lächelte und winkte ihnen zu. Doch das Gesicht, das die Legaten sahen, war keineswegs freundlich.
Als sie zu dem kleinen Tal im Westen zurückkehrten, bauten die Legionäre bereits, wie sie es gewohnt waren, ihre Lager auf.
»Provisorische Lager genügen, Fabius«, sagte Caesar. »Ordentlich aufgebaut, aber nicht mehr. Wozu Energie für etwas aufwenden, das wir, wenn wir hier siegen, ohnehin nur kurze Zeit bewohnen werden.«
Die Legaten schwiegen.
»Quintus, du organisierst das Fällen der Bäume. Fang gleich morgen früh damit an. Und werft die Äste nicht weg, wir brauchen spitze Pfähle. Fällt junge Bäume für Brustwehr, Zinnen und Schutzwände der Türme. Sextius, du gehst mit der Sechsten auf Proviantsuche. Bring alles mit, was du auftreiben kannst. Ich brauche auch Holzkohle, also sieh zu, daß du welche findest — nicht zum Härten der angespitzten Pfähle, dafür müßte normales Feuer ausreichen, aber um das Eisen, das wir haben, zu bearbeiten. Antistius, du kümmerst dich um das Eisen. Die Schmiede sollen ihre Öfen aufbauen und die Gußformen für die Stachelstöcke auspacken. Sulpicius, du bist für die Schanzarbeiten zuständig, und du, Fabius, baust Brustwehr, Zinnen und Schutzwände. Antonius, du bist als Quartiermeister dafür zuständig, daß die Soldaten mit dem Notwendigen versorgt sind. Ich erkenne dir die Bürgerrechte ab, verkaufe dich in die Sklaverei und lasse dich kreuzigen, wenn du deine Arbeit nicht gut machst. Labienus, du kümmerst dich um die Verteidigung. Versuch, möglichst nur mit Reiterei auszukommen, die Legionäre brauche ich zum Bauen. Trebonius, du bist mein Stellvertreter und bleibst ständig an meiner Seite. Decimus und Hirtius, ihr bleibt ebenfalls bei mir. Ich brauche für mindestens dreißig Tage Proviant, ist das klar?«
Antonius fragte für die anderen. »Was ist geplant?«
Caesar sah seinen Stellvertreter an. »Was ist geplant, Trebonius?«
»Wir bauen einen Wall um Alesia herum«, antwortete
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